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Erschienen in der Frankenpost am 24.09.2008 

„Projekt-Mutter“
Bettina Zschätzsch

Schulbegleitung | Der Freistaat Bayern beteiligt sich finanziell an dem Projekt, das benachteiligten Schülern unter die Arme greift, und auch die Stadt Hof will mit einsteigen.
Hilfe zum sozialen Aufstieg

 
Hof „Wir fördern nur vollkommen Neues“, sagte am Montagabend Staatssekretärin Melanie Huml in den Räumen der Integra Hof. Da hatte sie gerade die Höhe der Gelder genannt, die ihr Ministerium – das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen – für das Projekt „Hofer Schulbegleitung – Wir machen Familien stark!“ zur Verfügung stellt. 70 000 Euro überweist der Freistaat über einen Zeitraum von zwei Jahren in die Saalestadt. Mit den Mitteln wird die schon länger bestehende Aktion Schulbegleitung auf einem anderen Niveau fortgeführt (wir berichteten).

„Der pragmatische Ansatz hat uns im Ministerium sofort gefallen“, berichtete die Staatssekretärin. Mit den Mitteln aus München soll die Initiative selbst auf solidere finanzielle Füße gestellt und zudem wissenschaftlich begleitet werden. Einen kurzen Überblick über die bisherige Schulbegleitung in Hof gab am Montagabend Initiatorin Bettina Zschätzsch. Am Anfang, so blickte sie zurück, war die Frage gestanden: Welche ist die größte Schwäche im deutschen Bildungssystem? Die Antwort der Hoferin und ihrer Mitstreiter: „Ein sozialer Aufstieg durch Bildung ist fast nicht möglich.“ Zwar sei das schulische Angebot für alle Kinder gleich – doch nutzen es gut situierte Familien besser als benachteiligte. Sie halten den Kontakt zur Schule, suchen und fördern die Stärken ihrer Kinder und beobachten deren Medienkonsum. „Die Eltern in sozial schwachen Familien tun das meist nicht, sie sind überfordert“, so Zschätzsch.

Hier greift nun die Schulbegleitung: Ehrenamtliche Mentoren besprechen mit den Schülern die Zeugnisse, gehen in die Lehrersprechstunde und lesen pro Monat ein Buch mit ihnen. Für die Kinder wird ein passender Sportverein gesucht, ein paar Mal im Jahr steht Kultur auf dem Programm und auch die Eingliederung in Organisationen wie BRK, Feuerwehr oder THW gehört bei Interesse dazu. „Inzwischen kümmern sich zehn Mentoren um 21 Kinder, 15 bekommen außerdem Nachhilfe von Lernpartnern“, sagte Zschätzsch.

„Und das passiert alles ohne eine Bevormundung der Eltern“, zeigte sich Staatssekretärin Huml begeistert. Die Erziehungsberechtigten nämlich werden ausdrücklich nicht von ihren Pflichten entbunden: Sie müssen ihre Unterstützung sogar vertraglich zusichern. In der ersten Jahreshälfte hatten Bettina Zschätzsch und ihre Helfer beim Ministerium einen Antrag auf Förderung gestellt – und der ist genehmigt worden. Unter der Bedingung allerdings, dass das Projekt in anderer Weise neu aufgelegt wird. Was nun geschieht: An der Hofer Sophienschule werden nun gezielt Schüler der neuen ersten Klassen gefördert. Aufwand und Erfolge werden erfasst und ausgewertet.

Und noch eine Neuerung steht an bei dem Projekt: Auch die Stadt Hof will als Zahler mit einsteigen. „Ich werde morgen den Vorschlag auf eine Beteiligung im Jugendhilfeausschuss des Stadtrates vorbringen“, versprach Bürgermeister Eberhard Siller. Dann könne das Projekt in die Haushaltsberatungen mit aufgenommen werden.

Die letzten Dankesworte beim Projekt-Auftakt sprach Schulleiter Henrik Schödel: „Wir erwarten uns gute Chancen für die Kinder“. cp

 

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