Hof –
„Wir fördern nur vollkommen Neues“, sagte am Montagabend
Staatssekretärin Melanie Huml in den Räumen der Integra Hof. Da
hatte sie gerade die Höhe der Gelder genannt, die ihr Ministerium –
das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung,
Familie und Frauen – für das Projekt „Hofer Schulbegleitung – Wir
machen Familien stark!“ zur Verfügung stellt. 70 000 Euro überweist
der Freistaat über einen Zeitraum von zwei Jahren in die Saalestadt.
Mit den Mitteln wird die schon länger bestehende Aktion
Schulbegleitung auf einem anderen Niveau fortgeführt (wir
berichteten).
„Der pragmatische Ansatz hat uns im Ministerium sofort gefallen“,
berichtete die Staatssekretärin. Mit den Mitteln aus München soll
die Initiative selbst auf solidere finanzielle Füße gestellt und
zudem wissenschaftlich begleitet werden. Einen kurzen Überblick über
die bisherige Schulbegleitung in Hof gab am Montagabend Initiatorin
Bettina Zschätzsch. Am Anfang, so blickte sie zurück, war die Frage
gestanden: Welche ist die größte Schwäche im deutschen
Bildungssystem? Die Antwort der Hoferin und ihrer Mitstreiter: „Ein
sozialer Aufstieg durch Bildung ist fast nicht möglich.“ Zwar sei
das schulische Angebot für alle Kinder gleich – doch nutzen es gut
situierte Familien besser als benachteiligte. Sie halten den Kontakt
zur Schule, suchen und fördern die Stärken ihrer Kinder und
beobachten deren Medienkonsum. „Die Eltern in sozial schwachen
Familien tun das meist nicht, sie sind überfordert“, so Zschätzsch.
Hier greift nun die Schulbegleitung: Ehrenamtliche Mentoren
besprechen mit den Schülern die Zeugnisse, gehen in die
Lehrersprechstunde und lesen pro Monat ein Buch mit ihnen. Für die
Kinder wird ein passender Sportverein gesucht, ein paar Mal im Jahr
steht Kultur auf dem Programm und auch die Eingliederung in
Organisationen wie BRK, Feuerwehr oder THW gehört bei Interesse
dazu. „Inzwischen kümmern sich zehn Mentoren um 21 Kinder, 15
bekommen außerdem Nachhilfe von Lernpartnern“, sagte Zschätzsch.
„Und das passiert alles ohne eine Bevormundung der Eltern“,
zeigte sich Staatssekretärin Huml begeistert. Die
Erziehungsberechtigten nämlich werden ausdrücklich nicht von ihren
Pflichten entbunden: Sie müssen ihre Unterstützung sogar vertraglich
zusichern. In der ersten Jahreshälfte hatten Bettina Zschätzsch und
ihre Helfer beim Ministerium einen Antrag auf Förderung gestellt –
und der ist genehmigt worden. Unter der Bedingung allerdings, dass
das Projekt in anderer Weise neu aufgelegt wird. Was nun geschieht:
An der Hofer Sophienschule werden nun gezielt Schüler der neuen
ersten Klassen gefördert. Aufwand und Erfolge werden erfasst und
ausgewertet.
Und noch eine Neuerung steht an bei dem Projekt: Auch die Stadt
Hof will als Zahler mit einsteigen. „Ich werde morgen den Vorschlag
auf eine Beteiligung im Jugendhilfeausschuss des Stadtrates
vorbringen“, versprach Bürgermeister Eberhard Siller. Dann könne das
Projekt in die Haushaltsberatungen mit aufgenommen werden.
Die letzten Dankesworte beim Projekt-Auftakt sprach Schulleiter
Henrik Schödel: „Wir erwarten uns gute Chancen für die Kinder“.
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