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Erschienen in der Frankenpost am 01.09.2008 

 

Fabrikverkaufszentrum | Weitere Ausweitung sei keinesfalls genehmigungsfähig, betont der Hofer OB
Fichtner sieht Selber Pläne mit großer Sorge

 
Hof In dieser Woche öffnet in Selb ein Fabrikverkaufszentrum für internationale Markenmode seine Pforten. Die Ankündigung, dies werde nur der erste Schritt sein zu einer Ausweitung der Verkaufsfläche (wir berichteten mehrfach) zu einem Factory Outlet Center (FOC) in einer Größenordnung wie Ingolstadt oder Wertheim Village, ruft nicht nur in der Stadt Hof Bedenken wach.

Der Hofer OB Dr. Harald Fichtner, derzeit Vorsitzender des Regionalen Planungsverbandes Oberfranken-Ost, sieht den Entwicklungen in Selb mit gemischten Gefühlen entgegen. Das FOC in seiner jetzigen Form sei eine Attraktion, betont der Hofer Oberbürgermeister. Es mache Selb zu einem interessanten Ziel, werde doch der wichtige Industriezweig Porzellan präsentiert. Schöne Werksverkäufe haben eben mit historischen Gegebenheiten zu tun, so die Überzeugung. Nun soll in Selb auf riesigen Flächen Ware verkauft werden, die nicht aus der Region stamme.

Auch deshalb hätten die Ausbaupläne für großen Schrecken beim Hofer Einzelhandel gesorgt. Es gehe keineswegs darum, den Verkauf von Designer-Textilien zu verhindern. Es gehe darum, dass die nachfolgend gewünschten 10 000 Quadratmeter Verkaufsfläche der gesamten Region schaden würden. „Die Regierung von Oberfranken hat deshalb die Anfrage der Stadt Selb abschlägig beschieden. Das Vorhaben ist eben nicht genehmigungsfähig, da es nicht mit dem Landesentwicklungsplan vereinbar ist.“

Ein Zielabweichungsverfahren sei deshalb durch die Stadt Selb angestrengt worden. Dieser Antrag liege seit Anfang Juli beim Wirtschaftsministerium zur Prüfung. Eine Entscheidung gibt es noch nicht, es sind auch noch nicht alle betroffenen Stellen gehört worden.

„Es geht mir schon darum, zu bekräftigen, dass wir keine Kirchturmpolitik betreiben“, sagt OB Fichtner. „Wir wollen den Einzelhandelsstandort Hof attraktiv halten, deshalb sind wir in unserer Grundhaltung eben kritisch.“ Er werde sich vom Selber OB Wolfgang Kreil über die Pläne informieren lassen. „Ein Grundmaß an Skepsis bleibt“, sagt Fichtner.

Schließlich sei Selb die Stadt des weißen Goldes, aber kein Oberzentrum. Das sei die Stadt Hof. „Wir brauchen Kaufkraft von außen. Dazu passt es nicht, dass die große industrielle Vergangenheit der Stadt Selb durch eine Tätigkeit ausgeglichen wird, die einem Mittelzentrum nicht zusteht.“ Und die Auswirkungen seien ja nicht allein in Hof zu befürchten: Der Einzelhandel von Bayreuth, Marktredwitz oder Weiden werde – sofern das FOC derartig große Ausmaße annehme – dies auch spüren. Fichtner ist sich deshalb sicher: „Das Wirtschaftsministerium wird das berücksichtigen.“

Wie sieht aber Fichtner die Entscheidung hinsichtlich des „Millionendings“ von Asch, dem geplanten Industriepark mit mehreren zigtausend Quadratmetern Fläche? „Wenn ein Park von dieser Dimension kommen sollte“, erklärt Fichtner, „dann ist es keine Lösung, mit weiteren Factory Outlet Centers zu antworten, sondern mit der Attraktivität unserer gewachsenen Städte. Hier sind Symbiose und Zusammenhalt gefragt.“ K. D.
 

 

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