Hof –
In dieser Woche öffnet in Selb ein Fabrikverkaufszentrum für
internationale Markenmode seine Pforten. Die Ankündigung, dies werde
nur der erste Schritt sein zu einer Ausweitung der Verkaufsfläche
(wir berichteten mehrfach) zu einem Factory Outlet Center (FOC) in
einer Größenordnung wie Ingolstadt oder Wertheim Village, ruft nicht
nur in der Stadt Hof Bedenken wach.
Der Hofer OB Dr. Harald Fichtner, derzeit Vorsitzender des
Regionalen Planungsverbandes Oberfranken-Ost, sieht den
Entwicklungen in Selb mit gemischten Gefühlen entgegen. Das FOC in
seiner jetzigen Form sei eine Attraktion, betont der Hofer
Oberbürgermeister. Es mache Selb zu einem interessanten Ziel, werde
doch der wichtige Industriezweig Porzellan präsentiert. Schöne
Werksverkäufe haben eben mit historischen Gegebenheiten zu tun, so
die Überzeugung. Nun soll in Selb auf riesigen Flächen Ware verkauft
werden, die nicht aus der Region stamme.
Auch deshalb hätten die Ausbaupläne für großen Schrecken beim
Hofer Einzelhandel gesorgt. Es gehe keineswegs darum, den Verkauf
von Designer-Textilien zu verhindern. Es gehe darum, dass die
nachfolgend gewünschten 10 000 Quadratmeter Verkaufsfläche der
gesamten Region schaden würden. „Die Regierung von Oberfranken hat
deshalb die Anfrage der Stadt Selb abschlägig beschieden. Das
Vorhaben ist eben nicht genehmigungsfähig, da es nicht mit dem
Landesentwicklungsplan vereinbar ist.“
Ein Zielabweichungsverfahren sei deshalb durch die Stadt Selb
angestrengt worden. Dieser Antrag liege seit Anfang Juli beim
Wirtschaftsministerium zur Prüfung. Eine Entscheidung gibt es noch
nicht, es sind auch noch nicht alle betroffenen Stellen gehört
worden.
„Es geht mir schon darum, zu bekräftigen, dass wir keine
Kirchturmpolitik betreiben“, sagt OB Fichtner. „Wir wollen den
Einzelhandelsstandort Hof attraktiv halten, deshalb sind wir in
unserer Grundhaltung eben kritisch.“ Er werde sich vom Selber OB
Wolfgang Kreil über die Pläne informieren lassen. „Ein Grundmaß an
Skepsis bleibt“, sagt Fichtner.
Schließlich sei Selb die Stadt des weißen Goldes, aber kein
Oberzentrum. Das sei die Stadt Hof. „Wir brauchen Kaufkraft von
außen. Dazu passt es nicht, dass die große industrielle
Vergangenheit der Stadt Selb durch eine Tätigkeit ausgeglichen wird,
die einem Mittelzentrum nicht zusteht.“ Und die Auswirkungen seien
ja nicht allein in Hof zu befürchten: Der Einzelhandel von Bayreuth,
Marktredwitz oder Weiden werde – sofern das FOC derartig große
Ausmaße annehme – dies auch spüren. Fichtner ist sich deshalb
sicher: „Das Wirtschaftsministerium wird das berücksichtigen.“
Wie sieht aber Fichtner die Entscheidung hinsichtlich des
„Millionendings“ von Asch, dem geplanten Industriepark mit mehreren
zigtausend Quadratmetern Fläche? „Wenn ein Park von dieser Dimension
kommen sollte“, erklärt Fichtner, „dann ist es keine Lösung, mit
weiteren Factory Outlet Centers zu antworten, sondern mit der
Attraktivität unserer gewachsenen Städte. Hier sind Symbiose und
Zusammenhalt gefragt.“ K. D.
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