Wiedergewählt werden will auch Alexander König. Der Landtags-Direktkandidat begrüßt das Ehepaar Beckstein und Generalsekretärin Hader-thauer – „Grüß dich, Christine“ – kurz nachdem sie mit dem Beckstein-Wahlkampfbus in der Fußgängerzone ankommen. Noch auf dem kurzen Fußmarsch hinter der Töpener Blasmusik zur Bühne wird Beckstein über den Streik bei der Scherdel-Brauerei informiert (wir berichteten). Die streikenden Brauer halten Beckstein ihre Transparente mit den Forderungen nach mehr Lohn entgegen. Auf der Bühne sagt Beckstein dann in Richtung Scherdel-Gruppe: „Ich werde mich auf keinen Fall in einen Tarifstreit einmischen. Aber ich habe jede Sympathie für fleißige Arbeiter, die einen gerechten Lohn haben wollen.“
Man glaubt dem Mann, was er hinterher im Gespräch mit unserer Zeitung sagt: „Ich will mich für Bayern zerreißen.“ Und bei aller Anstrengung spielt immer wieder ein verschmitztes Lächeln um Becksteins Lippen. So etwa, als er aufgrund seiner beginnenden Heiserkeit etlichen Journalisten in die Mikrofone spricht: „Ich bin zwar schlecht bei Stimme, aber bei bester Stimmung.“ Trotzdem weiß Beckstein wohl, dass die angepeilten „50 Prozent plus x“ für seine Partei diesmal kein Selbstläufer sind. Er ruft deshalb die Hofer – laut Schätzungen der Sicherheitskräfte etwa 500, laut Veranstalter über 1000 – zu fränkischer Solidarität auf. „Ihr wolltet immer einen fränkischen Ministerpräsidenten. Jetzt müsst ihr ihn auch wählen.“
Behördenverlagerung gefordert
Dass in der Region die Zukunftsangst umgeht, macht Alexander König unter anderem an den Beispielen „Dumpinglohn in einem Klinikum“ und der Abwanderung junger Leute fest. König: „Wir haben hier besondere Probleme und brauchen deshalb auch besondere Förderung.“ Deshalb fordert König die Verlagerung von weiteren Behörden nach Hof. Darauf geht Beckstein direkt ein. Er will sich dafür einsetzen, „noch mehr Arbeitsplätze weg aus den überlasteten Metropolen hierher zu verlagern“. Zwar verweist Beckstein immer wieder auf die sinkenden Arbeitslosenzahlen in der Region, sagt aber auch: „Wir werden jede Chance nutzen, um die Entwicklung hier mit aller Energie voran zu bringen. Wir werden alle guten Ideen aus der Region massiv unterstützen.“ Dazu zählt für Beckstein auch die Förderung des zweiten Bauabschnitts im Autozulieferpark.
Ohne auf einzelne Bahnstrecken einzugehen, fordert Beckstein auch im Hinblick auf den Bund: „Wir brauchen in der Region eine massive Verbesserung der Schiene.“ Beckstein macht auch der Hofer Fachhochschule Hoffnung für weiteren Ausbau und Spezialisierung als Institut. Und nach seiner Rede sagt der Ministerpräsident vor laufenden Kameras: „Wir wollen in Hochfranken mit höchstzulässiger Förderung Unternehmen und Arbeitsplätze halten und möglichst viele neue schaffen.“
Eher altbekannte Wahlkampfthemen sind es, mit denen Beckstein immer wieder Beifall einheimst: Er attackiert die Linkspartei, hofft auf eine „saftige Watschn“ für die bayerische SPD, die eben ob ihrer Liebäugelei mit der Linken „nicht einmal 15 Prozent verdient“. Der Wahlkämpfer wiederholt das CSU-Motto „Mehr Netto für alle“, die Forderung nach Wiedereinführung der kompletten Pendlerpauschale und ganz allgemein weniger Steuern. Beckstein: „Der Würgegriff des Finanzamts muss wieder ein Stück gelockert werden.“ Ganz locker gehen dem Wahlkämpfer die besonderen Leistungen Bayerns über die Lippen: Sicherstes Bundesland und auch in der Bildung auf Platz eins.
Diesen Platz will die CSU mit großem Abstand auch am Wahltag erreichen. Deshalb legt CSU-Generalin Haderthauer nochmals nach und fasst für die Region zusammen: „Strukturschwache Gebiete müssen genauso gefördert werden wie Metropolen.“ Haderthauer weiß um die Umfragewerte und sagt: „Es wird kein automatischer Erfolg.“
Oberbayern für Franken
Die Powerfrau ist sicht- und hörbar um Mobilisierung bemüht. Sie bittet um Zuspruch: „Eine Stimme für die CSU ist eine Stimme für Bayern.“ Und bei ihrem letzten Satz klatscht ein übers ganze Gesicht strahlender Günther Beckstein, als Haderthauer proklamiert: „Auch wir Oberbayern wünschen uns einen fränkischen Ministerpräsidenten.“ Das letzte politische Wort hat der oberfränkische CSU-Chef Karl-Theodor zu Guttenberg. Er dankt Beckstein und sagt über sich und die regionalen Mandatsträger: „Wir sind stolz und dankbar, für Oberfranken arbeiten zu dürfen. Das Jammern überlassen wir den anderen.“ Wie effektiv die CSU arbeitet, zeigt die professionelle Politshow an diesem Abend. Zu deren Abschluss steigen 500 CSU-Luftballons in den weiß-blauen Hofer Himmel
Von Harald Jäckel