Hof –
Wer ist für Leerstände in der Innenstadt verantwortlich?
Diese Frage sorgte jüngst im Hofer Stadtrat für eine umfangreiche
Debatte. Ist der Rathauschef in die Pflicht zu nehmen, wie die SPD
forderte, oder ist die Schuld in der allgemeinen wirtschaftlichen
Lage zu suchen, dass erneut zwei inhabergeführte
Einzelhandelsgeschäfte in der Innenstadt schließen?
Den Stein ins Rollen gebracht hatte SPD-Stadträtin Karola Böhm.
Sie hielt Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner Äußerungen aus
Wahlkampfzeiten vor. Vor einigen Jahren seien in einer CSU-Broschüre
zwei Seiten mit Leerständen aufgeführt worden. „Damals, Herr
Oberbürgermeister, haben Sie noch argumentiert, das sei das Ergebnis
von zwei Legislaturperioden und der damalige OB trüge an allem
Schuld. Heute würden wir Sie gerne dafür feiern, dass alle
Leerstände weg sind, aber wir sehen stattdessen mit Besorgnis, dass
sich viele Läden aus der Kernstadt zurückziehen und stattdessen nur
noch Schnäppchenläden existieren.“
Zudem sei zu beklagen, dass die Straßencafé-Szene in Hof
verkomme. „Selbstbedienung und Plastikbecher in der Altstadt, das
stellen wir uns doch nicht unter Aufwertung der Innenstadt vor!“,
ärgerte sich Karola Böhm. „Was wollen Sie unternehmen, Herr
Oberbürgermeister?“, fragte sie und appellierte eindringlich an die
Hausbesitzer, dafür Sorge zu tragen, dass nicht noch mehr
Ein-Euro-Läden aufmachten und „kein weiterer Schund in der
Innenstadt verkauft wird“.
OB Fichtner besorgt
Für OB Fichtner war klar: „Dieses Thema erfüllt uns alle mit
Sorge. Ihre Anfrage ist auch legitim“, sagte er an die
SPD-Stadträtin gerichtet. „Nur: Die Art und Weise, wie Sie’s tun,
müssen die Betroffenen doch mit Hohn empfinden.“ Die oft beklagte
Konsumzurückhaltung mache sich eben auch in Hof bemerkbar. „Wir
bemerken zudem schon seit längerem, dass sich das qualitativ
hochwertige Angebot zunehmend in die Ludwigstraße verlagert.“
Karola Böhm wollte nicht locker lassen. „Wir messen Sie halt an
Ihren Äußerungen. Und da sagen wir: Mit Pflasterverfugungen allein
kommen wir in der Altstadt nicht weiter.“
Michael Krassa, der stellvertretende CSU-Fraktionschef, mahnte
zur Zurückhaltung: „Wenn wir so in öffentlicher Sitzung diskutieren,
dann schaden wir uns am Ende selber. Denn ist denn diese Diskussion
für unsere Stadt produktiv?“
Doch die Debatte ging munter weiter. Wilfried Anton, CSU,
erklärte, es sei falsch, dem Oberbürgermeister die Schuld
zuzuweisen. „Wir wissen doch alle, dass wir an allem Möglichem
herumdoktern, aber uns die Basis fürs Handeln fehlt. Wir haben in
Hof eine Basis für 55 000 Einwohner aufgebaut, jetzt haben wir halt
nur noch 46- bis 47 000.“ Er ärgere sich maßlos, wenn alles immer
wieder noch schön gefärbt werde – vor allem im Zuge des laufenden
Wahlkampfes. „Wenn man bei der Agentur für Arbeit nachfragt, dann
erfährt man, dass Hof tatsächlich eine Arbeitslosenquote von 9,2
Prozent habe. Das wird schamhaft verschwiegen!“
In Substanz investieren
Antons Forderung: „Die Staatsregierung muss endlich mal erkennen,
dass man in die Substanz der Stadt investieren muss. Wir brauchen
hier einen deutlichen Schub. Dem OB oder der Verwaltung kann man
keinen Vorwurf machen!“
Rainer Kellner, SPD, war nicht überzeugt: „Sie kriegen die Kurve
nicht!“ sagte er in Richtung der CSU-Stadträte. Claudia
Graichen-Freundel mahnte, diese Debatte sei im Wirtschaftsbeirat zu
führen. Und am Ende rief der Oberbürgermeister das Gremium zur
Raison: „Sie haben alle dem Stadtentwicklungskonzept zugestimmt –
lassen Sie uns in diesem Sinne arbeiten.“ K. D. |