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Erschienen in der Frankenpost am 25.08.2008 

 

Innenstadt | Lebhafte Diskussion im Hofer Stadtrat um weitere Leerstände
Ein-Euro-Läden im Kreuzfeuer der Kritik

 
Hof Wer ist für Leerstände in der Innenstadt verantwortlich? Diese Frage sorgte jüngst im Hofer Stadtrat für eine umfangreiche Debatte. Ist der Rathauschef in die Pflicht zu nehmen, wie die SPD forderte, oder ist die Schuld in der allgemeinen wirtschaftlichen Lage zu suchen, dass erneut zwei inhabergeführte Einzelhandelsgeschäfte in der Innenstadt schließen?

Den Stein ins Rollen gebracht hatte SPD-Stadträtin Karola Böhm. Sie hielt Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner Äußerungen aus Wahlkampfzeiten vor. Vor einigen Jahren seien in einer CSU-Broschüre zwei Seiten mit Leerständen aufgeführt worden. „Damals, Herr Oberbürgermeister, haben Sie noch argumentiert, das sei das Ergebnis von zwei Legislaturperioden und der damalige OB trüge an allem Schuld. Heute würden wir Sie gerne dafür feiern, dass alle Leerstände weg sind, aber wir sehen stattdessen mit Besorgnis, dass sich viele Läden aus der Kernstadt zurückziehen und stattdessen nur noch Schnäppchenläden existieren.“

Zudem sei zu beklagen, dass die Straßencafé-Szene in Hof verkomme. „Selbstbedienung und Plastikbecher in der Altstadt, das stellen wir uns doch nicht unter Aufwertung der Innenstadt vor!“, ärgerte sich Karola Böhm. „Was wollen Sie unternehmen, Herr Oberbürgermeister?“, fragte sie und appellierte eindringlich an die Hausbesitzer, dafür Sorge zu tragen, dass nicht noch mehr Ein-Euro-Läden aufmachten und „kein weiterer Schund in der Innenstadt verkauft wird“.

OB Fichtner besorgt

Für OB Fichtner war klar: „Dieses Thema erfüllt uns alle mit Sorge. Ihre Anfrage ist auch legitim“, sagte er an die SPD-Stadträtin gerichtet. „Nur: Die Art und Weise, wie Sie’s tun, müssen die Betroffenen doch mit Hohn empfinden.“ Die oft beklagte Konsumzurückhaltung mache sich eben auch in Hof bemerkbar. „Wir bemerken zudem schon seit längerem, dass sich das qualitativ hochwertige Angebot zunehmend in die Ludwigstraße verlagert.“

Karola Böhm wollte nicht locker lassen. „Wir messen Sie halt an Ihren Äußerungen. Und da sagen wir: Mit Pflasterverfugungen allein kommen wir in der Altstadt nicht weiter.“

Michael Krassa, der stellvertretende CSU-Fraktionschef, mahnte zur Zurückhaltung: „Wenn wir so in öffentlicher Sitzung diskutieren, dann schaden wir uns am Ende selber. Denn ist denn diese Diskussion für unsere Stadt produktiv?“

Doch die Debatte ging munter weiter. Wilfried Anton, CSU, erklärte, es sei falsch, dem Oberbürgermeister die Schuld zuzuweisen. „Wir wissen doch alle, dass wir an allem Möglichem herumdoktern, aber uns die Basis fürs Handeln fehlt. Wir haben in Hof eine Basis für 55 000 Einwohner aufgebaut, jetzt haben wir halt nur noch 46- bis 47 000.“ Er ärgere sich maßlos, wenn alles immer wieder noch schön gefärbt werde – vor allem im Zuge des laufenden Wahlkampfes. „Wenn man bei der Agentur für Arbeit nachfragt, dann erfährt man, dass Hof tatsächlich eine Arbeitslosenquote von 9,2 Prozent habe. Das wird schamhaft verschwiegen!“

In Substanz investieren

Antons Forderung: „Die Staatsregierung muss endlich mal erkennen, dass man in die Substanz der Stadt investieren muss. Wir brauchen hier einen deutlichen Schub. Dem OB oder der Verwaltung kann man keinen Vorwurf machen!“

Rainer Kellner, SPD, war nicht überzeugt: „Sie kriegen die Kurve nicht!“ sagte er in Richtung der CSU-Stadträte. Claudia Graichen-Freundel mahnte, diese Debatte sei im Wirtschaftsbeirat zu führen. Und am Ende rief der Oberbürgermeister das Gremium zur Raison: „Sie haben alle dem Stadtentwicklungskonzept zugestimmt – lassen Sie uns in diesem Sinne arbeiten.“ K. D.

 

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