Von Kerstin Dolde
Hof/Bayreuth –
Aufatmen quer durch alle Fraktionen und
Gruppierungen: Die Stadtratswahl vom 2. März 2008 ist
gültig. Dies bestätigte gestern Bayerns Innenminister
Joachim Herrmann (siehe auch Titelseite). Heute wird
Regierungspräsident Wilhelm Wenning bei einer
Pressekonferenz um 10 Uhr in Bayreuth das Ergebnis des
Wahlprüfungsverfahrens im Einzelnen bekanntgeben.
Wochenlang war über Nachwahl oder
Neuwahl diskutiert worden. Wie berichtet, hatte die
Regierung von Oberfranken im April 2008 Verfahrensfehler bei
der Stadtratratswahl moniert. Bei der Aufstellung der Liste
der Grünen hatten zwei Nichtwahlberechtigte die Richtigkeit
der Wahlversammlung attestiert. Dies hatte
Regierungsdirektor Johann Hümmer in einem Schreiben an die
Hofer Stadträte und Listenkandidaten vom 9. April 2008 als
nicht rechtmäßig beanstandet.
„Wir setzen Sie hiermit davon in
Kenntnis, dass im Rahmen der Wahlprüfung folgender
Sachverhalt festgestellt wurde, dessen rechtliche Würdigung
nach dem derzeitigen Erkenntnisstand dazu führt, die Wahlen
des Stadtrats für ungültig zu erklären“, hatte Hümmer forsch
geschrieben.
Zitterpartie beendet
Seit gestern Abend ist die
Zitterpartie für die Hofer vorbei, die von Beginn an die
Auffassung vertreten hatten, dass der Fehler zwar geschehen,
aber heilbar sei. Schließlich habe der bedauernswerte
Formfehler, der auch dem Hofer Wahlamt durchgerutscht war,
keinerlei Auswirkungen auf das Gesamtergebnis. Auch sei
niemand daran gehindert worden, bei der Wahl anzutreten.
Oberbürgermeister
Dr. Harald Fichtner hatte nie eine andere
Entscheidung für möglich gehalten: „Auf einen formalen
Fehler mit der größtmöglichen Keule des Wahlrechts zu
reagieren, hätte nicht meinem Staatsverständnis entsprochen
und auch nicht dem aller Wählerinnen und Wähler. Die
Ungültigerklärung wäre ein fatales Signal gewesen, das nur
die Staats- und Politikverdrossenheit angeheizt hätte. Wenn
das jetzt so ausgeht, dass die Wahl gültig bleibt, ist zwar
ein eigentlich vermeidbarer Imageschaden für die Stadt Hof
entstanden, aber ein noch größerer vermieden worden.“
SPD-Fraktionschef
Dr. Jürgen Adelt erklärte: „Die SPD freut sich, dass
die Regierung eine Lösung gefunden hat, die Neuwahlen
erübrigt. Die Ergebnisse haben Bestand.“ Nun hoffe man auf
eine gute Zusammenarbeit mit der Regierung.
Wolfgang Fleischer,
CSU-Fraktionsvorsitzender, nahm die Entscheidung
gerne zur Kenntnis: „Dann ist es so, wie wir‘s letztlich
erwartet haben. So ein Fehler ist heilbar, der muss nicht
zur Neuwahl führen. Wir freuen uns, dass das Thema vom Tisch
ist.“
Margit Doll, Grüne,
hatte bei der Wahl den einzigen Sitz im Stadtrat für ihre
Partei gewonnen: „Ich freue mich, dass die Themen
‚Ungültigkeit der Hofer Kommunalwahl‘ und ‚Wahlwiederholung‘
endlich vom Tisch sind. Kosten im fünf- bis sechsstelligen
Bereich sind dadurch vermieden worden.“ Selbstverständlich
halte sie es für wichtig, dass Listenaufstellungen und
Wahlen korrekt durchgeführt werden müssten und dies auch
überprüft werde. „Die Anordnung einer Nachwahl ohne
Beteiligung einer Grünen-Liste wäre somit unverhältnismäßig,
würde hohe Kosten verursachen und würde dem Wählerwillen
zuwiderlaufen“, betonte Doll.
Joachim Dumann, FAB,
wertete das Ergebnis als „das, was ich seit Langem erwartet
habe. Alles andere wäre nicht nachvollziehbar gewesen“. In
der Bevölkerung hätte niemand Verständnis für eine neue Wahl
aufgebracht, zumal erst die neue Wahl das Ergebnis und den
Wählerwillen „verfälscht“ hätte. Die Auswirkungen auf die
neue Stadtratswahl und die Landtagswahl im Herbst seien
spürbar gewesen.
Auch Thomas Etzel,
Die Linke, zeigte sich mit der Entscheidung
zufrieden.“ Er habe seine Stellungnahme im
Anhörungsverfahren von einem Münchner Anwaltsbüro
ausarbeiten lassen und sehe sich nun in der Begründung
bestätigt. „Wenn wir die Wahl nicht wiederholen müssen, ist
das gut für Hof, denn wir können einen kostenträchtigen
Gerichtsprozess vermeiden.“
Mit Interesse wird heute die
Stellungnahme von Regierungspräsident Wilhelm Wenning
erwartet. Dieser hatte sich frühzeitig für die Wiederholung
der Wahl ausgesprochen. „Wir sind ja nicht bei Putin oder
Mugabe“, hatte Wenning dem
Nordbayerischen Kurier, Bayreuth, in einem Interview
erklärt.
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