Hof –
Über die Zukunft der Einkaufsstadt Hof wird heute Nachmittag
im Stadtrat beschieden. Wie berichtet, deutet sich eine
Mehrheitsentscheidung für die Vergabe eines Planungsentwurfs
an, getragen von den Stimmen aus CSU und SPD. Konkret würde
dies bedeuten, dass ein Entwurf ausgearbeitet wird, der der
Verwaltungsvorlage, dem Konzept der Hofer Stadtplanerin
Kerstin Vogel folgt. Dieses Papier sieht im Wesentlichen
vor, nicht nur die Altstadt aufzuwerten, sondern ein
größeres Areal, die sogenannte Kernstadt. Ein Detail ist die
Überdachung lediglich zweier städtischer Bereiche. Damit
aber wäre die Idee eines großflächigen Daches in der
Altstadt vom Tisch.
Welche Brisanz im Thema „Stärkung der
Innenstadt“ liegt, zeigt sich erneut im Vorfeld der heutigen
Stadtratssitzung. Pressekonferenz, Stellungnahmen,
Fraktionsgespräche, Sondersitzung: Die Stadträte aller
Fraktionen setzen sich intensiv damit auseinander, wie Hof
eine noch attraktivere Einkaufsstadt werden kann. Einig war
man sich fraktionsübergreifend bisher, dass grundsätzlich
etwas passieren muss. Über konkrete Maßnahmen scheinen jetzt
die Ansichten auseinanderzugehen.
Die Mitglieder der CSU-Fraktion
plädieren für das „Stadtteilkonzept Kernstadt“ aus dem
Stadtbauamt. Vogel geht vielen Aspekten nach: Neben der
Frage nach der Beleuchtung und der Parkraumsituation auch
dem Aspekt eines Daches. Besonders der Idee, lediglich die
Bereiche Sonnenplatz und Oberes Tor zu überdachen und dort
die Bushaltestellen unterzubringen, können die CSU-Stadträte
viel abgewinnen: Die „Blickbeziehungen zur Marienkirche“
blieben erhalten, ein „bauliches Highlight“ entstünde ebenso
wie ein „Alleinstellungsmerkmal“, sagte Wolfgang Fleischer,
der CSU-Fraktionsvorsitzende, bei einer Pressekonferenz.
Die Mitbewerber im Blick
Entstehen könnten zwei Tore zur
Innenstadt, die „Scharniere“ sein könnten für die einzelnen
Verkaufsstraßen über die Altstadt hinaus. Die Stadt müsse
sich der Konkurrenz der anderen Oberzentren stellen, brauche
frische Ideen wie Stadtskulpturen, und müsse sich am Ende
„absolut abheben“ von anderen Städten, sagt die
stellvertretende CSU-Fraktionsvorsitzende Dr. Gisela Strunz.
Die CSU entscheidet sich damit auch
für den Vorschlag der Stuttgarter Planer, die Zukunft der
Stadt unter das Motto „Bauen in Hof im 21. Jahrhundert“ zu
stellen. Eine „Stadtreparatur“, vorgeschlagen vom Wiener
Büro „Auböck“ kommt für sie nicht mehr in Frage. In der
Folge bedeutet dies, dass die CSU heute Abend dafür stimmen
wird, die Ausführung des Entwurfs nach Baden-Württemberg zu
vergeben.
Die Mitglieder der SPD-Fraktion
sprechen sich ebenfalls für den Planungsentwurf von Kerstin
Vogel aus. Und auch sie wollen, dass „Schlaich und
Bergermann“ beauftragt werden. Es sei wichtig, endlich eine
Grundlage zu haben, auf der weitere Entscheidungen getroffen
werden könnten, sagte die stellvertretende
Fraktionsvorsitzende der SPD, Karola Böhm. Eine Diskussion
in der Fraktion habe gezeigt, dass Einigkeit herrsche.
Einstimmig wollen die Stadträte heute für dieses weitere
Vorgehen plädieren. Dabei hat Böhm bereits den nächsten
Schritt vor Augen: Die Bürger müssen informiert und nach
ihren Wünschen gefragt werden. Ein Anliegen, das der CSU
ebenfalls am Herzen liegt.
Doch auch die Stadträte der übrigen
Parteien haben sich beraten. Und sie sind gar nicht
einverstanden, neu zu planen. So stemmt sich die Fraktion
der Freien Aktiven Bürger (FAB) Hof gegen eine weitere
Entwurfsplanung.
Kritik von FAB und Grünen
Grünen-Stadträtin Margit Doll lehnt
eine Umgestaltung der Altstadt und einer Kernstadt zwar
nicht rundweg ab. Klar aber spricht sie sich gegen eine
„Umgestaltung der Altstadt mit einer Teilüberdachung“ aus.
Dies sei ein fauler Kompromiss, „nach wie vor braucht man
einen Schirm, wenn man bei Regen von einer Seite der
Altstadt zur anderen will“, schreibt sie in einer
Pressemeldung. Zudem sind ihrer Ansicht nach die Baukosten
ebenso zu hoch wie die Kosten für die spätere Pflege der
Materialien und etwaige Reparaturen. Ebenfalls kritisch
sieht sie den Aspekt der Sicherheit: Es sei „kaum
vorstellbar“ wie sich etwa „ein Feuerwehrauto Zugang
verschaffen“ könne. Nicht zufrieden ist sie damit,
Skulpturen zu platzieren. Es sei „äußerste Vorsicht“
geboten, solche Kunst in einem „geschlossenen Ensemble aus
Biedermeierfassaden und Kirche“ aufzustellen.
Ähnlich kritisch die FAB-Fraktion:
Deren Mitglieder halten nichts von einer architektonischen
Lösung: „Wir brauchen eine busfreie Altstadt – aber kein
Altstadtdach“, heißt es in ihrer Meldung. Eine weitere
Entwurfsplanung koste nur Geld. Geld, das sinnvollerweise
für andere Ideen ausgegeben werde könnte. Favorit dabei ist
für die FAB „die neue Buslinienführung um die Altstadt und
nicht mehr durch die Altstadt“. Die Route müsse so gewählt
sein, dass Geschäfte gut zu erreichen seien, „eine totale
Beschränkung der Haltemöglichkeiten in der Luitpold- und
Marienstraße“ sei falsch. Gleichzeitig müssten „komfortable
Wartestellen“ entstehen. Mit einer busfreien Innenstadt
werde der Weg frei, die Bodenfläche in der Altstadt zu
sanieren, schreibt die FAB-Fraktion in einer Stellungnahme.
Sie schlägt vor, zunächst „die bisherige Lösung
beizubehalten und die Buslinienführung in Gegenrichtung
versuchsweise für ein Jahr durch Poststraße und
Kreuzsteinstraße zu leiten“. bw
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