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Erschienen in der Frankenpost am 27.06.2008 

 

 


 
Stadtrat | CSU und SPD wollen heute für das Entwicklungskonzept aus der Stadtverwaltung stimmen
Zwei Inseln als Tore zur Innenstadt

 
Hof – Über die Zukunft der Einkaufsstadt Hof wird heute Nachmittag im Stadtrat beschieden. Wie berichtet, deutet sich eine Mehrheitsentscheidung für die Vergabe eines Planungsentwurfs an, getragen von den Stimmen aus CSU und SPD. Konkret würde dies bedeuten, dass ein Entwurf ausgearbeitet wird, der der Verwaltungsvorlage, dem Konzept der Hofer Stadtplanerin Kerstin Vogel folgt. Dieses Papier sieht im Wesentlichen vor, nicht nur die Altstadt aufzuwerten, sondern ein größeres Areal, die sogenannte Kernstadt. Ein Detail ist die Überdachung lediglich zweier städtischer Bereiche. Damit aber wäre die Idee eines großflächigen Daches in der Altstadt vom Tisch.

Welche Brisanz im Thema „Stärkung der Innenstadt“ liegt, zeigt sich erneut im Vorfeld der heutigen Stadtratssitzung. Pressekonferenz, Stellungnahmen, Fraktionsgespräche, Sondersitzung: Die Stadträte aller Fraktionen setzen sich intensiv damit auseinander, wie Hof eine noch attraktivere Einkaufsstadt werden kann. Einig war man sich fraktionsübergreifend bisher, dass grundsätzlich etwas passieren muss. Über konkrete Maßnahmen scheinen jetzt die Ansichten auseinanderzugehen.

Die Mitglieder der CSU-Fraktion plädieren für das „Stadtteilkonzept Kernstadt“ aus dem Stadtbauamt. Vogel geht vielen Aspekten nach: Neben der Frage nach der Beleuchtung und der Parkraumsituation auch dem Aspekt eines Daches. Besonders der Idee, lediglich die Bereiche Sonnenplatz und Oberes Tor zu überdachen und dort die Bushaltestellen unterzubringen, können die CSU-Stadträte viel abgewinnen: Die „Blickbeziehungen zur Marienkirche“ blieben erhalten, ein „bauliches Highlight“ entstünde ebenso wie ein „Alleinstellungsmerkmal“, sagte Wolfgang Fleischer, der CSU-Fraktionsvorsitzende, bei einer Pressekonferenz.

Die Mitbewerber im Blick

Entstehen könnten zwei Tore zur Innenstadt, die „Scharniere“ sein könnten für die einzelnen Verkaufsstraßen über die Altstadt hinaus. Die Stadt müsse sich der Konkurrenz der anderen Oberzentren stellen, brauche frische Ideen wie Stadtskulpturen, und müsse sich am Ende „absolut abheben“ von anderen Städten, sagt die stellvertretende CSU-Fraktionsvorsitzende Dr. Gisela Strunz.

Die CSU entscheidet sich damit auch für den Vorschlag der Stuttgarter Planer, die Zukunft der Stadt unter das Motto „Bauen in Hof im 21. Jahrhundert“ zu stellen. Eine „Stadtreparatur“, vorgeschlagen vom Wiener Büro „Auböck“ kommt für sie nicht mehr in Frage. In der Folge bedeutet dies, dass die CSU heute Abend dafür stimmen wird, die Ausführung des Entwurfs nach Baden-Württemberg zu vergeben.

Die Mitglieder der SPD-Fraktion sprechen sich ebenfalls für den Planungsentwurf von Kerstin Vogel aus. Und auch sie wollen, dass „Schlaich und Bergermann“ beauftragt werden. Es sei wichtig, endlich eine Grundlage zu haben, auf der weitere Entscheidungen getroffen werden könnten, sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, Karola Böhm. Eine Diskussion in der Fraktion habe gezeigt, dass Einigkeit herrsche. Einstimmig wollen die Stadträte heute für dieses weitere Vorgehen plädieren. Dabei hat Böhm bereits den nächsten Schritt vor Augen: Die Bürger müssen informiert und nach ihren Wünschen gefragt werden. Ein Anliegen, das der CSU ebenfalls am Herzen liegt.

Doch auch die Stadträte der übrigen Parteien haben sich beraten. Und sie sind gar nicht einverstanden, neu zu planen. So stemmt sich die Fraktion der Freien Aktiven Bürger (FAB) Hof gegen eine weitere Entwurfsplanung.

Kritik von FAB und Grünen

Grünen-Stadträtin Margit Doll lehnt eine Umgestaltung der Altstadt und einer Kernstadt zwar nicht rundweg ab. Klar aber spricht sie sich gegen eine „Umgestaltung der Altstadt mit einer Teilüberdachung“ aus. Dies sei ein fauler Kompromiss, „nach wie vor braucht man einen Schirm, wenn man bei Regen von einer Seite der Altstadt zur anderen will“, schreibt sie in einer Pressemeldung. Zudem sind ihrer Ansicht nach die Baukosten ebenso zu hoch wie die Kosten für die spätere Pflege der Materialien und etwaige Reparaturen. Ebenfalls kritisch sieht sie den Aspekt der Sicherheit: Es sei „kaum vorstellbar“ wie sich etwa „ein Feuerwehrauto Zugang verschaffen“ könne. Nicht zufrieden ist sie damit, Skulpturen zu platzieren. Es sei „äußerste Vorsicht“ geboten, solche Kunst in einem „geschlossenen Ensemble aus Biedermeierfassaden und Kirche“ aufzustellen.

Ähnlich kritisch die FAB-Fraktion: Deren Mitglieder halten nichts von einer architektonischen Lösung: „Wir brauchen eine busfreie Altstadt – aber kein Altstadtdach“, heißt es in ihrer Meldung. Eine weitere Entwurfsplanung koste nur Geld. Geld, das sinnvollerweise für andere Ideen ausgegeben werde könnte. Favorit dabei ist für die FAB „die neue Buslinienführung um die Altstadt und nicht mehr durch die Altstadt“. Die Route müsse so gewählt sein, dass Geschäfte gut zu erreichen seien, „eine totale Beschränkung der Haltemöglichkeiten in der Luitpold- und Marienstraße“ sei falsch. Gleichzeitig müssten „komfortable Wartestellen“ entstehen. Mit einer busfreien Innenstadt werde der Weg frei, die Bodenfläche in der Altstadt zu sanieren, schreibt die FAB-Fraktion in einer Stellungnahme. Sie schlägt vor, zunächst „die bisherige Lösung beizubehalten und die Buslinienführung in Gegenrichtung versuchsweise für ein Jahr durch Poststraße und Kreuzsteinstraße zu leiten“. bw
 

 

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