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Erschienen in der Frankenpost am 15.05.2008 

Bereit für die Evaluationsphase (von links): Schulleiter Henrik Schödel, Bettina Zschätzsch und Dr. Kathleen Rothe von der Integra. Foto: -rai


 
Modellprojekt | Unter dem Titel „Wir machen Familien stark“ und mit Hilfe von Familienministerium und Integra geht an der Hofer Sophienschule ein Projekt von Bettina Zschätzsch in seine nächste Runde.
Schülerbegleitung startet durch

 
Hof – „Andere Städte wären froh darüber“, findet Bettina Zschätzsch. Denn anderswo, so sagt sie, würden die Kommunen neue Bildungsprojekte von Anfang an mitfinanzieren. Dass nicht alle mit den knappen Kassen der Stadt Hof zu kämpfen haben, weiß die Stadträtin. Deshalb ist bei ihrer neuesten Initiative – der Hofer Schülerbegleitung – auch die Integra eingesprungen, um die Entwicklung des Projekts und seine Erprobungsphase möglich zu machen. Jetzt ist die Schülerbegleitung reif für den nächsten Schritt – und den möchte Bettina Zschätzsch gemeinsam mit der Stadt gehen.

Mit der Schülerbegleitung will sie – wie bei den meisten ihrer Initiativen – denen eine Chance geben, die sonst vielleicht nie eine bekommen. Als sie einer Flüchtlingsfamilie aus Ruanda zur Seite stand und miterlebte, wie die Kinder, die anfangs kein Wort Deutsch sprachen, mittlerweile auf dem Weg zu Fachabitur und Lehrberufen sind, habe sie sich gefragt: „Warum gibt es so viele Kinder, die hier geboren werden, es aber nicht schaffen?“

Studien zufolge sei ein Drittel aller Eltern überfordert, ihre Kinder auf deren Schullaufbahn zu unterstützen. Genau dort setzt ihr Projekt an: Freiwillige Mentoren und hauptamtliche Helfer reichen Eltern und Schülern die Hand, besprechen Zeugnisse und Leselisten, begleiten zum Elternabend oder schaffen Kontakte zu Sportvereinen. „Kleine Schritte“, sagt Zschätzsch – genau wie die, die sie mit der afrikanischen Familie gegangen sei. Höchstens zehn bis 15 Stunden pro Jahr sollen die Mentoren in den Familien bleiben.

Die Ergebnisse dieses vergleichsweise geringen Einsatzes sollen genau dokumentiert werden, erklärt sie. An der Hofer Sophienschule hat man genug Erfahrung mit Modellprojekten, um während der kommenden zwei Jahre die Erfolge der „begleiteten“ Schüler messen zu können, während das Staatsinstitut für Familienforschung in Bamberg die wissenschaftliche Betreuung übernommen hat. Auf die Ergebnisse ist man auch in München gespannt: Mit einer halben Sozialpädagogenstelle und einer „Drittelstelle“ im Büro wollen Kultus- und Sozialministerium die nächste Phase fördern. „Wir sollen die Ergebnisse bayernweit verbreiten“, freut sich Zschätzsch.

Nur kleinere Änderungen am Konzept habe sie nach ihrer Fahrt in die Hauptstadt vornehmen müssen: „Im Ministerium wurde Wert darauf gelegt, den Begriff Familie im Namen zu haben, dass das männliche Element deutlicher betont und dass eine zeitliche Begrenzung definiert werde.“ Kurzum: Der Hofer Schülerbetreuung wurde der Untertitel „Wir machen Familien stark“ verpasst, viele der Mentoren sind ohnehin Männer, und die Evaluierung soll nun nach zwei Jahren abgeschlossen sein.

Eine letzte Forderung lässt sich aber nicht so einfach erfüllen: Die Stadt Hof – immerhin Namenspatron der Hofer Schulbegleitung – müsse sich nämlich verpflichten, das Projekt anschließend weiter zu fördern, sagt Bettina Zschätzsch. Auf etwa „900 Euro pro Jahr und Kind“ schätzt sie die nötigen Summen und plant, einen Antrag auf einen entsprechenden Grundsatzbeschluss zu stellen. „Längerfristig“, so ist sich Zschätzsch sicher, sei dieses Geld sinnvoll investiert, „da es teure Folgekosten für Schüler, die ihren Abschluss nicht erreichen, sparen kann.“ -rai

Ehrenamtliche Mentoren und hauptamtliche Helfer begleiten und betreuen die Kinder und Jugendlichen – und zwar mit Erfolg.

 

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