Hof –
„Andere Städte wären froh darüber“, findet Bettina
Zschätzsch. Denn anderswo, so sagt sie, würden die Kommunen
neue Bildungsprojekte von Anfang an mitfinanzieren. Dass
nicht alle mit den knappen Kassen der Stadt Hof zu kämpfen
haben, weiß die Stadträtin. Deshalb ist bei ihrer neuesten
Initiative – der Hofer Schülerbegleitung – auch die Integra
eingesprungen, um die Entwicklung des Projekts und seine
Erprobungsphase möglich zu machen. Jetzt ist die
Schülerbegleitung reif für den nächsten Schritt – und den
möchte Bettina Zschätzsch
gemeinsam mit der Stadt gehen.
Mit der Schülerbegleitung will sie –
wie bei den meisten ihrer Initiativen – denen eine Chance
geben, die sonst vielleicht nie eine bekommen. Als sie einer
Flüchtlingsfamilie aus Ruanda zur Seite stand und
miterlebte, wie die Kinder, die anfangs kein Wort Deutsch
sprachen, mittlerweile auf dem Weg zu Fachabitur und
Lehrberufen sind, habe sie sich gefragt: „Warum gibt es so
viele Kinder, die hier geboren werden, es aber nicht
schaffen?“
Studien zufolge sei ein Drittel aller
Eltern überfordert, ihre Kinder auf deren Schullaufbahn zu
unterstützen. Genau dort setzt ihr Projekt an: Freiwillige
Mentoren und hauptamtliche Helfer reichen Eltern und
Schülern die Hand, besprechen Zeugnisse und Leselisten,
begleiten zum Elternabend oder schaffen Kontakte zu
Sportvereinen. „Kleine Schritte“, sagt Zschätzsch – genau
wie die, die sie mit der afrikanischen Familie gegangen sei.
Höchstens zehn bis 15 Stunden pro Jahr sollen die Mentoren
in den Familien bleiben.
Die Ergebnisse dieses vergleichsweise
geringen Einsatzes sollen genau dokumentiert werden, erklärt
sie. An der Hofer Sophienschule hat man genug Erfahrung mit
Modellprojekten, um während der kommenden zwei Jahre die
Erfolge der „begleiteten“ Schüler messen zu können, während
das Staatsinstitut für Familienforschung in Bamberg die
wissenschaftliche Betreuung übernommen hat. Auf die
Ergebnisse ist man auch in München gespannt: Mit einer
halben Sozialpädagogenstelle und einer „Drittelstelle“ im
Büro wollen Kultus- und Sozialministerium die nächste Phase
fördern. „Wir sollen die Ergebnisse bayernweit verbreiten“,
freut sich Zschätzsch.
Nur kleinere Änderungen am Konzept
habe sie nach ihrer Fahrt in die Hauptstadt vornehmen
müssen: „Im Ministerium wurde Wert darauf gelegt, den
Begriff Familie im Namen zu haben, dass das männliche
Element deutlicher betont und dass eine zeitliche Begrenzung
definiert werde.“ Kurzum: Der Hofer Schülerbetreuung wurde
der Untertitel „Wir machen Familien stark“ verpasst, viele
der Mentoren sind ohnehin Männer, und die Evaluierung soll
nun nach zwei Jahren abgeschlossen sein.
Eine letzte Forderung lässt sich aber
nicht so einfach erfüllen: Die Stadt Hof – immerhin
Namenspatron der Hofer Schulbegleitung – müsse sich nämlich
verpflichten, das Projekt anschließend weiter zu fördern,
sagt Bettina Zschätzsch. Auf etwa „900 Euro pro Jahr und
Kind“ schätzt sie die nötigen Summen und plant, einen Antrag
auf einen entsprechenden Grundsatzbeschluss zu stellen.
„Längerfristig“, so ist sich Zschätzsch sicher, sei dieses
Geld sinnvoll investiert, „da es teure Folgekosten für
Schüler, die ihren Abschluss nicht erreichen, sparen kann.“
-rai
Ehrenamtliche Mentoren und hauptamtliche Helfer begleiten
und betreuen die Kinder und Jugendlichen – und zwar mit
Erfolg. |