Von Kerstin Dolde
Hof –
Um 14.04 Uhr war gestern das Warten zu Ende, standen
die Mitglieder des neuen Stadtrates fest: Die CSU bleibt mit
20 Sitzen im Stadtrat die stärkste Kraft. Allerdings
verliert die CSU einen Sitz und schafft es damit erneut
nicht, die absolute Mehrheit zu erringen.
Eine Wahlschlappe erleidet dagegen die
Hofer SPD und eine ganz persönliche dazu ihr
Fraktionsvorsitzender. Von einst 15 Sitzen kann sie nur 11
im Gremium halten. Acht Prozentpunkte verlieren die
Sozialdemokraten gegenüber dem Ergebnis von 2002. Lediglich
25,7 Prozent der Wählerstimmen konnten sie noch erringen.
Die Sensation dabei: Michael Bursian, Vorsitzender der
SPD-Stadtratsfraktion und Chef der SPD Hof-Stadt, hat auf
Rang 12 den Einzug ins Parlament verpasst. Dabei war Bursian
auf Listenplatz drei angetreten. Eigentlich ein sicherer
Platz.
Freude herrscht dagegen in den Reihen
der Freien Aktiven Bürger. Sie sind die Gewinner der vier
Plätze. Von sechs auf zehn Sitze im Hofer Stadtrat konnten
die FAB sich steigern. Hatten sie im Jahr 2002 noch 13,2
Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinen können, sind es
nun stattliche 21,8 Prozent.
Die Grünen verteidigen ihren Platz im
Hofer Kommunalparlament. Mit 4,2 Prozent der Wählerstimmen
liegt ihr Ergebnis sogar 0,7 Prozentpunkte höher als bei der
letzten Stadtratswahl.
Auf Anhieb schafften es die Linken,
zwei Plätze zu ergattern. Mit Thomas Etzel und dem
parteifreien Stefan Cruz werden sie im Hofer Stadtrat
künftig vertreten sein.
Die Wahlbeteiligung, die laut
gestrigem Ergebnis bei 45,2 Prozent liegt, wertet der
Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner in einer ersten
Stellungnahme als „Wermutstropfen“. Leider liege die
niedrige Wahlbeteiligung im Trend. Deshalb sei umso mehr
denen zu danken, die zur Wahl gegangen seien.
Als CSU-Politiker und
Kreisvorsitzender sei er, Fichtner, froh, dass sich seine
Partei auf hohem Niveau stabilisiert habe. Immerhin seien
sieben verdiente Stadträte nicht mehr bei der Wahl
angetreten, darunter mit Doris Weber und Hans Pechstein zwei
Bürgermeister. „Wir haben nicht mit so viel Rückenwind
gerechnet“, sagte Fichtner. Das Ergebnis zeige jedoch, dass
das richtige Angebot gemacht worden sei. Mit Matthias
Mergner, Matthias Lentzen und Dominik Zeh zögen nun drei
Junge in den Stadtrat, das sei erfreulich.
„Respekt vor dem Ergebnis der FAB“,
erklärte Fichtner weiter. Freie Wählergruppen lägen
bayernweit im Aufwind.
Die Situation der SPD sei für ihn kein
Anlass zur Häme. „Das bereitet einem Demokraten Sorge“,
versicherte Fichtner, „Vor allem, wenn man die Tradition der
SPD in Hof betrachtet.“ Der Wähler wolle seiner, Fichtners,
Meinung nach, eine Auswahl, aber keine Ränkespiele in den
Parteien. Damit nimmt er Bezug auf die Abwahl der damaligen
SPD-Fraktionschefin Karola Böhm.
Am Sonntagabend hatte
SPD-Fraktionschef Michael Bursian in einer ersten
Stellungnahme noch vom Stimmungstief gesprochen, in dem sich
die SPD befinde. Gestern nun kam für ihn die Ernüchterung:
Um neun Plätze wurde er nach hinten – und damit aus dem
Stadtrat – gewählt. Bursian hielt sich gestern in Berlin bei
einer Parteiratssitzung auf. Bis Redaktionsschluss war er
nicht zu erreichen.
Stellvertreter Dr. Jürgen Adelt
betonte auf Rückfrage, Kreisvorstand und Fraktionsvorstand
träfen sich noch am Abend zur Sitzung. „Mit dieser neuen
Situation hat niemand gerechnet“, sagte Adelt. „Wir müssen
mal deutsch miteinander reden.“ Auch er bezog das
Wählervotum auf die Vorgänge in der SPD des Jahres 2005.
Damals, nach dem Sturz der Fraktionschefin Böhm, war Adelt
von seiner OB-Kandidatur zurückgetreten. |