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Erschienen in der Frankenpost am 12.12.2008 

Bürgermeister Bernd Scherdel, FAB

Spurensuche | Stadträte kritisieren, die Vergabe der Raumpauschalen 2008 hätte „optimaler“ laufen können.
Die Rechnung mit dem Hofer Sport

 
Von Kerstin Dolde

HofKurios: 23 075 Euro sind jüngst vom Sportbeirat einstimmig als Sportfördermittel für den laufenden Sportbetrieb genehmigt worden. Nur 6255 Euro sind indes noch in der Kasse und können damit ausgezahlt werden. CSU-Stadtrat Jürgen Knieling nannte die Verteilung der Sportfördermittel fürs laufende Haushaltsjahr (wir berichteten) ein „Armutszeugnis“. Kein Mitglied im Stadtrat, das ihm widersprach.

Doch hinter dieser Kürzungs-Entscheidung verbirgt sich Brisanz. Dem Hofer Stadtrat ging erst in der Sitzungswoche die Mitteilung zu. Möglichkeiten zur Lösung waren deshalb auf die Schnelle nicht mehr möglich. „Wir sind dran“, verspricht indes Sportbürgermeister Bernd Scherdel.

Was war geschehen? Immerhin war das Geld eingeplant und stand bereits parat. So lange, bis die Ausgaben für den Sozialbereich weit über die hohe, kalkulierte Summe anstiegen. Und das Geld in der Kasse wurde knapp.

Rechtzeitiger Hinweis?

Hätte man das Geld für den Sport also gleich verteilen sollen? Hätte Sportbürgermeister Bernd Scherdel vorausschauend die Anweisung geben sollen? Fehlte der nötige Hinweis durchs Sportamt?

Den „Schwarze Peter“ wollen die Stadträte quer durch die Fraktionen nicht verteilen. Und Scherdel selbst betont, das Geld werde in jedem Jahr im vierten Quartal ausgeschüttet. Dennoch bleiben Fragen. „Was wäre denn heute, wenn das Sportamt die Mittel im September in vollem Umfang ausgezahlt hätte?“ fragte deshalb schon Jürgen Knieling, CSU, in der jüngsten Stadtratssitzung. Und gab auch gleich die Antwort. Dann wären die Mittel vor den Mehrungen des Sozialhaushaltes an die Vereine gegangen. Das Budget wäre zwar überzogen – „aber niemand würde sich daran stören“.

So hafte aber der Hofer Sport für die immer größere werdende Zahl an „Sozialfällen“. Dabei, so Knieling auf weitere Nachfrage, wären 1,25 Euro pro Mitglied gut angelegtes Geld im Sinne von Jugendförderung. Diese 1,25 Euro „pro Nase“ stünden seiner Meinung nach in keinem Verhältnis zu den Mehrungen des Sozialhaushaltes mit über 400 000 Euro. Geld, so Knieling, das seiner Meinung nach einigen Wenigen zufließe.

Sein Fraktionsvorsitzender Wolfgang Fleischer gibt ihm Recht. Fleischer, langjähriger stellvertretender Vorsitzender des Hofer Sportverbandes und Chef des ASV Hof, betont: „Die Sportvereine kennen grundsätzlich die finanzielle Situation der Stadt.“ Die Vereine achteten deshalb genau darauf, was möglich sei und was nicht.

Die Vergabe der Mittel für Raumpauschalen sei in der Tat fürs Jahr 2008 nicht optimal gelaufen. „Hätte man das Geld eher eingestellt, dann hätten es die Vereine bekommen. So hat man riskiert, dass auf Jahresende das Geld knapp wird – und dann ging es halt nimmer, die volle Summe auszubezahlen.“

Ärgerlich

Das sei für die Hofer Sportvereine schon sehr ärgerlich. Vor allem die Vereine, die Räume, Plätze oder Hallen anmieten müssten, rechnen mit dem Zuschuss. „Und nun kriegen sie nur ein Drittel von dem, was eingeplant ist.“

Im Jahr 2009 müsse das besser gehen.

Trägt nun jemand die Schuld? Auch Fleischer mag die Schuldzuweisung nicht auf eine Person konkretisieren. „Man hat insgesamt nicht darauf geachtet“, sagt er. „Wenn man das Ganze mit Intensität im August oder September verfolgt hätte, hätte das alles anders aussehen können.“ Ihm wäre lieber, würden solche Dinge mit anderem „Drive“ verfolgt.

Zum Glück habe man die Jugendarbeit der Vereine mit einer vertraglichen Festschreibung geregelt. „Im nächsten Jahr sind wir da zur Auszahlung verpflichtet.“ Alles weitere rund um die Vereins-Zuschüsse sei noch nicht geklärt. Schließlich sei erst abzuwarten, wie sich der Etat 2009 entwickelt – „und ob wir einen genehmigten Haushalt kriegen“.

Auch Günter Merkel, SPD, will sich nicht an der Suche nach einem Schuldigen beteiligen, obwohl er der IfL vorsteht. Vielmehr sei es wichtiger, einen Sponsorenkreis aufzubauen, den man bei Engpässen auch einmal „angehen“ könne. Der Sportbürgermeister sollte etwas mehr Engagement zeigen. „Die Sparkasse kann das alles alleine nicht stemmen, da brauchen wir schon einen Pool mit einigen Firmen in der Region“, betont Merkel, wohlwissend, „dass in Zeiten schlechter Wirtschaftslage auch die Zahl der Gönner immer geringer wird“.

Ob man im kommenden Haushalt etwas mehr Geld für den Sport ansetzen sollte, fragt sich Merkel und lässt die Frage offen im Raum stehen. Wichtig sei, dass die Finanz-Lücke aus 2008 schnellstmöglich geschlossen werde.

Verträge geschlossen

„Wir werden etwas machen“, das bekräftigt Bürgermeister Bernd Scherdel und erklärt zugleich, dass der neue Vertrag der Stadt Hof mit den Vereinen die Jugendarbeit der Sportvereine nicht nur besonders honoriere, sondern das Alter der „Jugend“ bis 27 Jahre hochgestuft habe. „Das bedeutet, dass heuer mehr an Fördermitteln ausgezahlt wird als in den Vorjahren. Und der erhebliche Teil ist auch schon überwiesen.“

Das bestätigt letztlich auch Stadtkämmerer Peter Fischer: „Im Verwaltungshaushalt wurden alle im Plan vorgesehenen Mittel für den Sport ausbezahlt. Es flossen sogar mehr Mittel als in den Vorjahren, weil auch Investitionszuschüsse im Vermögenshaushalt gewährt werden konnten.“

 

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