Hof –
Wie geht es mit der Freiheitshalle weiter? Dass die jetzige
auf jeden Fall aus Sicherheitsgründen im Frühjahr 2009 geschlossen
werden muss und keinesfalls weiterbetrieben werden darf, ist
amtlich. 21 Millionen Euro kann die Stadt Hof darstellen – eine
Summe, mit der Architekt Stefan Seemüller anfangs auskommen wollte.
Nun rechnet er bereits mit 30 Millionen Euro – und stellt, wie
ausführlich berichtet, die Stadt und damit OB Dr. Harald Fichtner
vor riesige Probleme.
Herr Oberbürgermeister, Sie und die
Fraktionsvertreter waren jüngst bei der Regierung in Bayreuth.
Danach erklärten Sie, dass man möglicherweise ins
Wettbewerbsverfahren wieder einsteigen muss. Was bedeutet das?
Die Prüfung dauert an. In diesem Zusammenhang müssen
Rechtspositionen und Auswirkungen untersucht werden. Derzeit wäre
eine Aussage dazu unredlich.
Hat der Architekt neben der Zusage auch schon
einen unterzeichneten Vertrag? Wäre es möglich, ihm den Auftrag
wieder zu entziehen?
Nein, es ist noch kein Auftrag erteilt. Also kann man ihm formal
auch nichts entziehen. Allerdings sind schon Leistungen erbracht.
Auch diese Frage muss eingehend geprüft werden.
Sie werden in genannter Presseerklärung
zitiert, dass sich ein Architekt eine derartige Kostenmehrung nicht
bei einem privaten Bauherrn erlauben dürfte. Warum darf er das bei
einem öffentlichen Bauherrn?
Gute Frage! Das darf er natürlich nicht. Ich denke, ein privater
Bauherr würde bei Problemen dieser Art einfach einmal „Nein!“ sagen.
Für einen öffentlichen Bauherrn ist aufgrund von Förder- und
Ausschreibungsbestimmungen sowie der demokratischen
Abstimmungsprozesse jede Reaktion ganz anders zu filtern. Das ist
dann weniger impulsiv und erweckt leider oft den Eindruck, dass man
mit öffentlichen Auftraggebern leichteres Spiel hat. Wie Sie sehen,
lassen wir das aber nicht durchgehen.
Nachdem noch kein Auftrag erteilt ist und auch keine Genehmigung
für die Planung durch den Stadtrat erteilt ist, wurde noch
rechtzeitig eingegriffen.
Fürchten Sie, dass die Kostenschätzung des
Architekten und das Ergebnis der Ausschreibungen sich nochmals
eklatant unterscheiden könnten?
Bei jedem Bauvorhaben gibt es insoweit Unsicherheit, weil heute
keiner die Preise in einem Jahr vorhersehen kann. Das ist aber kein
Problem, das der Architekt zu verantworten hat. Allerdings gehen wir
davon aus, dass der Architekt Seemüller genügend Erfahrung hat, um
solche Entwicklungen einzukalkulieren.
In Ihrer Presseerklärung vom Freitag sprachen
Sie von dringender Kostenreduzierung. Wird man nun daran gehen, den
Entwurf Seemüllers abzuspecken? Was bleibt dann noch übrig?
Man wird noch einmal intensiv über alle Posten nachdenken. Wir
müssen aber auch aufpassen, dass dabei die Funktionen erfüllt
werden, die wir vorgegeben haben. Die Freiheitshalle muss ertüchtigt
werden, eben weil sie heute verschiedenen Aufgaben gerade im
Tagungsgeschäft oder bei großen Showproduktionen nicht mehr
gewachsen ist.
Das, was Sie Abspecken nennen, muss sehr überlegt geschehen. Das
Ergebnis wird von den noch vorzulegenden Vorschlägen abhängen.
Darüber muss natürlich dann auch intensiv beraten werden.
Wird die „neue“ Halle, so sie dann gebaut
wird, dennoch attraktiv für TV-Produktionen sein – oder nähert sie
sich dem Standard einer Mehrfachturnhalle mit an?
Dazu jetzt Aussagen zu treffen, wäre unseriös und
kontraproduktiv. Wir wollen eine funktionsfähige Freiheitshalle für
viele Möglichkeiten, auch für TV-Produktionen.
Könnte es möglich sein, dass sich der nun
diskutierte „abgespeckte“ Entwurf dem zweitplatzierten Entwurf des
Architektenwettbewerbs annähert?
Ich bitte um Verständnis dafür, dass ich dazu im laufenden
Verfahren keine Aussage treffen kann.
Angenommen, die Stadt Hof entzieht dem
Bamberger Architekten Seemüller das Vertrauen. Welche Folgen hätte
das – sowohl auf der Kostenseite als auch für die Dauer der
Bauphase? Welche Folgen resultierten sich aus einer möglichen
Verzögerung in der jetzigen Planungsphase?
Auch hierzu ist wegen des noch laufenden Vergabeverfahrens keine
Aussage möglich. Kostenmäßig haben wir die Vorgabe von 21 Millionen
Euro, die uns die Finanzierung setzt. Spekulationen in alle
möglichen Richtungen bringen uns da auch nicht weiter.
Die Freiheitshalle ist ein wichtiger
Werbeträger für die Stadt Hof und die Region, landkreisweit gibt es
keine Halle, die die gleiche Funktion einer Veranstaltungshalle
übernehmen könnte. Überlegt man deshalb, den Landkreis bei der
Finanzierung mit ins Boot zu holen?
Das ist ein durchaus interessanter Gedanke. Das müssten Sie den
Herrn Landrat und die Kreisräte fragen. Das
Gespräch
führte Kerstin Dolde
Interview
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