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Erschienen in der Frankenpost am 25.11.2008 

Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner, Hof

In die Jahre gekommen und aus Gründen des Brandschutzes nicht mehr zu betreiben: Die Hofer Freiheitshalle soll ab kommenden Frühjahr umfassend saniert werden. Die Bauarbeiten kommen dabei einem Neubau gleich. Foto: Sammer

Diskussion um Baukosten | Oberbürgermeister Dr. Fichtner betont, die Kostenvorgabe von 21 Millionen Euro ist unbedingt einzuhalten. Das Wettbewerbsverfahren wird derzeit hinsichtlich der Rechtspositio
„Kein Architektenauftrag erteilt“

 
HofWie geht es mit der Freiheitshalle weiter? Dass die jetzige auf jeden Fall aus Sicherheitsgründen im Frühjahr 2009 geschlossen werden muss und keinesfalls weiterbetrieben werden darf, ist amtlich. 21 Millionen Euro kann die Stadt Hof darstellen – eine Summe, mit der Architekt Stefan Seemüller anfangs auskommen wollte. Nun rechnet er bereits mit 30 Millionen Euro – und stellt, wie ausführlich berichtet, die Stadt und damit OB Dr. Harald Fichtner vor riesige Probleme.

Herr Oberbürgermeister, Sie und die Fraktionsvertreter waren jüngst bei der Regierung in Bayreuth. Danach erklärten Sie, dass man möglicherweise ins Wettbewerbsverfahren wieder einsteigen muss. Was bedeutet das?

Die Prüfung dauert an. In diesem Zusammenhang müssen Rechtspositionen und Auswirkungen untersucht werden. Derzeit wäre eine Aussage dazu unredlich.

Hat der Architekt neben der Zusage auch schon einen unterzeichneten Vertrag? Wäre es möglich, ihm den Auftrag wieder zu entziehen?

Nein, es ist noch kein Auftrag erteilt. Also kann man ihm formal auch nichts entziehen. Allerdings sind schon Leistungen erbracht. Auch diese Frage muss eingehend geprüft werden.

Sie werden in genannter Presseerklärung zitiert, dass sich ein Architekt eine derartige Kostenmehrung nicht bei einem privaten Bauherrn erlauben dürfte. Warum darf er das bei einem öffentlichen Bauherrn?

Gute Frage! Das darf er natürlich nicht. Ich denke, ein privater Bauherr würde bei Problemen dieser Art einfach einmal „Nein!“ sagen. Für einen öffentlichen Bauherrn ist aufgrund von Förder- und Ausschreibungsbestimmungen sowie der demokratischen Abstimmungsprozesse jede Reaktion ganz anders zu filtern. Das ist dann weniger impulsiv und erweckt leider oft den Eindruck, dass man mit öffentlichen Auftraggebern leichteres Spiel hat. Wie Sie sehen, lassen wir das aber nicht durchgehen.

Nachdem noch kein Auftrag erteilt ist und auch keine Genehmigung für die Planung durch den Stadtrat erteilt ist, wurde noch rechtzeitig eingegriffen.

Fürchten Sie, dass die Kostenschätzung des Architekten und das Ergebnis der Ausschreibungen sich nochmals eklatant unterscheiden könnten?

Bei jedem Bauvorhaben gibt es insoweit Unsicherheit, weil heute keiner die Preise in einem Jahr vorhersehen kann. Das ist aber kein Problem, das der Architekt zu verantworten hat. Allerdings gehen wir davon aus, dass der Architekt Seemüller genügend Erfahrung hat, um solche Entwicklungen einzukalkulieren.

In Ihrer Presseerklärung vom Freitag sprachen Sie von dringender Kostenreduzierung. Wird man nun daran gehen, den Entwurf Seemüllers abzuspecken? Was bleibt dann noch übrig?

Man wird noch einmal intensiv über alle Posten nachdenken. Wir müssen aber auch aufpassen, dass dabei die Funktionen erfüllt werden, die wir vorgegeben haben. Die Freiheitshalle muss ertüchtigt werden, eben weil sie heute verschiedenen Aufgaben gerade im Tagungsgeschäft oder bei großen Showproduktionen nicht mehr gewachsen ist.

Das, was Sie Abspecken nennen, muss sehr überlegt geschehen. Das Ergebnis wird von den noch vorzulegenden Vorschlägen abhängen. Darüber muss natürlich dann auch intensiv beraten werden.

Wird die „neue“ Halle, so sie dann gebaut wird, dennoch attraktiv für TV-Produktionen sein – oder nähert sie sich dem Standard einer Mehrfachturnhalle mit an?

Dazu jetzt Aussagen zu treffen, wäre unseriös und kontraproduktiv. Wir wollen eine funktionsfähige Freiheitshalle für viele Möglichkeiten, auch für TV-Produktionen.

Könnte es möglich sein, dass sich der nun diskutierte „abgespeckte“ Entwurf dem zweitplatzierten Entwurf des Architektenwettbewerbs annähert?

Ich bitte um Verständnis dafür, dass ich dazu im laufenden Verfahren keine Aussage treffen kann.

Angenommen, die Stadt Hof entzieht dem Bamberger Architekten Seemüller das Vertrauen. Welche Folgen hätte das – sowohl auf der Kostenseite als auch für die Dauer der Bauphase? Welche Folgen resultierten sich aus einer möglichen Verzögerung in der jetzigen Planungsphase?

Auch hierzu ist wegen des noch laufenden Vergabeverfahrens keine Aussage möglich. Kostenmäßig haben wir die Vorgabe von 21 Millionen Euro, die uns die Finanzierung setzt. Spekulationen in alle möglichen Richtungen bringen uns da auch nicht weiter.

Die Freiheitshalle ist ein wichtiger Werbeträger für die Stadt Hof und die Region, landkreisweit gibt es keine Halle, die die gleiche Funktion einer Veranstaltungshalle übernehmen könnte. Überlegt man deshalb, den Landkreis bei der Finanzierung mit ins Boot zu holen?

Das ist ein durchaus interessanter Gedanke. Das müssten Sie den Herrn Landrat und die Kreisräte fragen. Das Gespräch

führte Kerstin Dolde

Interview
 

 

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