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Erschienen in der Frankenpost am 05.11.2008 

Architekt Stefan Seemüller war von Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner (rechts) zur eilends anberaumten Pressekonferenz ins Rathaus geladen worden: Seemüller bestätigte, was unsere Zeitung bereits in der Dienstagsausgabe gemeldet hatte: Der Kostenrahmen für den Hallenbau ist nicht im Entferntesten zu halten. Foto: Jan Fischer

Neue Freiheitshalle | OB Fichtner setzt nach Bericht unserer Zeitung eine Pressekonferenz an. Stadträte zeigen sich über die Erklärung des Architekten entsetzt. Der Kostenrahmen soll im Dezember endg
Mehr Millionen für den Hallenbau

 
Von Kerstin Dolde

HofDie 21 Millionen Euro Baukosten, die für den Teilneubau und die Sanierung der Hofer Freiheitshalle als Obergrenze festgeklopft waren, sind beileibe nicht zu halten. „Wir werden die Bausumme um mehrere Millionen überschreiten“, gab gestern Nachmittag Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner auf einer eilends anberaumten Pressekonferenz im Beisein des Bauausschusses bekannt. Er hatte sich nach einem Bericht unserer Zeitung beim Architekten Stefan Seemüller informiert – und diesen zu der Pressekonferenz nach Hof bestellt.

Es drohe eine Kostenexplosion, so hatte der Hofer Anzeiger bereits in seiner gestrigen Ausgabe berichtet. „Wir wollen es nicht bei Gerüchten beruhen lassen“, betonte der OB, der zugab, „überrascht“ worden zu sein. „Das ging uns allen so“, versicherte er mit Blick aufs gesamte Gremium.

Die hohen Kosten laufen vor allem in zwei von sieben Kostengruppen – „Rohbau“ und „Ausstattung“ – davon. Allein diese beiden werden wohl insgesamt 21 Millionen Euro teuer, obwohl Architekt Seemüller noch im August mit 13 Millionen Euro gerechnet hatte. Die Stadtverwaltung, so führte gestern Fichtner aus, war bereits im Sommer von 21 Millionen Euro ausgegangen. „Kompliment ans Bauamt“, sagte deshalb Fichtner. Wie viel man am Ende für die neue Halle zahlen müsse, wisse man noch nicht. Alsbald wolle man das Gespräch mit der Regierung von Oberfranken suchen, um zu sehen, „wie wir die einigen Millionen, die über den 21 Millionen liegen, finanzieren“.

Kein einfaches Bauwerk

Die Freiheitshalle sei kein einfaches Bauwerk, betonte Architekt Stefan Seemüller. Er habe bereits im Sommer vor dem Stadtrat ausgeführt, dass drei Monate benötigt würden, um den Kostenrahmen zu fixieren. Dieser würde dann auch bis zum Ende der Bauzeit nicht mehr gesprengt. „Wir haben uns die Planungen nicht leicht gemacht“, sagte Seemüller und führte diverse „Zwänge“ an, die in die Kalkulation einfließen würden: Brandschutz, Statik, vorhandene Haustechnik im Bestand, Raumakustik im Großen Haus und so weiter. Dazu kämen nun noch die Kosten für den Biergarten oder den Anschluss des Festplatzes. „Und deshalb sind wir nun an dem Punkt, wo wir sagen, in der Summe von 21 Millionen Euro ist das nicht zu machen.“ Auch jetzt seien die Kosten nicht komplett errechnet, er könne dem Bauausschuss nur einen Zwischenstand darlegen. Das Konzept an sich sei jedoch völlig ausgereift.

Stadtrat Rainer Kellner (SPD) hielt mit seinem Ärger nicht hinter dem Berg: „Ich erlebe zwei Architekten Seemüller. Den, der vor Wochen noch so viel Positives vor dem Stadtrat berichtet hat, der davon sprach, die Stahlkonstruktion zu bewahren und beim Rohbau sogar noch einsparen wollte. Und dann den, der heute sagt, die Freiheitshalle sei kein einfaches Bauwerk.“ Seemüller habe, so Kellner, den Zuschlag zu Recht bekommen, weil der Entwurf der beste des Wettbewerbs gewesen sei. „Aber wir haben immer wiederholt, dass wir beim Rohbau die 14 Millionen Euro nicht überschreiten wollen.“ Man werde das alles noch in der Fraktion besprechen.

Rechtzeitig informieren

Dieter Puschert (CSU) gab Kellner recht. Er dankte dem Oberbürgermeister, dass dieser nach dem Zeitungsbericht so schnell reagiert hatte und alle in der Sitzung informierte. „Es wäre für uns alle besser gewesen, wenn der Architekt uns früher informiert hätte.“

Gudrun Bruns, (FAB) zeigte sich dagegen „nicht überrascht“. Die FAB habe bereits im August einen Antrag gestellt, die Kosten festzuschreiben, bevor der Architektenvertrag unterschrieben werde. „Damals wurde ich schwer angegriffen“, so Bruns, die gleichzeitig betonte, man müsse nun versuchen, das Beste draus zu machen: „Wir müssen das jetzt durchziehen, denn wir brauchen die Freiheitshalle.“

Architekt Seemüller gab daraufhin zu, „mir wäre heute auch wohler, wenn ich damals vorbeugend auf Unwägbarkeiten hingewiesen hätte“. Auf die Frage von FAB-Fraktionschef Joachim Dumann, ob denn die alten Stahlträger, wie vom Architekten einst vorgeschlagen, weiter verwendet werden können, betonte dieser: „Zu 90 Prozent wohl eher nicht.“

Nach langer, hitziger Debatte schloss der Oberbürgermeister die Pressekonferenz: „Wer die Haushaltsberatungen vom Montag im Hinterkopf hat, weiß, dass die Finanzierung der zusätzlichen Kosten sehr schwer werden wird. Dennoch ist das Thema Neubau ohne Alternative!“ Den Architekten verabschiedete Fichtner mit den Worten „Bis im Dezember!“ Dann wird Seemüller den Mitgliedern des Hofer Stadtrates die endgültige Kostenberechnung vorlegen.

Stimmen der Fraktionen

„Wir können von dem ‚Pferd Freiheitshalle‘ nicht mehr herunter. Aber das ist starker Tobak, den wir heute vom Architekten zu hören bekommen.“

Rainer Kellner, SPD

„Wir im Bauausschuss hatten gedacht, dass wir für 21 Millionen wenigstens den Rohbau hinbringen. Bei unserer schlechten Finanzsituation in der Stadt Hof sind die neuen Entwicklungen jetzt sehr schlimm.“

Dieter Puschert, CSU

„Vermutlich erleben wir bei der Ausschreibung noch die nächste Überraschung.“ Gudrun Bruns, FAB

„Heute müssen wir uns fragen: Was kommt noch auf uns zu?“

Reinhard Meringer, SPD

„Wir wollen über die nächsten Schritte zeitnah informiert werden. Wichtig ist uns auch die Sicherheit in der Halle.“

Joachim Dumann, FAB
 

 

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