Von Kerstin Dolde
Hof – Die 21
Millionen Euro Baukosten, die für den Teilneubau und die Sanierung
der Hofer Freiheitshalle als Obergrenze festgeklopft waren, sind
beileibe nicht zu halten. „Wir werden die Bausumme um mehrere
Millionen überschreiten“, gab gestern Nachmittag Oberbürgermeister
Dr. Harald Fichtner auf einer eilends anberaumten Pressekonferenz im
Beisein des Bauausschusses bekannt. Er hatte sich nach einem Bericht
unserer Zeitung beim Architekten Stefan Seemüller informiert – und
diesen zu der Pressekonferenz nach Hof bestellt.
Es drohe eine Kostenexplosion, so hatte der
Hofer Anzeiger bereits in seiner gestrigen Ausgabe berichtet.
„Wir wollen es nicht bei Gerüchten beruhen lassen“, betonte der OB,
der zugab, „überrascht“ worden zu sein. „Das ging uns allen so“,
versicherte er mit Blick aufs gesamte Gremium.
Die hohen Kosten laufen vor allem in zwei von sieben
Kostengruppen – „Rohbau“ und „Ausstattung“ – davon. Allein diese
beiden werden wohl insgesamt 21 Millionen Euro teuer, obwohl
Architekt Seemüller noch im August mit 13 Millionen Euro gerechnet
hatte. Die Stadtverwaltung, so führte gestern Fichtner aus, war
bereits im Sommer von 21 Millionen Euro ausgegangen. „Kompliment ans
Bauamt“, sagte deshalb Fichtner. Wie viel man am Ende für die neue
Halle zahlen müsse, wisse man noch nicht. Alsbald wolle man das
Gespräch mit der Regierung von Oberfranken suchen, um zu sehen, „wie
wir die einigen Millionen, die über den 21 Millionen liegen,
finanzieren“.
Kein einfaches Bauwerk
Die Freiheitshalle sei kein einfaches Bauwerk, betonte Architekt
Stefan Seemüller. Er habe bereits im Sommer vor dem Stadtrat
ausgeführt, dass drei Monate benötigt würden, um den Kostenrahmen zu
fixieren. Dieser würde dann auch bis zum Ende der Bauzeit nicht mehr
gesprengt. „Wir haben uns die Planungen nicht leicht gemacht“, sagte
Seemüller und führte diverse „Zwänge“ an, die in die Kalkulation
einfließen würden: Brandschutz, Statik, vorhandene Haustechnik im
Bestand, Raumakustik im Großen Haus und so weiter. Dazu kämen nun
noch die Kosten für den Biergarten oder den Anschluss des
Festplatzes. „Und deshalb sind wir nun an dem Punkt, wo wir sagen,
in der Summe von 21 Millionen Euro ist das nicht zu machen.“ Auch
jetzt seien die Kosten nicht komplett errechnet, er könne dem
Bauausschuss nur einen Zwischenstand darlegen. Das Konzept an sich
sei jedoch völlig ausgereift.
Stadtrat Rainer Kellner (SPD) hielt mit seinem Ärger nicht hinter
dem Berg: „Ich erlebe zwei Architekten Seemüller. Den, der vor
Wochen noch so viel Positives vor dem Stadtrat berichtet hat, der
davon sprach, die Stahlkonstruktion zu bewahren und beim Rohbau
sogar noch einsparen wollte. Und dann den, der heute sagt, die
Freiheitshalle sei kein einfaches Bauwerk.“ Seemüller habe, so
Kellner, den Zuschlag zu Recht bekommen, weil der Entwurf der beste
des Wettbewerbs gewesen sei. „Aber wir haben immer wiederholt, dass
wir beim Rohbau die 14 Millionen Euro nicht überschreiten wollen.“
Man werde das alles noch in der Fraktion besprechen.
Rechtzeitig informieren
Dieter Puschert (CSU) gab Kellner recht. Er dankte dem
Oberbürgermeister, dass dieser nach dem Zeitungsbericht so schnell
reagiert hatte und alle in der Sitzung informierte. „Es wäre für uns
alle besser gewesen, wenn der Architekt uns früher informiert
hätte.“
Gudrun Bruns, (FAB) zeigte sich dagegen „nicht überrascht“. Die
FAB habe bereits im August einen Antrag gestellt, die Kosten
festzuschreiben, bevor der Architektenvertrag unterschrieben werde.
„Damals wurde ich schwer angegriffen“, so Bruns, die gleichzeitig
betonte, man müsse nun versuchen, das Beste draus zu machen: „Wir
müssen das jetzt durchziehen, denn wir brauchen die Freiheitshalle.“
Architekt Seemüller gab daraufhin zu, „mir wäre heute auch
wohler, wenn ich damals vorbeugend auf Unwägbarkeiten hingewiesen
hätte“. Auf die Frage von FAB-Fraktionschef Joachim Dumann, ob denn
die alten Stahlträger, wie vom Architekten einst vorgeschlagen,
weiter verwendet werden können, betonte dieser: „Zu 90 Prozent wohl
eher nicht.“
Nach langer, hitziger Debatte schloss der Oberbürgermeister die
Pressekonferenz: „Wer die Haushaltsberatungen vom Montag im
Hinterkopf hat, weiß, dass die Finanzierung der zusätzlichen Kosten
sehr schwer werden wird. Dennoch ist das Thema Neubau ohne
Alternative!“ Den Architekten verabschiedete Fichtner mit den Worten
„Bis im Dezember!“ Dann wird Seemüller den Mitgliedern des Hofer
Stadtrates die endgültige Kostenberechnung vorlegen.
Stimmen der Fraktionen
„Wir können von dem ‚Pferd Freiheitshalle‘ nicht mehr herunter.
Aber das ist starker Tobak, den wir heute vom Architekten zu hören
bekommen.“
Rainer
Kellner, SPD
„Wir im Bauausschuss
hatten gedacht, dass wir für 21 Millionen wenigstens den Rohbau
hinbringen. Bei unserer schlechten Finanzsituation in der Stadt Hof
sind die neuen Entwicklungen jetzt sehr schlimm.“
Dieter
Puschert, CSU
„Vermutlich erleben wir
bei der Ausschreibung noch die nächste Überraschung.“
Gudrun Bruns, FAB
„Heute müssen wir uns
fragen: Was kommt noch auf uns zu?“
Reinhard Meringer, SPD
„Wir wollen über die
nächsten Schritte zeitnah informiert werden. Wichtig ist uns auch
die Sicherheit in der Halle.“
Joachim Dumann, FAB
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