Von Kerstin Dolde und Jan Fischer
Hof – Brauen sich
dunkle Wolken über dem Hofer Rathaus zusammen? Dort tagen seit
gestern die Hofer Haushälter. Die Mitglieder des Haushalts-
und Finanzausschusses des Hofer Stadtrates brüteten von 9 Uhr an bis
zum Abend hinter verschlossenen Türen über dem Etat 2009. Lediglich
für zwei Tagesordnungspunkte wurde die Sitzung öffentlich.
Nur wenig drang über die Vorberatungen vorab nach draußen, doch
das Wenige, was zu erfahren war, verheißt kaum Gutes. Die Kluft
zwischen Einnahmen und Ausgaben soll dramatisch hoch sein. Die
Soziallasten seien in der Stadt Hof immens hoch, allein die dafür
veranschlagte Summe liegt um drei Millionen Euro höher als die
erwarteten Einnahmen aus der Gewerbesteuer. Letztere werden fürs
kommende Jahr mit 15,5 Millionen Euro geschätzt.
Allein 4,4 Millionen Euro sollen bei der Mindestzuführung für den
Vermögenshaushalt offen sei, Kredite seien nicht ordentlich zu
tilgen. Ein weiterer Fehlbetrag aus den Planungen 2009 klafft im
Verwaltungshaushalt: Hier sollen 3,4 Millionen Euro offen sein.
Damit sind in Summe 7,8 Millionen Euro nicht finanzierbar, doch
weitere sieben Millionen seien noch nötig, um den Sollfehlbetrag aus
den Vorjahren abzudecken. Schlüsselzuweisungen, die heuer noch
sprudelten, werden im nächsten Jahr wieder wesentlich geringer sein.
2009 werden zudem die Personalausgaben steigen.
Noch ist die haushaltslose Zeit wie etwa im Jahr 2007 in
lebhafter Erinnerung, schon droht die nächste. Ein ausgeglichener
und damit genehmigungsfähiger Haushalt scheint auf Grund der
schlechten Einnahmesituation in der Stadt dagegen 2009 nur sehr
schwer, vermutlich aber gar nicht erreichbar zu sein. Deshalb hatte
man so viel wie möglich bereits 2008 im genehmigungsfähigen Etat
untergebracht.
Dabei wären in Hof etliche Projekte zu stemmen, neben den
Pflichtaufgaben der Kommune sind Schulen und Straßen zu sanieren.
Die „Wunschliste“ ist in den Jahren der sparsamen Haushaltsführung
inzwischen auf stattliche Größe angewachsen.
Das schon 2008 angestoßene Großprojekt Freiheitshalle, so drang
gestern nach außen, wollen die Stadträte ersten Stimmen zufolge
keinesfalls aufgeben. Dabei ist auch hier damit zu rechnen, dass die
Kosten explodieren werden. Kürzlich wurde der Bauausschuss –
ebenfalls hinter verschlossenen Türen – darüber informiert, dass
sogar mit einer Verdopplung der veranschlagten Kosten zu rechnen
sei. Der Innenausbau der Halle zu einer modernen Veranstaltungshalle
könnte durchaus noch einmal so viel kosten, wie das Gebäude selbst.
Von Architekt Stefan Seemüller aus Bamberg, dessen
Planungsentwurf im August vom Hofer Stadtrat einhellig begrüßt
wurde, ist derzeit keine Stellungnahme über den Stand der Planungen
zu bekommen. Seit zwei Wochen ist er nicht für unsere Zeitung zu
erreichen. Dabei hatte er vor dem Stadtrat davon gesprochen, dass
sein Büro ein hartes Kostencontrolling pflege und er eher mit 20 als
mit 21 Millionen Euro Kosten rechne.
Zum Ende des öffentlichen Teils der Ausschusssitzung zeigte sich
der OB gestern erstaunt über die detaillierten Recherchen unserer
Zeitung. Schon kurz nach der Unterbrechung der Sitzung in der
Mittagszeit sei er „von einem Vertreter der Medien“ mit Fakten aus
den Haushaltsberatungen konfrontiert worden. „Unmöglich“ nannte es
der sichtlich erboste Rathauschef, dass bereits konkrete
Einzelheiten aus den nicht öffentlichen Beratungen nach außen
gedrungen sind.
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