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Erschienen in der Frankenpost am 31.01.2012 

Das Sparmodell greift

 

Schon nach einem Jahr zeigt sich, dass sich die Investition in energetische Sanierungen lohnt. 2011 hat die Stadt für acht große Gebäude über 180 000 Euro weniger für Energie bezahlt.

 
 
Von Harald Werder
Hof - Aus den hohen Schornsteinen wabert dicker Dampf in den frostigen Himmel, aus den grauen Containern vor dem Schulzentrum Rosenbühl wandert Zentner um Zentner Holz ratternd in den Brenner der neuen Heizanlage. "Bis zu acht Tonnen Hackschnitzel brauchen wir täglich, wenn es richtig kalt wird", erklärt Reinhard Ziesmann vom städtischen Bauamt. Dass er und Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner dabei lächeln können, liegt daran, dass die Stadt mit dieser Anlage Geld spart.

Schon jetzt, nach einem Jahr, hat die Stadt so viel gespart, dass sich die Investition der Kommune schon wieder amortisiert hat. Dieses schnelle Sparmodell funktioniert aber nur, wenn man den Löwenanteil anderen überlässt. In diesem Fall hat der Staat mit dem Konjunkturpaket II 613 000 der 700 000 Euro beigesteuert. "Solche Zahlen lese ich gerne", sagte OB Fichtner im Heizkeller des Schulkomplexes, aus dem sogar noch ein kleines Hallenbad versorgt wird.

Das Schulzentrum Rosenbühl ist das Schwergewicht unter den Verbrauchern. Bei 3,1 Millionen Megawattstunden Gas lag dort 2010 der Verbrauch. Nach dem Einbau einer Hackschnitzelheizung und einer Teildach-Dämmung sank der Verbrauchswert im vergangenen Jahr auf 2,0 Millionen Megawattstunden, rund 264 Tonnen CO2 weniger stehen in der Umweltbilanz.

Eine ähnlich gute Prognose steht für sieben weitere Gebäude, die mit neuen Heizungen, gedämmten Fassaden und Dächern sowie teilweise neuen Fenstern in eine sparsame Zukunft gehen. Dies betrifft neben dem Schulzentrum die Münsterschule, die Schulen in Moschendorf und Krötenbruck, die Turnhalle und die Pavillons der Christian-Wolfrum-Schule, die Stadtbücherei sowie das Stadtbauamt. Wobei im Komplex am Rosenbühl am meisten zu sparen ist. Ziesmann: "Immerhin hat das Schulzentrum die komplexeste Technik nach dem Theater in der Stadt."

6,2 Millionen Euro haben die energetischen Sanierungen an acht städtischen Gebäuden gekostet, rund 5,4 Millionen Euro beträgt die Fördersumme. Das Sparpotenzial, das sich aus diesen Investitionen ergibt, ist groß. 3,03 Millionen Megawattstunden Gas weniger auf der Rechnung hat die Stadt 2011 gegenüber dem Vorjahr, was aktuell einer Ersparnis von 183 607 Euro entspricht. Auch der Umwelt bleibt einiges erspart: Zirka 719 Tonnen weniger CO2 strömte aus den Schornsteinen der Gebäude.

Das freut die Natur wie den Kämmerer der Stadt. Über die Jahre muss er nun in der Summe Millionen weniger Energiekosten im Haushalt einplanen, selbst wenn - wie erwartet - die Preise für Hackschnitzel und Pellets steigen.

Nach Meinung von OB Fichtner ist die Rechnung des Konjunkturpaketes voll aufgegangen - "Ökologisch und ökonomisch ist es ein Gewinn". Dass der Staat künftig derart großzügig Geld unter die Städte streut, ist kaum zu erwarten. Fichtner fürchtet aber nicht, dass die Projekte der beiden Vorjahre ein Strohfeuer waren. Sollten künftig weitere, zunächst teurere energetische Sanierungen anstehen, ist dem OB vor Verhandlungen nicht bange: "Wenn wir vorrechnen können, dass sich eine Maßnahme schon nach wenigen Jahren rechnet, wird man entgegenkommender sein und das Ganze genehmigen."

Konjunkturpaket II
Den Pakt für Beschäftigung und Stabilität in Deutschland zur Sicherung der Arbeitsplätze, Stärkung der Wachstumskräfte und Modernisierung des Landes, wie das Konjunkturpaket II offiziell heißt, hatte die Bundesregierung 2009 beschlossen.

Dieser direkte staatliche Eingriff in die Wirtschaft sollte helfen, die leichte Rezession und die internationale Finanzkrise zu überwinden. 50 Milliarden Euro nahm der Staat nach Angaben des Finanzministeriums 2009 und 2010 in die Hand.

Aus diesem Topf flossen unter anderem Mittel in eine leichte Senkung der Einkommenssteuer, die Förderung des Mittelstand, die sogenannte Abwrackprämie, die Unterstützung der befristeten Kurzarbeit und in den Klimaschutz durch energetische Sanierungen, die zahlreiche Aufträge an Handwerksbetriebe und Industrie nach sich zogen.
 

 

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