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Erschienen in der Frankenpost am 12.09.2012 
 

 

Steinernes Archiv spart Geld

 

Bayerns Umweltminister Marcel Huber eröffnet ein bundesweit einzigartiges Rohstoff-Analytikzentrum. Damit geht in Hof ein weiterer Standort des Landesamtes für Umwelt offiziell in Betrieb.

 
 
Von Werner Rost
Hof - Erst ist ein leises Knistern zu hören und schließlich ein lauter Knall, als würde ein Sektkorken davon fliegen. Hinter dem Panzerglas hat eine Hochdruckpresse eine wenige Zentimeter große Gesteinsprobe zerbersten lassen - bei einer Belastung von etwas mehr als 13 Tonnen. Diese Gesteinspresse, die Proben mit bis zu 300 Tonnen Belastung testen kann, ist eines von 15 verschiedenen Analysegeräten, mit denen Wissenschaftler und Laboranten des Landesamtes für Umwelt (LfU) in einer ehemaligen Industrie-Halle im St.- Lukas-Weg in Hof Proben aus allen Teilen Bayerns untersuchen.

Zugleich befindet sich dort ein zentrales Bohrkernlager. Dieses Archiv umfasst derzeit 1000 Tonnen Gestein aus 850 Bohrungen in allen Teilen Bayerns. Aneinandergereiht sind das 70 Kilometer Bohrkerne. In der bisherigen LfU-Dienststelle in der Hans-Höhn-Straße 12 in Hof hätte der Platz für dieses Archiv und die teilweise sehr schweren Analytik-Geräte nicht ausgereicht. Deshalb hat das LfU die Halle des ehemaligen Glaskontors übernommen. Insgesamt hat der Freistaat Bayern damit drei Millionen Euro am LfU-Standort Hof investiert.

"In München wäre uns der Kauf einer solchen Immobilie sehr viel teuerer gekommen", betont LfU-Vizepräsident Richard Fackler, der die Hofer LfU-Dienststelle leitet, bei der Einweihung des Rohstoff-Analytikzentrums. Roland Eichhorn, der Leiter des Geologischen Dienstes, erklärt einige der 15 Analytik-Abteilungen. "In diesem kleinen Raum werden gerade 100 Millionen Euro verdient", sagt er beim Rundgang. Eine LfU-Mitarbeiterin misst dort das Wärmespeichervermögen von Gesteinen. Wie Eichhorn erläutert, hat sich die Staatsregierung 100 000 Erdwärmesonden in Bayern als Ziel gesetzt. Das LfU trage die Messwerte in eine Karte ein. Energieberatern sei es möglich, sich einzuloggen, die Kennwerte für den vorgesehenen Bauplatz abzufragen und dem Häuslebauer zu sagen, wie er seine Heizung auslegen muss. "Mit unseren Studien sparen wir jedem Häuslebauer im Schnitt 1000 Euro", betont Eichhorn, der angesichts der 100 000 Projekte auf die Einsparsumme von 100 Millionen Euro kommt.

Einige Meter weiter untersuchen andere Wissenschaftler die Reinheit von Quarz - ein häufiges Mineral, das aus Silizium und Sauerstoff besteht, oft aber viele Verunreinigungen enthält. "Im Auftrag des Bayerischen Wirtschaftsministeriums suchen wir hochreinen Quarz als Silizium-Rohstoff für Photovoltaik-Anlagen", erklärt Eichhorn. "Wir haben bereits entsprechende Lagerstätten gefunden", verrät der Leiter des Geologischen Dienstes. Einzelheiten dazu werde das LfU dem Ministerium in einem Bericht übermitteln, das die Daten anschließend der Wirtschaft zur Verfügung stellen werde.

Am neuen Hofer LfU-Standort suchen die Geologen nach einem weiteren begehrten Rohstoff: den Seltenen Erden - chemische Elemente, die man für die Fertigung von Elektro-Motoren, Handys und vielen anderen High-Tech-Geräten benötigt. Eine LfU-Mitarbeiterin gibt zu Sand gemahlene Gesteinsproben in eine schwere Flüssigkeit aus Natrium-Poly-Wolframat, die im Vergleich zu Wasser eine dreifache Dichte hat. Quarz und andere Mineralien schwimmen in dieser Flüssigkeit obenauf, während Mineralien aus den schweren Seltenen Erden absinken. Wie LfU-Vizepräsident Fackler im Gespräch mit der Frankenpost erläutert, ist bei der Suche nach Seltenen Erden das Fichtelgebirge sehr interessant.

Auch bei speziellen staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen kann das LfU in Hof nun behilflich sein. In einer Kältekammer befinden sich Bodenproben aus allen Teilen Bayerns. Im Fall von Industrie-Unfällen, bei denen nicht klar ist, ob der Boden verunreinigt worden ist, stehen nun Referenzproben zur Verfügung.

"Erstmals hat Bayern eine zentrale und hochtechnisierte Sammelstelle für Informationen und Proben bayerischer Böden und Gesteine", sagt Bayerns Umweltminister Marcel Huber bei der Eröffnung. Huber hebt in seiner Rede die Bedeutung der heimischen Rohstoffe hervor. "Jeder neu entdeckte Rohstoff macht uns weniger exportabhängig, vermeidet lange Transporte und stärkt die Region", betont der Minister.

Oberbürgermeister Harald Fichtner dankt der Bayerischen Staatsregierung für die Errichtung des Bohrkern- und Rohstoff-Analytikzentrums in Hof. "Damit sind wir die Geologen-Hauptstadt Bayerns", freute sich der OB. Mit den Kompetenzzentren Wasser und Geologie könne auch anderen Bundesländern Know-how zur Verfügung gestellt werden. "Damit kann die Stadt Hof auch international für sich werben", betonte der Oberbürgermeister.

Jeder neu entdeckte Rohstoff macht uns weniger exportabhängig, vermeidet lange Transporte und stärkt die Region.
Bayerns Umweltminister Marcel Huber
 

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