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Erschienen in der Frankenpost am 17.01.2012 

Keine Zeit zum Warten

 

Der Freistaat will sein finanzielles Engagement für die Hofer Kultur verstärken. Wie hoch der Zuwachs ausfällt, steht noch nicht fest. Sicher aber ist: Ohne höhere Mittel aus München würden die Kultur- Unternehmen in arge Bedrängnis geraten.

 
 
Von Christoph Plass

 

Hof - Das Theater Hof und die Hofer Symphoniker machen ihre Hausaufgaben. "Unser Einsparungskonzept könnten wir eigentlich an alle deutschen Theater verkaufen", sagt Jean Petrahn, der kaufmännische Leiter des Hauses. "Wir haben nicht einmal zehn Millionen Euro für unsere vier Sparten - damit kommen andere Häuser nicht mal für eine Sparte hin." Das Theater und die Symphoniker sind zwei Beispiele dafür, wie man sparsam wirtschaften und dennoch künstlerisch erfolgreich sein kann - zahlreiche Auszeichnungen der vergangenen Jahre beweisen das. Dem trägt jetzt auch der Freistaat Bayern Rechnung: Finanzminister Markus Söder sagte höhere Zuschüsse aus München zu.

Explizit nannte Söder die Hofer Symphoniker als Adressat. "Doch ich habe das so verstanden, dass beide Häuser bedacht werden", sagt Jean Petrahn. Anlass für die Förder-Zusage Söders nämlich war ein Schreiben des Oberbürgermeisters an ihn (siehe Artikel rechts), in dem Fichtner die prekäre Situation des Theaters beschrieb.

"Unser Wunsch wäre beispielsweise eine Art Automatismus, mit dem zumindest die regelmäßigen Gehaltssteigerungen abgedeckt würden", sagt Peter Nürmberger, der städtische Fachbereichsleiter Kultur. Seit 2005 sind die Zuschüsse des Freistaats für Theater und Symphoniker nicht mehr gestiegen - die Personalkosten, die knapp 90 Prozent der Budgets ausmachen, allerdings mehrmals.

Das trifft die Unternehmen hart: Das Theater wird im laufenden Jahr ein Betriebsdefizit von 280 000 Euro einfahren. Fürs kommende Jahr rechnen die Verantwortlichen mit einem Fehlbetrag von 740 000 Euro. Und auch die Hofer Symphoniker haben, wie alle nicht-staatlichen Orchester im Freistaat, mit dem Anstieg der Personalkosten zu kämpfen: Den neun nicht-staatlichen Klangkörpern fehlen insgesamt 1,5 Millionen Euro, um die jüngsten Tariferhöhungen aufzufangen. "Auch wir haben die Erhöhungen aus 2010 noch nicht zu 100 Prozent umsetzen können", sagt Symphoniker-Intendantin Ingrid Schrader.

Gut 2,1 Millionen Euro ihres Etats, etwa 35 Prozent, bekommt sie vom Freistaat. "Ohne den ginge gar nichts", sagt sie. Und doch: "Die Situation ist zermürbend: Als Unternehmen müssen wir immer zwei Jahre im Voraus denken - ohne zu wissen, wie in dieser Zeit Tarifverhandlungen verlaufen." Die Kulturunternehmen bräuchten eine Existenzgrundlage in Form einer Finanzierungsvereinbarung mit dem Freistaat. Für das (staatliche) Orchester der Bamberger Symphoniker beispielsweise gibt es das: Der Zuschuss des Freistaats von etwa acht Millionen Euro pro Saison erhöht sich automatisch, wenn die Tariflöhne steigen. Schrader: "Was in Bamberg geht, muss doch auch in Hof möglich sein."

Dabei sind die Hofer Symphoniker eine Einrichtung, die sich eigentlich gar nicht vergleichen lässt: "Die Musikschule, die untrennbar mit dem Orchester verbunden ist, macht uns einzigartig in ganz Deutschland", sagt Schrader.

Das spiegelt sich auch in der Bilanz wider: Spielen die deutschen Orchester im Durchschnitt 18 Prozent ihres Gesamtbudgets selbst ein, erwirtschaften die Hofer Symphoniker jährlich sogar 45 Prozent ihres Etats selbst. Damit schneiden sie sich, wenn man so will, mitunter ins eigene Fleisch: "Der Freistaat bezuschusst immer nur den nicht gedeckten Anteil des Budgets", erklärt Schrader. Würde das Unternehmen selbst weniger einspielen, wäre der Zuschuss des Freistaats höher.

Wie stark die Zuschüsse aus München anwachsen und wann sie tatsächlich fließen, weiß derzeit noch keiner. Auch aus der Staatskanzlei, die nun eine Arbeitsgruppe zusammenstellen wird, heißt es auf Anfrage: Es dauert noch.

Zeit aber haben die Hofer Kulturunternehmen nun wirklich nicht: "Wir haben alles eingespart, was möglich war", sagt Jean Petrahn vom Theater. "Auch der Oberste Rechnungshof hat uns bestätigt, dass wir hier Gewaltiges geleistet haben." Trotzdem: Die offenen Rechnungen müssen bezahlt werden - "und jede weitere Einsparung würde eins zu eins auf die Qualität durchschlagen".

Und die ist anerkanntermaßen hoch: "Die Hofer Kulturunternehmen werden bayernweit gut wahrgenommen", sagt Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner. Vor allem die Symphoniker fallen immer wieder durch Auszeichnungen auf. "Und für das Theater kämpfen wir ebenfalls schon lange um Unterstützung." Kultur-Chef Peter Nürmberger betont: "Die kommenden Verhandlungen sind in der Staatskanzlei ganz oben angesiedelt, so könnten alle Interessen berücksichtigt werden."

Mittel für Oberfranken
Finanzminister Markus Söder hat am Samstag, wie berichtet, höhere Zuschüsse für die oberfränkische Kultur zugesagt. Und die werden nicht nur in Hof gebraucht: In Coburg steht beispielsweise die Generalsanierung des Landestheaters für geplante 27 Millionen Euro an. Die Stadt Bayreuth muss das Festspielhaus sanieren - derzeit lässt die Stadt einen Katalog mit nötigen Maßnahmen erarbeiten.
 

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