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Erschienen in der Frankenpost am 19.05.2012 
 

 

Schaden am Saalesteg unter der Lupe

 

In der Diskussion um einen Ersatz für den kaputten Saalesteg soll ein zweites Gutachten für Klarheit sorgen. Danach muss sich der Bauausschuss für eine Instandsetzung oder ein Provisorium entscheiden.

 
 
Von Christoph Plass
Hof - Vom Zeitpunkt des ersten Gutachtens Mitte April bis zum Mittwoch hat sich der Schaden noch vergrößert. Einer der beiden Hauptträger des Fußgänger-Stegs über die Saale am Theresienstein ist gebrochen - und der Riss erweitert sich. Das stellte in dieser Woche ein Gutachter fest, der zweite, den das städtische Bauamt auf die Konstruktion angesetzt hatte. Was genau im Gutachten steht, wird am Dienstag als Erstes der Hofer Bauausschuss erfahren. So viel aber steht fest: Die Brücke ist ernsthaft in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Mitglieder des Bauausschusses schließlich müssen dann entscheiden, welche Möglichkeiten es gibt, die Saale an dieser Stelle wieder für Radler und Fußgänger passierbar zu machen.

Grundlage dafür sind die Aussagen des Stadtbauamts und, hauptsächlich, die beiden Gutachten, die die Stadt auf Weisung des Bauausschusses hat anfertigen lassen. "Mit dem ersten hatten wir ein Ingenieurbüro beauftragt, das auf Brücken spezialisiert ist", erklärt Bauamtsleiter Herbert Groh. Ans zweite, das diese Woche entstand, machte sich ein Statik-Büro. "Die Aufgabenstellung lautete, zu prüfen, wie eine statisch darstellbare Lösung aussehen könnte, die den Regeln der Technik entspricht", sagt Groh. Und berichtet, ohne dem Detailbericht groß vorzugreifen: "Das Schadensbild am bestehenden Bauwerk hat sich weiterentwickelt, die Verformungen wachsen."

Die Brücke ist genau 29,25 Meter lang und drei Meter breit, sie besteht aus einer Holz- und Stahlkonstruktion. Gebaut wurde sie 1993 für die Landesgartenschau auf dem Theresienstein im Folgejahr. Kostenpunkt nur für den Überbau - also ohne die Fundamente: 260 000 D-Mark. "Normalerweise setzt man als Lebensdauer für Holzbrücken 50 Jahre an", sagt Herbert Groh. Das hänge aber stark von den Beeinträchtigungen ab. "Die drei Hauptlasten für einen solchen Bau sind das Eigengewicht, die Verkehrslast und die äußeren Einflüsse wie Windlast und Nässe", berichtet er. Vor allem letzteres habe dem betreffenden Bauwerk im Speziellen zugesetzt, sagt Groh - die Brücke hat einen recht schattigen und kühlen Standort, sie trocknet bei Nässe nicht besonders schnell.

In diese Richtung ging auch eine Feststellung während der jüngsten Hauptprüfung der Brücke im Jahr 2008: "Man hat damals 'beginnende Durchfeuchtung' festgestellt", zitiert Herbert Groh aus dem Prüfbericht. Das aktuelle Schadensbild, so ist er sich sicher, müsse aber durch eine Verkettung verschiedener Einflüsse entstanden sein.

Der Schaden befindet sich an einer besonders kniffligen Stelle: Einer der beiden Hauptträger - bestehend aus verleimten Hölzern - ist an einem Punkt gebrochen, an dem besonders viele Kräfte zusammenwirken: Von unten trifft hier ein Stützbalken auf den Träger, zudem baut an dieser Stelle ein Stahlseil Zug auf, um der Brücke ihre nötige Spannung zu verleihen.

Der Vorschlag des ersten Statikers - den der Bauausschuss zunächst hintanstellte - lautete, die Brücke zu demontieren, die nutzbaren Teile für einen Neubau wiederzuverwenden und bei dieser Gelegenheit die Stahlteile neu zu beschichten. Kostenschätzung dafür: 110 000 Euro; Dauer: mindestens vier Monate. Preis und Zeitspanne sagten den Stadträten nun wirklich nicht zu - so warten sie nun auf die Meinung des besagten zweiten Gutachters. Ihre Hoffnung: Entweder die Brücke auf andere Art und Weise wieder einsatzbereit zu machen oder ein Provisorium errichten zu können. Von Letzterem zumindest (siehe Artikel unten) gäbe es schon zwei Beispiele, die längst ihre ursprünglich angedachte Lebensdauer überschritten haben.

 

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