Der Stadtrat steht fast
geschlossen hinter der zügigen Fortführung des Millionenprojekts und
billigt die Mehrkosten. Die zwei "Abweichler" ernten deutliche
Kritik.
Von Jan Fischer
Hof - Mehr
als eine halbe Stunde lang hat der Stadtrat über die
Kostensteigerung für den Bau der Freiheitshalle diskutiert. Dabei
waren gleich mehrere Plädoyers für die zügige Fortführung des
Millionenprojekts zu hören. Gleichzeitig kam deutliche Kritik an den
Äußerungen von Thomas Etzel (Linke) und Margit Doll (Grüne) auf, die
als einzige den Mehrkosten die Zustimmung verweigerten.
Etzel war es auch, der die Debatte ins Rollen
brachte. Die Kostenerhöhung sei noch nicht reif für einen
Stadtratsbeschluss, sagte er. "Ich kann nicht nachvollziehen, worin
die Kostensteigerung begründet liegt." Außerdem bezweifelte er, dass
es keine günstigeren Alternativen gebe. Bürgermeister Eberhard
Siller, der in Vertretung des Oberbürgermeisters die Sitzung
leitete, widersprach dem Linken-Stadtrat energisch. Das Thema sei im
Steuerungskreis Freiheitshalle und in den Ausschüssen mehrmals
Gegenstand ausführlicher Beratungen gewesen. "Es darf nicht sein,
dass Sie Dinge behaupten, nur weil Sie an Ihnen vorbeigelaufen
sind." Die Regierung habe der Stadt bestätigt, dass es keine
Möglichkeiten gebe, weniger als 31,3 Millionen Euro auszugeben.
Würde der Tagesordnungspunkt vertagt, käme es zu Verzögerungen auf
der Baustelle. Gegen die Stimmen von Doll und Etzel blieb der Punkt
auf der Tagesordnung.
In der eigentlichen Diskussion legte dann
unter anderem Rainer Kellner (SPD) - Mitglied im Steuerungskreis -
ein glühendes Bekenntnis zum Hallenbau ab. Wer behaupte, man hätte
die 5,5 Millionen Euro Mehrkosten auch für andere Aufgaben verwenden
können, vergleiche Äpfel mit Birnen. Entscheidend sei ein Satz aus
einem Schreiben der Bezirksregierung: "Die Fertigstellung des
Bauvorhabens soll nicht gestoppt werden." Die Faktoren, die zur
Erhöhung führten, seien allesamt nachvollziehbar. "Wir freuen uns
sicher alle über ein Alleinstellungsmerkmal für ein Oberzentrum in
Oberfranken und viele kulturelle Veranstaltungen." Eine
Bürgerbefragung zum Freiheitshallen-Projekt würde ein klares
Ergebnis bringen, meinte Kellner.
FAB-Fraktionschefin Gudrun Bruns erklärte zur
Kostenentwicklung nur: "20 Prozent mehr erschüttern Fachleute im
Bauwesen nicht." Gegen Bauherren anderer Großprojekte seien die
Hofer "Sparkönige".
Darauf, dass fast 75 Prozent der
Auftragsvergaben für die Halle im Kostenrahmen liegen, verwies der
Fraktionsvorsitzende der CSU, Wolfgang Fleischer. Durch das
Controlling behalte man die Kosten im Griff.
Als Margit Doll ihre Kritik an der
Kostenexplosion erneuerte und Thomas Etzel den Begriff
"Alleinstellungsmerkmal" monierte, schlugen die Wellen der Empörung
wieder hoch. Bürgermeister Siller sah sich daraufhin veranlasst, mit
"Fabeln" aufzuräumen. Der Haushalt 2011 erhalte nämlich nicht wegen
der Mehrkosten für den Hallenbau keine Genehmigung aus Bayreuth,
sondern wegen der Fehlbeträge aus früheren Haushaltsjahren.
Reinhard Meringer (SPD) kritisierte das
mangelnde Selbstbewusstsein bei Verhandlungen mit der Regierung.
"Wir machen uns die Hose, weil es auf 31 Millionen Euro geht." Dr.
Gisela Strunz (CSU) betonte, Städte stünden im Wettbewerb. So sei es
auch zwischen Hof und Bayreuth; die Wagnerstadt plane derzeit ein
Kongresszentrum für 30 Millionen Euro. Das Schlusswort blieb jedoch
Thomas Etzel: "Ich möchte den Bau nicht als Ruine stehen lassen."
Steiniger Weg zur kristallinen Fassade
Die neue Freiheitshalle soll blau schimmern - das war einer der
Kernpunkte des Konzepts von Architekt Stefan Seemüller. Für diesen
einzigartigen Effekt, so hieß es zunächst, ist eine industrielle Art
der Fertigung ausreichend. Damit wären relativ geringe Kosten
verbunden gewesen. Während des Baufortschritts stellte sich jedoch
heraus, dass diese Planung nicht zu halten war. Unter anderem
sprachen Brandschutz und Akustik-Aspekte gegen die ursprüngliche
Ausführung. Deshalb hob die Stadt in Abstimmung mit dem Architekten
die Ausschreibung auf.
Über die neue Ausschreibung gab es intensive Diskussion im
Steuerungskreis "Freiheitshalle". Daraufhin legte der Architekt
einen Kriterienkatalog fest, der bei der Auswahl der Firma
zugrundelag:
1. Preis
2. Technischer Wert
3. Vertragsbedingungen
4. Folgekosten
5. Gestaltung
Diese Kriterien waren Bestandteil der neuen Ausschreibung. 21
Firmen forderten die Unterlagen an. Zur Submission Mitte Februar
lagen vier Haupt- und fünf Nebenangebote vor. Auf Platz eins der
Bewertung landete die Firma Heuwieser aus Neueching mit 903,75
Punkten. Zum Vergleich: Das zweitplatzierte Nebenangebot des selben
Unternehmens kam auf 900,00 Punkte.
Die Brutto-Kosten für die kristalline Hallenfassade betragen 1
802 876 Euro. Dieser Betrag liegt im Rahmen der aktuellen
Kostenberechnung. |