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Erschienen in der Frankenpost am 21.03.2011 

Komplex mit komplexen Anforderungen: Hotel Central, Festsaal, Großes Haus und das Tagungszentrum (hier zu sehen im unteren Teil des Neubaus) sollen später ein großes Ganzes ergeben.

Bekenntnis zum Hallenbau

 
Der Stadtrat steht fast geschlossen hinter der zügigen Fortführung des Millionenprojekts und billigt die Mehrkosten. Die zwei "Abweichler" ernten deutliche Kritik.

Von Jan Fischer

Hof - Mehr als eine halbe Stunde lang hat der Stadtrat über die Kostensteigerung für den Bau der Freiheitshalle diskutiert. Dabei waren gleich mehrere Plädoyers für die zügige Fortführung des Millionenprojekts zu hören. Gleichzeitig kam deutliche Kritik an den Äußerungen von Thomas Etzel (Linke) und Margit Doll (Grüne) auf, die als einzige den Mehrkosten die Zustimmung verweigerten.

Etzel war es auch, der die Debatte ins Rollen brachte. Die Kostenerhöhung sei noch nicht reif für einen Stadtratsbeschluss, sagte er. "Ich kann nicht nachvollziehen, worin die Kostensteigerung begründet liegt." Außerdem bezweifelte er, dass es keine günstigeren Alternativen gebe. Bürgermeister Eberhard Siller, der in Vertretung des Oberbürgermeisters die Sitzung leitete, widersprach dem Linken-Stadtrat energisch. Das Thema sei im Steuerungskreis Freiheitshalle und in den Ausschüssen mehrmals Gegenstand ausführlicher Beratungen gewesen. "Es darf nicht sein, dass Sie Dinge behaupten, nur weil Sie an Ihnen vorbeigelaufen sind." Die Regierung habe der Stadt bestätigt, dass es keine Möglichkeiten gebe, weniger als 31,3 Millionen Euro auszugeben. Würde der Tagesordnungspunkt vertagt, käme es zu Verzögerungen auf der Baustelle. Gegen die Stimmen von Doll und Etzel blieb der Punkt auf der Tagesordnung.

In der eigentlichen Diskussion legte dann unter anderem Rainer Kellner (SPD) - Mitglied im Steuerungskreis - ein glühendes Bekenntnis zum Hallenbau ab. Wer behaupte, man hätte die 5,5 Millionen Euro Mehrkosten auch für andere Aufgaben verwenden können, vergleiche Äpfel mit Birnen. Entscheidend sei ein Satz aus einem Schreiben der Bezirksregierung: "Die Fertigstellung des Bauvorhabens soll nicht gestoppt werden." Die Faktoren, die zur Erhöhung führten, seien allesamt nachvollziehbar. "Wir freuen uns sicher alle über ein Alleinstellungsmerkmal für ein Oberzentrum in Oberfranken und viele kulturelle Veranstaltungen." Eine Bürgerbefragung zum Freiheitshallen-Projekt würde ein klares Ergebnis bringen, meinte Kellner.

FAB-Fraktionschefin Gudrun Bruns erklärte zur Kostenentwicklung nur: "20 Prozent mehr erschüttern Fachleute im Bauwesen nicht." Gegen Bauherren anderer Großprojekte seien die Hofer "Sparkönige".

Darauf, dass fast 75 Prozent der Auftragsvergaben für die Halle im Kostenrahmen liegen, verwies der Fraktionsvorsitzende der CSU, Wolfgang Fleischer. Durch das Controlling behalte man die Kosten im Griff.

Als Margit Doll ihre Kritik an der Kostenexplosion erneuerte und Thomas Etzel den Begriff "Alleinstellungsmerkmal" monierte, schlugen die Wellen der Empörung wieder hoch. Bürgermeister Siller sah sich daraufhin veranlasst, mit "Fabeln" aufzuräumen. Der Haushalt 2011 erhalte nämlich nicht wegen der Mehrkosten für den Hallenbau keine Genehmigung aus Bayreuth, sondern wegen der Fehlbeträge aus früheren Haushaltsjahren.

Reinhard Meringer (SPD) kritisierte das mangelnde Selbstbewusstsein bei Verhandlungen mit der Regierung. "Wir machen uns die Hose, weil es auf 31 Millionen Euro geht." Dr. Gisela Strunz (CSU) betonte, Städte stünden im Wettbewerb. So sei es auch zwischen Hof und Bayreuth; die Wagnerstadt plane derzeit ein Kongresszentrum für 30 Millionen Euro. Das Schlusswort blieb jedoch Thomas Etzel: "Ich möchte den Bau nicht als Ruine stehen lassen."

Steiniger Weg zur kristallinen Fassade
 

Die neue Freiheitshalle soll blau schimmern - das war einer der Kernpunkte des Konzepts von Architekt Stefan Seemüller. Für diesen einzigartigen Effekt, so hieß es zunächst, ist eine industrielle Art der Fertigung ausreichend. Damit wären relativ geringe Kosten verbunden gewesen. Während des Baufortschritts stellte sich jedoch heraus, dass diese Planung nicht zu halten war. Unter anderem sprachen Brandschutz und Akustik-Aspekte gegen die ursprüngliche Ausführung. Deshalb hob die Stadt in Abstimmung mit dem Architekten die Ausschreibung auf.

Über die neue Ausschreibung gab es intensive Diskussion im Steuerungskreis "Freiheitshalle". Daraufhin legte der Architekt einen Kriterienkatalog fest, der bei der Auswahl der Firma zugrundelag:

1. Preis

2. Technischer Wert

3. Vertragsbedingungen

4. Folgekosten

5. Gestaltung

Diese Kriterien waren Bestandteil der neuen Ausschreibung. 21 Firmen forderten die Unterlagen an. Zur Submission Mitte Februar lagen vier Haupt- und fünf Nebenangebote vor. Auf Platz eins der Bewertung landete die Firma Heuwieser aus Neueching mit 903,75 Punkten. Zum Vergleich: Das zweitplatzierte Nebenangebot des selben Unternehmens kam auf 900,00 Punkte.

Die Brutto-Kosten für die kristalline Hallenfassade betragen 1 802 876 Euro. Dieser Betrag liegt im Rahmen der aktuellen Kostenberechnung.

 

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