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Erschienen in der Frankenpost am 18.03.2011 

Die HofEnergie + Wasser (HEW) setzt auf einen Energie-Mix. Bemerkenswert dabei: Schon heute hat die HEW in ihrem Portfolio mit 29,4 Prozent mehr regenerativen Strom als der bundesweite Durchschnitt (17,3 Prozent). Angesichts der Atomkatastrophe in Japan stößt manchem aber der Anteil der Kernkraft im Unternehmensportfolio der HEW auf. Das entspricht mit 24,5 Prozent annähernd der bundesweiten Stromerzeugung in Kernkraftwerken. Grafik: Alina Juravel

Hofer stellen Energiefrage

 
Weg von der Kernkraft, fordern Bürger unter dem Eindruck der Bilder von der atomaren Katastrophe in Japan. Thomas Etzel, Stadtrat der Linken, will, dass die HEW künftig den Strombedarf nur aus erneuerbarer Energie deckt.

Von Thomas Schuberth-Roth

Hof - Die Katastrophe in Japan sei "ein Einschnitt für die ganze Welt, für Europa und für Deutschland". Das hat Bundeskanzlerin Angela Merkel gestern während der Atom-Debatte im Bundestag in Berlin gesagt. "Wir können und wir dürfen nicht zur Tagesordnung übergehen." Diesen Satz schickte sie hinterher.

Die Hofer Kreisgruppe im Bund Naturschutz (BN) Hof nimmt diese Aufforderung ernst und ruft deshalb gemeinsam mit der Agenda 21 Hof am kommenden Montag um 17.30 Uhr am Kugelbrunnen in Hof zu einer Mahnwache für die Opfer der Natur- und Atomkatastrophe in Japan auf. Gleichzeitig fordern die Initiatoren den Umstieg von "nuklear auf erneuerbar".

Es genüge nicht, nur bundesweit Konsequenzen für die deutschen Atomkraftwerke aus der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima zu ziehen, sagt dazu BN-Kreisvorsitzender Ulrich Scharfenberg. Es müsse "vor Ort gehandelt werden". Scharfenberg: "Wir fordern eine sofortige Wende in der Energiepolitik des städtischen Energieversorgers HEW."

Tatsächlich bezieht die HofEnergie + Wasser (HEW) auch Atomstrom für ihre Kunden. HEW-Geschäftsführer Claus Müller setzt beim Einkauf auf einen Energieträger-Mix. Laut dem im Internet einsehbaren Geschäftsbericht der HEW entstammen 46,1 Prozent des Stroms fossilen und sonstigen Energieträgern, 24,5 Prozent Atomkraftwerken und 29,4 Prozent kommen aus regenerativen Energien.

Von heute auf morgen auf Strom aus Kernkraftwerken verzichten zu wollen, sei alles andere als einfach, sagt dazu HEW-Geschäftsführer Claus Müller auf Nachfrage der Frankenpost. Er verweist auf langfristige Abnahmeverträge mit Lieferanten. Einen Großteil des Stroms bezieht die HEW laut Müller über Waren-Termin-Geschäfte an der Strombörse in Leipzig.

Dort kaufen und verkaufen laut Verivox - das größte unabhängige Verbraucherportal für Energie und Telekommunikation in Deutschland - 170 Handelsteilnehmer aus 19 verschiedenen Ländern Strom, Gas, Kohle und Emissionszertifikate. Am Terminmarkt der Börse werden so genannte Phelix-Futures für den aktuellen Monat, die nächsten sechs Monate, sieben Quartale und sechs Jahre gehandelt. Ein Phelix-Future ist ein finanzieller Terminvertrag, der sich auf Spotmarktpreise für Strom in zukünftigen Lieferperioden bezieht. So können Stromlieferanten und -versorger langfristig planen und sich gegen Risiken absichern.

Müller: "Wir haben schon Strommengen für 2012 und 2013 geordert." Nur so könne man letztlich auf dem Energiemarkt mit wirtschaftlichen Produkten konkurrieren. "Was nützt uns Strom allein aus regenerativen Quellen, den wir nicht verkaufen können", fragt der Kaufmann Müller.

Kaufmännische Aspekte stellt Thomas Etzel hintan. Den Stadtrat der Linken treibt angesichts der Bilder aus Fukushima die "erschütternde Deutlichkeit der Risiken der Atomenergie". Etzel hat an Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner einen Antrag gestellt, der in der Konsequenz ein Umschwenken in der Beschaffungspolitik der HEW fordert. Den Strombedarf ihrer Kunden solle der lokale Energieversorger künftig ausschließlich mit Strom aus erneuerbarer Energie decken, fordert Etzel. Der Oberbürgermeister in seiner Eigenschaft als HEW-Aufsichtsrats-Vorsitzender sowie die im Aufsichtsrat vertretenen Stadträte sollen dahingehend ihren Einfluss geltend machen. Dass eine lokale energiepolitische Wende machbar sei, zeigt laut Etzel das Beispiel der Stadt Wunsiedel und des dortigen Energieversorgers SWW. Seit Jahresbeginn setze man dort voll auf Strom aus Sonne, Wasser und Biomasse (die Frankenpost berichtete).

"Wir stehen in Deutschland vor einer grundlegenden Neuausrichtung der Energiepolitik", sagt auch der Hofer Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner angesichts der aktuellen Diskussion. Daran werde man sich selbstverständlich auch beteiligen. Wunsiedel sei für ihn dennoch kein Vorbild. Fichtner weist auf Anfrage der Frankenpost aber darauf hin, dass die HEW bereits heute überdurchschnittlich Strom aus regenerativen Energiequellen beziehe.

Mahnwache
 

Für kommenden Montag, 21. März, 17.30 Uhr, rufen der Bund Naturschutz, Kreisgruppe Hof, und die Agenda 21 Hof zu einer Mahnwache und Demonstration am Kugelbrunnen in der Altstadt von Hof auf.

 

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