Weg von der Kernkraft,
fordern Bürger unter dem Eindruck der Bilder von der atomaren
Katastrophe in Japan. Thomas Etzel, Stadtrat der Linken, will, dass
die HEW künftig den Strombedarf nur aus erneuerbarer Energie deckt.
Von Thomas Schuberth-Roth
Hof - Die
Katastrophe in Japan sei "ein Einschnitt für die ganze Welt, für
Europa und für Deutschland". Das hat Bundeskanzlerin Angela Merkel
gestern während der Atom-Debatte im Bundestag in Berlin gesagt. "Wir
können und wir dürfen nicht zur Tagesordnung übergehen." Diesen Satz
schickte sie hinterher.
Die Hofer Kreisgruppe im Bund Naturschutz (BN)
Hof nimmt diese Aufforderung ernst und ruft deshalb gemeinsam
mit der Agenda 21 Hof am kommenden Montag um 17.30 Uhr am
Kugelbrunnen in Hof zu einer Mahnwache für die Opfer der Natur- und
Atomkatastrophe in Japan auf. Gleichzeitig fordern die Initiatoren
den Umstieg von "nuklear auf erneuerbar".
Es genüge nicht, nur bundesweit Konsequenzen für die deutschen
Atomkraftwerke aus der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima
zu ziehen, sagt dazu BN-Kreisvorsitzender Ulrich Scharfenberg. Es
müsse "vor Ort gehandelt werden". Scharfenberg: "Wir fordern eine
sofortige Wende in der Energiepolitik des städtischen
Energieversorgers HEW."
Tatsächlich bezieht die HofEnergie + Wasser (HEW) auch Atomstrom
für ihre Kunden. HEW-Geschäftsführer Claus Müller setzt beim Einkauf
auf einen Energieträger-Mix. Laut dem im Internet einsehbaren
Geschäftsbericht der HEW entstammen 46,1 Prozent des Stroms fossilen
und sonstigen Energieträgern, 24,5 Prozent Atomkraftwerken und 29,4
Prozent kommen aus regenerativen Energien.
Von heute auf morgen auf Strom aus Kernkraftwerken verzichten zu
wollen, sei alles andere als einfach, sagt dazu HEW-Geschäftsführer
Claus Müller auf Nachfrage der
Frankenpost.
Er verweist auf langfristige Abnahmeverträge mit Lieferanten. Einen
Großteil des Stroms bezieht die HEW laut Müller über
Waren-Termin-Geschäfte an der Strombörse in Leipzig.
Dort kaufen und verkaufen laut Verivox - das größte unabhängige
Verbraucherportal für Energie und Telekommunikation in Deutschland -
170 Handelsteilnehmer aus 19 verschiedenen Ländern Strom, Gas, Kohle
und Emissionszertifikate. Am Terminmarkt der Börse werden so
genannte Phelix-Futures für den aktuellen Monat, die nächsten sechs
Monate, sieben Quartale und sechs Jahre gehandelt. Ein Phelix-Future
ist ein finanzieller Terminvertrag, der sich auf Spotmarktpreise für
Strom in zukünftigen Lieferperioden bezieht. So können
Stromlieferanten und -versorger langfristig planen und sich gegen
Risiken absichern.
Müller: "Wir haben schon Strommengen für 2012 und 2013 geordert."
Nur so könne man letztlich auf dem Energiemarkt mit wirtschaftlichen
Produkten konkurrieren. "Was nützt uns Strom allein aus
regenerativen Quellen, den wir nicht verkaufen können", fragt der
Kaufmann Müller.
Kaufmännische Aspekte stellt Thomas Etzel hintan. Den Stadtrat
der Linken treibt angesichts der Bilder aus Fukushima die
"erschütternde Deutlichkeit der Risiken der Atomenergie". Etzel hat
an Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner einen Antrag gestellt, der
in der Konsequenz ein Umschwenken in der Beschaffungspolitik der HEW
fordert. Den Strombedarf ihrer Kunden solle der lokale
Energieversorger künftig ausschließlich mit Strom aus erneuerbarer
Energie decken, fordert Etzel. Der Oberbürgermeister in seiner
Eigenschaft als HEW-Aufsichtsrats-Vorsitzender sowie die im
Aufsichtsrat vertretenen Stadträte sollen dahingehend ihren Einfluss
geltend machen. Dass eine lokale energiepolitische Wende machbar
sei, zeigt laut Etzel das Beispiel der Stadt Wunsiedel und des
dortigen Energieversorgers SWW. Seit Jahresbeginn setze man dort
voll auf Strom aus Sonne, Wasser und Biomasse (die
Frankenpost
berichtete).
"Wir stehen in Deutschland vor einer grundlegenden Neuausrichtung
der Energiepolitik", sagt auch der Hofer Oberbürgermeister Dr.
Harald Fichtner angesichts der aktuellen Diskussion. Daran werde man
sich selbstverständlich auch beteiligen. Wunsiedel sei für ihn
dennoch kein Vorbild. Fichtner weist auf Anfrage der
Frankenpost
aber darauf hin, dass die HEW bereits heute überdurchschnittlich
Strom aus regenerativen Energiequellen beziehe.
Mahnwache
Für kommenden Montag, 21. März, 17.30 Uhr, rufen der Bund
Naturschutz, Kreisgruppe Hof, und die Agenda 21 Hof zu einer
Mahnwache und Demonstration am Kugelbrunnen in der Altstadt von Hof
auf. |