Am Hofer
Hauptbahnhof laufen die Arbeiten für ein 5,6
Millionen-Euro-Projekt auf Hochtouren. Bis zum Jahresende soll
der neue Luftsteg fertig werden, der für die Elektrifizierung
der Bahnstrecke nach Reichenbach erforderlich ist.
Von Werner Rost
Hof
- Mit dem ersten symbolischen Spatenstich mit Hilfe eines
Baggers hat Andreas Scheuer, Parlamentarischer Staatssekretär im
Bundesumweltministeriums, bereits am 30. September den
Startschuss für den Bau des neuen Luftstegs und damit zugleich
für die Elektrifizierung der Bahnstrecke nach Reichenbach
gegeben (wir berichteten). Für viele Beobachter war in den
darauf folgenden Wochen und Monate scheinbar wenig geschehen.
Dies lag daran, dass auf der westlichen Seite zunächst
umfangreiche Tiefbauarbeiten nötig waren, um
Versorgungsleitungen zu erneuern und zu verlegen.
Danach hat die
strenge, bereits Ende November einsetzende winterliche Witterung
die weiteren Arbeiten verzögert. "Das werden wir im Laufe des
Jahres wieder aufholen", versichert eine Bahn-Sprecherin. Die
für Ende 2011 geplante Einweihung sei gesichert. Dies wird man
nicht nur in Hof, sondern auch in der Stadt Selbitz gerne hören,
denn dort soll ein 14 Meter langes Segment des alten Hofer
Luftstegs weiterverwendet werden (wir berichteten).
Bedingt durch die
Bauarbeiten müssen alle, die den alten Hofer Luftsteg derzeit
überqueren, an beiden Enden andere Zugänge benutzen. Auf der
Westseite ist bereits im vergangenen Herbst eine Verbindung zum
Kaufland-Parkplatz geschaffen worden. Auf der gegenüberliegenden
Seite müssen die Fußgänger seit einigen Wochen wieder die
unbeliebte Unterführung benutzen. Die Stahltreppe, die bislang
als Aufgang gedient hatte, musste im Februar für die nun
laufenden Bauarbeiten entfernt werden.
Konstruktion auf
Pfählen
Derzeit finden die
Gründungsarbeiten für die Widerlager und für die beiden je 25
Meter hohen Pylone statt, auf denen die 191 Meter lange Brücke
ruhen wird. Damit der Untergrund die enormen Lasten aufnehmen
kann, ist prinzipiell eine Verbindung mit tieferen Boden- oder
Gesteinsschichten nötig. Dies geschieht über eine sogenannte
Pfahlgründung. So wie einst Amsterdam und Venedig auf
Holzpfählen entstanden sind, baut man die tragenden Teile des
Hofer Luftstegs auf riesigen Stahlbetonpfählen. Bis zu 9,30
Meter frisst sich eine Spezialbohrmaschine in die Tiefe. Die
Meißel am Kopf des spiralförmigen Schneckenbohrers schaffen
dabei ein Loch mit einem Durchmesser von 1,20 Meter. Bei dieser
Variante der Pfahlgründung wird das Erdreich nicht verdrängt.
Nach wenigen Minuten Bohrarbeit holt der Maschinenführer den
Bohrkopf nach oben und schüttelt diesen durch die Rotation
regelrecht aus. Dabei gelangen jedes Mal etwa fünf bis zehn
Schubkarren voll Erdreich ans Tageslicht.
In das 9,30 Meter
tiefe Bohrloch kommt ein sogenannter Bewehrungskorb aus
Stahlbeton und schließlich Transportbeton. Nach dem Betonieren
ragen Teile des Baustahls heraus, die später eine Verbindung mit
den tragenden Hochbauteilen herstellen werden. Der geologische
Untergrund bereitet im Bereich des künftigen Luftstegs keine
sonderlichen Probleme. Die schieferartigen Gesteine sind je nach
Tiefe mehr oder weniger stark verwittert.
Gleise tiefer legen
Der neue Luftsteg ist
für die Elektrifizierung der Bahnstrecke von Hof nach
Reichenbach nötig, weil die lichte Höhe unter dem alten Steg zu
gering ist. Auch zwei andere Brücken im Raum Hof sind eigentlich
zu niedrig für die Elektrifizierung der Gleise: die Brücke in
Verlängerung des Kesselwegs in Feilitzsch sowie die
Straßenbrücke zwischen Föhrig und Unterhartmannsreuth. Statt
diese Brücken neu zu bauen, legt die Deutsche Bahn die darunter
verlaufenden Gleise tiefer. Bei Föhrig beispielsweise werden die
Züge künftig 30 Zentimeter tiefer rollen.
In dieser Woche fanden
während einer jeweils siebenstündigen Totalsperrung der Strecke
Hof - Plauen zwischen 9 und 16 Uhr unter anderem Rammarbeiten
statt. Dabei trieb eine Gleisbaufirma Stahlträger zwischen die
abzusenkenden Gleise.
Mittlerweile stehen
zwischen Feilitzsch und der Landesgrenze bei Gutenfürst bereits
etliche Masten für den künftigen Fahrdraht. Im Bahneinschnitt
neben der Hochstraße in Hof hat eine andere Baufirma mit
Zweiwege-Fahrzeugen Baugruben für die Beton-Sockel der
Oberleitungsmasten ausgehoben.
Eingleisiger
Zugbetrieb
Während der
Bauarbeiten zur Absenkung der Bahntrasse wird zwischen Hof und
Gutenfürst nur ein eingleisiger Zugverkehr möglich sein. Im Zuge
der Elektrifizierungsarbeiten müssen die Fahrgäste demnächst
auch zwischen Hof und Oberkotzau mit Einschränkungen des
Zugverkehrs rechnen. Voraussichtlich im April müssen einige
Regionalbahn(RB)-Züge durch Busse ersetzt werden.
Am Hofer Hauptbahnhof
werden das ganze Jahr über einzelne Gleise für die Bauarbeiten
gesperrt. Dadurch werden sich die Ankunft- und Abfahrtsgleise
vieler Züge ändern.
Über die weiteren
Hochbauarbeiten zum Hofer Luftsteg sowie über die
Elektrifizierung zwischen Hof, Plauen und Reichenbach werden wir
noch ausführlich berichten. |