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Erschienen in der Frankenpost am 11.03.2011 

Bis in 9,30 Meter Tiefe arbeitet sich die Bohrmaschine vor. Die Baufirma setzt hier die Stahlbeton-Pfähle, auf denen in den kommenden Wochen eines der beiden Brücken-Widerlager entstehen wird. Im Hintergrund der alte Luftsteg. Die vorgefertigten Bewehrungskörbe (kleines Bild) zeigen die Dimensionen der späteren Stahlbeton-Pfähle. Fotos: Werner Rost

Bohrer frisst sich in die Tiefe

 

Am Hofer Hauptbahnhof laufen die Arbeiten für ein 5,6 Millionen-Euro-Projekt auf Hochtouren. Bis zum Jahresende soll der neue Luftsteg fertig werden, der für die Elektrifizierung der Bahnstrecke nach Reichenbach erforderlich ist.

Von Werner Rost

Hof - Mit dem ersten symbolischen Spatenstich mit Hilfe eines Baggers hat Andreas Scheuer, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesumweltministeriums, bereits am 30. September den Startschuss für den Bau des neuen Luftstegs und damit zugleich für die Elektrifizierung der Bahnstrecke nach Reichenbach gegeben (wir berichteten). Für viele Beobachter war in den darauf folgenden Wochen und Monate scheinbar wenig geschehen. Dies lag daran, dass auf der westlichen Seite zunächst umfangreiche Tiefbauarbeiten nötig waren, um Versorgungsleitungen zu erneuern und zu verlegen.

Danach hat die strenge, bereits Ende November einsetzende winterliche Witterung die weiteren Arbeiten verzögert. "Das werden wir im Laufe des Jahres wieder aufholen", versichert eine Bahn-Sprecherin. Die für Ende 2011 geplante Einweihung sei gesichert. Dies wird man nicht nur in Hof, sondern auch in der Stadt Selbitz gerne hören, denn dort soll ein 14 Meter langes Segment des alten Hofer Luftstegs weiterverwendet werden (wir berichteten).

Bedingt durch die Bauarbeiten müssen alle, die den alten Hofer Luftsteg derzeit überqueren, an beiden Enden andere Zugänge benutzen. Auf der Westseite ist bereits im vergangenen Herbst eine Verbindung zum Kaufland-Parkplatz geschaffen worden. Auf der gegenüberliegenden Seite müssen die Fußgänger seit einigen Wochen wieder die unbeliebte Unterführung benutzen. Die Stahltreppe, die bislang als Aufgang gedient hatte, musste im Februar für die nun laufenden Bauarbeiten entfernt werden.

Konstruktion auf Pfählen

Derzeit finden die Gründungsarbeiten für die Widerlager und für die beiden je 25 Meter hohen Pylone statt, auf denen die 191 Meter lange Brücke ruhen wird. Damit der Untergrund die enormen Lasten aufnehmen kann, ist prinzipiell eine Verbindung mit tieferen Boden- oder Gesteinsschichten nötig. Dies geschieht über eine sogenannte Pfahlgründung. So wie einst Amsterdam und Venedig auf Holzpfählen entstanden sind, baut man die tragenden Teile des Hofer Luftstegs auf riesigen Stahlbetonpfählen. Bis zu 9,30 Meter frisst sich eine Spezialbohrmaschine in die Tiefe. Die Meißel am Kopf des spiralförmigen Schneckenbohrers schaffen dabei ein Loch mit einem Durchmesser von 1,20 Meter. Bei dieser Variante der Pfahlgründung wird das Erdreich nicht verdrängt. Nach wenigen Minuten Bohrarbeit holt der Maschinenführer den Bohrkopf nach oben und schüttelt diesen durch die Rotation regelrecht aus. Dabei gelangen jedes Mal etwa fünf bis zehn Schubkarren voll Erdreich ans Tageslicht.

In das 9,30 Meter tiefe Bohrloch kommt ein sogenannter Bewehrungskorb aus Stahlbeton und schließlich Transportbeton. Nach dem Betonieren ragen Teile des Baustahls heraus, die später eine Verbindung mit den tragenden Hochbauteilen herstellen werden. Der geologische Untergrund bereitet im Bereich des künftigen Luftstegs keine sonderlichen Probleme. Die schieferartigen Gesteine sind je nach Tiefe mehr oder weniger stark verwittert.

Gleise tiefer legen

Der neue Luftsteg ist für die Elektrifizierung der Bahnstrecke von Hof nach Reichenbach nötig, weil die lichte Höhe unter dem alten Steg zu gering ist. Auch zwei andere Brücken im Raum Hof sind eigentlich zu niedrig für die Elektrifizierung der Gleise: die Brücke in Verlängerung des Kesselwegs in Feilitzsch sowie die Straßenbrücke zwischen Föhrig und Unterhartmannsreuth. Statt diese Brücken neu zu bauen, legt die Deutsche Bahn die darunter verlaufenden Gleise tiefer. Bei Föhrig beispielsweise werden die Züge künftig 30 Zentimeter tiefer rollen.

In dieser Woche fanden während einer jeweils siebenstündigen Totalsperrung der Strecke Hof - Plauen zwischen 9 und 16 Uhr unter anderem Rammarbeiten statt. Dabei trieb eine Gleisbaufirma Stahlträger zwischen die abzusenkenden Gleise.

Mittlerweile stehen zwischen Feilitzsch und der Landesgrenze bei Gutenfürst bereits etliche Masten für den künftigen Fahrdraht. Im Bahneinschnitt neben der Hochstraße in Hof hat eine andere Baufirma mit Zweiwege-Fahrzeugen Baugruben für die Beton-Sockel der Oberleitungsmasten ausgehoben.

Eingleisiger Zugbetrieb

Während der Bauarbeiten zur Absenkung der Bahntrasse wird zwischen Hof und Gutenfürst nur ein eingleisiger Zugverkehr möglich sein. Im Zuge der Elektrifizierungsarbeiten müssen die Fahrgäste demnächst auch zwischen Hof und Oberkotzau mit Einschränkungen des Zugverkehrs rechnen. Voraussichtlich im April müssen einige Regionalbahn(RB)-Züge durch Busse ersetzt werden.

Am Hofer Hauptbahnhof werden das ganze Jahr über einzelne Gleise für die Bauarbeiten gesperrt. Dadurch werden sich die Ankunft- und Abfahrtsgleise vieler Züge ändern.

Über die weiteren Hochbauarbeiten zum Hofer Luftsteg sowie über die Elektrifizierung zwischen Hof, Plauen und Reichenbach werden wir noch ausführlich berichten.

 

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