Aktuelles
Erschienen in der Frankenpost am 08.03.2011 

Sebastian Peine,

Chef der Arbeitsagentur Hof

"Kein Grund, pessimistisch zu sein"

 

Die Wirtschaftskrise scheint überwunden. Agenturchef Peine ist um den Arbeitsmarkt in Hof in den nächsten Jahren nicht bange.

Herr Peine, die Kurzarbeit ist in den meisten Unternehmen ausgelaufen, die Arbeitslosenquote ist nicht gestiegen. Ist das ein Indiz, dass die Krise ausgestanden ist?

Das ist schwer vorauszusagen. Auf Bundesebene ist die Agentur vorsichtig. Es gibt noch Risiken auf den Weltmärkten. Was unsere Region betrifft, so sind die Signale aus den Unternehmen, die Stellenangebote und die sinkenden Arbeitslosenzahlen alle positiv. Ich sehe keinen Grund, pessimistisch zu sein. Alle Indizien sind im grünen Bereich. Trotzdem kann es immer schockartige Entwicklungen geben, und unsere Betriebe hier sind stark exportorientiert. Ich sehe aber keine unmittelbare Gefährdung.

Die Lage hat sich scheinbar so entspannt, dass die Agenturen mit einem kleineren Budget auskommen müssen. Ist nicht zu befürchten, dass sich das negativ auswirkt?

Da müssen wir zwischen den Jobcentern und der Agentur unterscheiden. Wenn es um den ersten Arbeitsmarkt geht, sehe ich keine große Beeinträchtigung. Wir sind finanziell so ausgestattet, dass wir alles gut meistern können. Beim SGB II, also im Hartz-IV-Bereich, wird es aber eng. Da wird nun die Politik des knappen Geldes gefahren. Wobei es die Tendenz, die Mittel zurückzufahren, schon seit Jahren gibt. Das eine oder andere Sinnvolle wird es in Zukunft nicht mehr geben, Maßnahmen, die unmittelbar in eine Erwerbstätigkeit führen, sind davon nicht betroffen. So gesehen, wird sich das nicht direkt auf den Arbeitsmarkt auswirken, die Unternehmen werden das auch nicht merken.

Aber die Betroffenen. Droht nicht die Gefahr, dass sie so im Sumpf von Hartz IV stecken bleiben?

Das muss es nicht heißen. Man muss sehen, dass der zweite Arbeitsmarkt schon immer umstritten ist. Die einen sagen, dass es sich dabei um eine milliardenschwere Sackgasse handelt und dass man das Geld sinnvoller verwenden könnte, statt künstliche Beschäftigung zu schaffen. Andererseits sollte man den Arbeitslosen die Gelegenheit bieten, etwas zu tun und ihnen dass Gefühl geben, dass sie etwas schaffen können. Aber in diesem sozialen Bereich wird es Kürzungen geben. Einzelne Träger jammern schon. Eine Teilkompensation gibt es aber jetzt mit der Bürgerarbeit, auch wenn die Zahlen bei uns da noch sehr niedrig sind.

Kommen wir zur Wirtschaft zurück. Ihre Mitarbeiter kümmern sich nun verstärkt darum, den Bedarf der Betriebe nach Fachkräften zu befriedigen. Geht das zulasten der Arbeitsvermittlung?

Nein. Einige unserer Vermittler haben schon während der Krise sehr arbeitgeberorientiert gearbeitet. Da kümmerten sie sich vor allem um Kurzarbeit und Qualifizierung Beschäftigter, nach dem ersten Aufschwung waren Wiedereinstellungen ihr Thema und nun geht es um Fachkräfte, was in den nächsten Jahren noch zunehmen wird. Personell wird sich also nichts ändern.

Nach der Krise könnten sich Unternehmen das Gewohnheitsrecht herausnehmen und weiter vermehrt auf befristete Verträge und Zeitarbeit setzen, was den Mitarbeitern Perspektiven nähme. Sehen Sie auch diese Gefahr?

Diese Flexibilität haben die Firmen in der Krise gebraucht. Aber wenn die Konjunktur wieder langfristig anzieht, wird sich das Ganze stabilisieren. Und schon wegen der demographischen Entwicklung wird die Wirtschaft dann gute Mitarbeiter brauchen. Entsprechend werden sie ihnen bessere Konditionen bieten. Dazu gehört nicht nur der Lohn, sondern auch Sicherheit. Die Zahl der unbefristeten Verträge würde steigen, die der Zeitarbeiter in Grenzen gehalten. Schon jetzt haben es auch Zeitarbeitsfirmen schwerer, hochkarätige Fachleute zu bieten, weil es schon einen Wettbewerb um sie gibt. Alles in allem werden sich die Gesetze des Marktes hier positiv auswirken. Das Gespräch führte Harald Werder

Interview
 

mit Sebastian Peine, Chef der Arbeitsagentur Hof
 

 

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