Die
Wirtschaftskrise scheint überwunden. Agenturchef Peine ist um
den Arbeitsmarkt in Hof in den nächsten Jahren nicht bange.
Herr Peine, die
Kurzarbeit ist in den meisten Unternehmen ausgelaufen, die
Arbeitslosenquote ist nicht gestiegen. Ist das ein Indiz, dass
die Krise ausgestanden ist?
Das ist schwer
vorauszusagen. Auf Bundesebene ist die Agentur vorsichtig. Es
gibt noch Risiken auf den Weltmärkten. Was unsere Region
betrifft, so sind die Signale aus den Unternehmen, die
Stellenangebote und die sinkenden Arbeitslosenzahlen alle
positiv. Ich sehe keinen Grund, pessimistisch zu sein. Alle
Indizien sind im grünen Bereich. Trotzdem kann es immer
schockartige Entwicklungen geben, und unsere Betriebe hier sind
stark exportorientiert. Ich sehe aber keine unmittelbare
Gefährdung.
Die Lage hat sich
scheinbar so entspannt, dass die Agenturen mit einem kleineren
Budget auskommen müssen. Ist nicht zu befürchten, dass sich das
negativ auswirkt?
Da müssen wir
zwischen den Jobcentern und der Agentur unterscheiden. Wenn es
um den ersten Arbeitsmarkt geht, sehe ich keine große
Beeinträchtigung. Wir sind finanziell so ausgestattet, dass wir
alles gut meistern können. Beim SGB II, also im Hartz-IV-Bereich,
wird es aber eng. Da wird nun die Politik des knappen Geldes
gefahren. Wobei es die Tendenz, die Mittel zurückzufahren, schon
seit Jahren gibt. Das eine oder andere Sinnvolle wird es in
Zukunft nicht mehr geben, Maßnahmen, die unmittelbar in eine
Erwerbstätigkeit führen, sind davon nicht betroffen. So gesehen,
wird sich das nicht direkt auf den Arbeitsmarkt auswirken, die
Unternehmen werden das auch nicht merken.
Aber die
Betroffenen. Droht nicht die Gefahr, dass sie so im Sumpf von
Hartz IV stecken bleiben?
Das muss es nicht
heißen. Man muss sehen, dass der zweite Arbeitsmarkt schon immer
umstritten ist. Die einen sagen, dass es sich dabei um eine
milliardenschwere Sackgasse handelt und dass man das Geld
sinnvoller verwenden könnte, statt künstliche Beschäftigung zu
schaffen. Andererseits sollte man den Arbeitslosen die
Gelegenheit bieten, etwas zu tun und ihnen dass Gefühl geben,
dass sie etwas schaffen können. Aber in diesem sozialen Bereich
wird es Kürzungen geben. Einzelne Träger jammern schon. Eine
Teilkompensation gibt es aber jetzt mit der Bürgerarbeit, auch
wenn die Zahlen bei uns da noch sehr niedrig sind.
Kommen wir zur
Wirtschaft zurück. Ihre Mitarbeiter kümmern sich nun verstärkt
darum, den Bedarf der Betriebe nach Fachkräften zu befriedigen.
Geht das zulasten der Arbeitsvermittlung?
Nein. Einige unserer
Vermittler haben schon während der Krise sehr
arbeitgeberorientiert gearbeitet. Da kümmerten sie sich vor
allem um Kurzarbeit und Qualifizierung Beschäftigter, nach dem
ersten Aufschwung waren Wiedereinstellungen ihr Thema und nun
geht es um Fachkräfte, was in den nächsten Jahren noch zunehmen
wird. Personell wird sich also nichts ändern.
Nach der Krise
könnten sich Unternehmen das Gewohnheitsrecht herausnehmen und
weiter vermehrt auf befristete Verträge und Zeitarbeit setzen,
was den Mitarbeitern Perspektiven nähme. Sehen Sie auch diese
Gefahr?
Diese Flexibilität
haben die Firmen in der Krise gebraucht. Aber wenn die
Konjunktur wieder langfristig anzieht, wird sich das Ganze
stabilisieren. Und schon wegen der demographischen Entwicklung
wird die Wirtschaft dann gute Mitarbeiter brauchen. Entsprechend
werden sie ihnen bessere Konditionen bieten. Dazu gehört nicht
nur der Lohn, sondern auch Sicherheit. Die Zahl der
unbefristeten Verträge würde steigen, die der Zeitarbeiter in
Grenzen gehalten. Schon jetzt haben es auch Zeitarbeitsfirmen
schwerer, hochkarätige Fachleute zu bieten, weil es schon einen
Wettbewerb um sie gibt. Alles in allem werden sich die Gesetze
des Marktes hier positiv auswirken.
Das Gespräch führte Harald Werder
Interview
mit Sebastian Peine, Chef der Arbeitsagentur Hof
|