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Erschienen in der Frankenpost am 08.03.2011 

Klaus Seebach

Aufatmen am Arbeitsmarkt

 

Die Arbeitslosenquote in der Stadt Hof bessert sich zusehends. Vor allem Junge und Alte profitieren vom neuen Schwung, der die Wirtschaft antreibt.

Von Harald Werder

Hof - In der Arbeitsagentur Hof vollzieht sich ein deutlicher Wandel. In der Stadt Hof müssen sich die Mitarbeiter mit zwei Schwerpunkten auseinandersetzen. Sie müssen ihr Ziel verfolgen, die zuletzt stark gesunkenen Arbeitslosenzahlen weiter zu drücken. Andererseits wird es aber immer schwerer, die Nachfrage der Firmen nach qualifizierten Leuten zu befriedigen. Agenturchef Sebastian Peine spricht inzwischen gar vom "Wettbewerb um gute Bewerber".

Peine und sein Stellvertreter Klaus Seebach haben in den vergangenen zwei Jahren einen Spurt hingelegt. Noch im Sommer 2008 lag die Quote der Arbeitslosen bei 9,3 Prozent, der aktuelle Februarwert liegt bei 7,9 Prozent - im gewöhnlich klar schwächeren Winter. Für Peine ist das aber nicht das letzte Wort: "Die Sechs vor dem Komma kommt." Nun aber habe man die "Siebenmeilenstiefel ablegen müssen", das Tempo, mit der die Quote nahezu Monat für Monat sank, verlangsamt sich. Was aber Peine nicht überrascht. Jede Stadt habe eine bestimmte Quote, die in der Praxis nicht mehr zu unterbieten ist, weil nicht alle Arbeitslose vermittelbar sind. Vier Prozent sei die Marke, die Volkswirte oft als unterste Grenze angeben, allerdings haben Freising mit 2,9 und Eichstätt mit 2,0 Prozent bewiesen, dass das nicht stimmen muss.

Für die Stadt Hof sind das utopische Zahlen, aber das erste Etappenziel hat Hof schon erreicht. Bayerns Quotenschlusslicht zu sein, diesen Makel hat die Stadt abgegeben. Weiden, Coburg und Nürnberg stehen inzwischen schlechter da. Auch beim Anteil der Hartz-IV-Bezieher an den Arbeitslosen hat die Stadt sich aus dem Keller entfernt. Gut 60 Prozent sind es, Fürth, Coburg, Nürnberg und Weiden weisen einen höheren Anteil auf. Das wertet die Agentur als Indiz dafür, dass sich auch bei den Langzeitarbeitslosen etwas tut. Auch das Heer der Kurzarbeiter ist geschrumpft. Zum Höhepunkt der Wirtschaftskrise waren im gesamten Agenturbezirk mehr als 12 000 betroffen, aktuell sind es weniger als 1000.

Feierlaune herrscht aber nicht in dem stahlgrauen Gebäude der Agentur an der Ernst-Reuter-Straße. Von der oberfränkischen Arbeitslosenquote von 5,5 und erst recht von der bayerischen mit 4,6 Prozent ist man noch weit entfernt.

Aber die Zeichen stehen günstig, dass sich der Wind am Hofer Arbeitsmarkt gedreht hat. Agentur-Vize Klaus Seebach macht das nicht nur an der sonst vielbeschworenen Quote fest. Die Wirtschaft braucht ihm zufolge Leute, und das macht sich an beiden Enden des Altersspektrum bemerkbar. "Das Angebot an Ausbildungsplätzen ist in einem Jahr um 20 Prozent gestiegen", sagt Seebach. Zudem stiegen die Vermittlungen von Arbeitskräften über 55 Jahre kontinuierlich. Die Entwicklung bei den Jüngeren hat bisher vor allem einer Klientel genutzt: Viele Altbewerber, also die, die sich im letzten Jahr vergeblich um eine Lehrstelle bemüht hatten, sind nicht mehr auf den Listen der Vermittler.

Die Bewegung auf dem Arbeitsmarkt kommt auch Uwe Mayer zupass. Der Geschäftsführer des Jobcenters Hof Stadt - der früheren Arge - muss künftig mit deutlich weniger Geld auskommen. Voraussichtlich hat er 2011 statt 8,73 Millionen wie im Vorjahr heuer nur noch 6,56 Millionen Euro zur Verfügung. Geld, auf das er nun aber auch teilweise verzichten kann. So habe es sich erwiesen, dass es nicht immer günstig gewesen war, Arbeitslose "künstlich in Maßnahmen zu halten". Zudem habe deren Vielzahl den Blick mancher Mitarbeiter von Vermittlungen abgelenkt.

Uwe Mayer
 

 

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