Der Bau-Verantwortliche
bestätigt vor der Presse, dass die aktuelle Kostenschätzung über
30 Millionen Euro liegt. Die Stadt muss zusätzliche Kredite
aufnehmen.
Von Jan Fischer
Hof -
Freiheitshallen-Architekt Stefan Seemüller hat in einer
Pressekonferenz gestern Nachmittag detailliert die Gründe für die
Kostenexplosion dargelegt. Er verriet auch, dass es zur Aufhebung
zweier Ausschreibungen gekommen ist. Die Bauverantwortlichen aus den
Architekturbüros Seemüller GmbH und Stiefler + Seiler haben nach
seinen Worten festgestellt, dass die ursprünglichen Planungen in
zwei kostenträchtigen Bereichen nicht mehr zu halten waren. Dabei
handelte es sich um die kristalline Fassade und den Bodenbelag für
das große Haus. Aber auch in anderen Gewerken muss die Stadt
drauflegen. Wie Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner ausführte,
sind bislang 75 Prozent der Auftragsvergaben im Kostenrahmen
geblieben.
Im Einzelnen listete Seemüller an
Kostensprüngen auf:
Übergang großes
Haus/Festsaal: Ursprünglich war laut
Seemüller nur ein kleinteiliger Umbau der Küche mit einem
Kellnergang geplant. Im Lauf der Arbeiten stellte sich jedoch
heraus, dass eine weitreichende Sanierung des Bestands notwendig
ist. Dahinter stehen vor allem Brandschutzgründe. Hinzu kommt: "Die
Anschlüsse an den Neubau sind schwieriger, als es zunächst erkennbar
war." Seemüller räumte ein, dass die komplexe Bauart aus den
Siebzigerjahren die Verantwortlichen überrascht habe.
Durchgehende
Fassade: Wie Seemüller sagte, war es das
Ziel, die alte Waschbetonfassade komplett zu ersetzen. Dafür hat die
Stadt auch Mittel aus dem Konjunkturpaket beantragt, später aber
dann zugunsten von Schulprojekten darauf verzichtet. Am Vorhaben,
eine durchgehende Faserzement-Fassade an der Kulmbacher Straße zu
schaffen, will man aber festhalten - für die energetische Sanierung
werden 1,11 Millionen Euro fällig.
Kristalline Fassade:
Eine Besonderheit der neuen Freiheitshalle ist die blau schimmernde
kristalline Fassade. Dafür habe im Plan zunächst eine industrielle
Bauweise gestanden. Doch Seemüller zufolge zeigte sich, dass dann
Akustik-Funktionen und Brandschutz-Anforderungen nicht zu erfüllen
wären. "Wir haben gerungen, um die Fassade kostengünstig und
trotzdem als Alleinstellungsmerkmal herzustellen." Eine
minderwertige Fassade wäre nach Meinung des Architekten "für das
Projekt problematisch" gewesen. Deshalb sei es zu einer neuen
Ausschreibung gekommen. Damit sind erhöhte Kosten verbunden.
Bodenbelag großes
Haus: Der Hallenboden muss enorme Lasten -
zum Beispiel von Gabelstaplern und Trucks - aushalten; er muss aber
auch beständig etwa gegen verschüttete Getränke sein. Es stellte
sich, wie Seemüller sagte, heraus, dass die vorgesehenen Materialien
für den Boden anfällig waren. So suchte ein EU-Wettbewerb nach
modernen widerstandsfähigen Materialien - eine neue
Ausschreibung war die Folge. Und qualitativ hochwertiges Material
habe eben "seinen Preis", sagte Seemüller. Allerdings sei dann eine
Haltbarkeit über mindestens 15 Jahre garantiert.
Kleinere Beträge: Die Bereiche Stahlbau
und Rohbau machen laut Seemüller nur einen geringen Teil der
Kostensteigerungen aus. Hinzu kommen weitere kleinere Beträge, zum
Beispiel für die Möblierung.
An OB Fichtner war es, der Regierung von Oberfranken die
Auswirkungen auf den Haushalt zu beleuchten. Von den Mehrkosten in
Höhe von 5,5 Millionen Euro muss die Stadt rund vier Millionen mit
zusätzlichen Krediten finanzieren. Eine weitere Million Euro stammt
aus einer Gewinnausschüttung der HEW an die Stadt. Zudem hoffen die
Stadtoberen, dass die Oberfrankenstiftung ihre Förderung von bisher
vier Millionen Euro erhöht. Darüber müsse der Stiftungsrat
entscheiden, sagte Fichtner. Stiftungsvorsitzender Wilhelm Wenning
habe sich optimistisch für eine "nennenswerte Aufstockung" gezeigt.
Eine Folge der Kostensteigerung ist freilich eine Schieflage im
Haushalt. Der Rathauschef rechnet mit einem weiteren haushaltslosen
Jahr, in dem die Bezirksregierung über alle städtischen Ausgaben
wacht. Das liege aber nicht nur am Hallenbau, sondern auch an
Altfehlbeträgen. Nur mit neuen Krediten sei es möglich, diese
Defizite aus früheren Jahren auszugleichen.
Eine gute Nachricht gab es noch zu vermelden: Das Großprojekt
liegt im Zeitplan. Eine Eröffnung im Frühjahr 2012 hält der
Hallen-Architekt derzeit für realistisch.
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Weitere Bilder von der Pressekonferenz und vom
Baufortschritt der Freiheitshalle sowie ein Diskussionsforum gibt es
unter www.frankenpost.de.
Mehraufwand für die Generalsanierung
der Freiheitshalle
Benötigter Aufwand gesamt (Stand: März 2011)
31 355 770 Euro
Ausgangssatz (Mai 2009)
25 900 000 Euro
Veränderungen in der...
...Finanzierung der Baukosten:
Fremdfinanzierung (Kredite)
10,8
Millionen Euro
(vorher 7,9 Millionen Euro)
Eigenmittel aus dem
HEW-Konzern der Stadt Hof
1
Million Euro
...Finanzierung Bestandssanierung:
Fremdfinanzierung
1,1 Millionen Euro |