Der Landkreis unternimmt
erneut den Anlauf, im Raum Hof eine Verkehrsgemeinschaft zu gründen.
Nicht nur der Planer Michael Stumpf erhofft sich eine Verbesserung
für die Fahrgäste im öffentlichen Nahverkehr - egal ob mit Bus oder
Bahn.
Von Thomas Schuberth-Roth
Hof - Für
Michael Stumpf liegt der Vorteil für die Fahrgäste auf der Hand. "Im
Rahmen einer Verkehrsgemeinschaft kann der Kunde dann mit einer
Karte jedes Ziel in Stadt und Landkreis Hof anfahren, ohne beim
Umsteigen noch einmal extra zahlen zu müssen", sagt der
Nahverkehrsplaner des Landkreises. Ein sogenannter Wabentarif, der
vielfach, beispielsweise auch im Landkreis Wunsiedel, schon gang und
gäbe ist, soll es möglich machen.
Insbesondere könnten davon Bahnkunden profitieren, die vom
Hauptbahnhof weiter in die Innenstadt oder umliegende Gemeinden
fahren wollen. Sie würden nur ein Ticket lösen und könnten damit
problemlos in einen Bus umsteigen.
Das ist bisher nur für Schüler möglich, die aus Münchberg,
Schwarzenbach an der Saale oder Oberkotzau, aus Selb, Rehau oder Bad
Steben kommend vom Bahnhof aus ohne Probleme in einem Stadtbus
weiterfahren können. Der Landkreis lässt sich diesen Service in der
Schülerbeförderung einiges kosten.
Als Ausgleichsleistung überweist er etwa 43 000 Euro an die Hof
Verkehr GmbH. Stumpf: "Mein Ziel ist es, dass wir dieses Angebot
nicht nur für die Schüler anbieten können, sondern für alle
Fahrgäste."
Im Busbereich ist dies bereits geschafft. Darauf haben sich
allein die Busunternehmen bereits vor Längerem geeinigt. Mit anderen
Worten: Die Regionalbusfahrkarte wird für das einmalige Umsteigen in
einen Stadtbus anerkannt; und das gilt auch umgekehrt. Stumpf: "Ein
durchgehender Tarif für Bahn und Bus in einem einheitlichen
Nahverkehrsraum Stadt und Landkreis Hof wäre toll."
Es ist nicht der erste Versuch, eine Verkehrsgemeinschaft im Raum
Hof zu gründen. Planer Michael Stumpf hatte im Verbund mit Landrat
Bernd Hering im Jahr 2005 schon einmal einen Anlauf dazu
unternommen. Der erhoffte Erfolg jedoch blieb aus. Die Verhandlungen
gerieten ins Stocken, als es um Ausgleichsleistungen für die Hof
Verkehr GmbH ging.
Das Geld wird wohl auch zum Knackpunkt werden, wenn die
Verhandlungen im Landratsamt anlaufen. Unter Federführung von
Michael Stumpf werden sich alle beteiligten Verkehrsunternehmen auf
Straße und Schiene zusammensetzen und die Möglichkeiten eines
Verkehrsverbunds für Stadt und Landkreis Hof diskutieren.
Claus Müller, Geschäftsführer der Hof Verkehr GmbH, sagte auf
Nachfrage der
Frankenpost:
"Es darf keine einseitige Belastung geben." Die Idee - "ich steige
irgendwo ein, fahre irgendwohin und zahle nur einmal" - findet er
zwar gut, aber: "Das muss man schon organisieren." Und zwar so,
"dass es sich am Ende wirtschaftlich darstellen lässt".
Er ist sich hier einig mit dem Hofer Oberbürgermeister Dr. Harald
Fichtner. Dieser sieht zwar durchaus Vorteile in dem geplanten
gemeinsamen Nahverkehrsverbund Stadt und Landkreis Hof. Andererseits
verweist er auf den ohnehin hoch defizitären Linienbusverkehr in der
Stadt. Eine Ausgleichszahlung für entgangene Fahrgelder sei demnach
zwingend.
Im Jahr 2005 trennten die Verhandlungspartner exakt 70 000 Euro.
Für die Weiterbeförderung der Bahnkunden verlangte die Hof Verkehr
GmbH 100 000 Euro, der Landkreis jedoch war lediglich dazu bereit,
30 000 Euro zu bezahlen. "Das Projekt ist danach eingeschlafen",
erinnert sich Claus Müller. Und dabei hatte man im Vorfeld hohen
Aufwand betrieben. Man beauftragte sogar die Fachhochschule (FH) Hof
damit, eine Fahrgastanalyse zu erstellen. Nahverkehrsplaner Stumpf
erinnert sich: "Laut der FH-Studie wurden etwa 70 000 Fahrgäste -
die Schüler nicht mitgezählt - aus dem Raum Hof am Bahnhof Neuhof
und Hauptbahnhof gezählt." Daraus errechnete man das Angebot einer
Ausgleichsleistung des Landkreises von 30 000 Euro an die Hof
Verkehr GmbH.
Die Zahlen der sechs Jahre alten Studie nennt
Hof-Verkehr-Geschäftsführer Claus Müller überholt. Auf der Basis der
jüngsten Fahrgastprognose sei das Verkehrsaufkommen seit 2005
gestiegen, betont er auf Nachfrage der
Frankenpost.
Eine neuerliche Erhebung der Zahlen wird jedoch Zeit in Anspruch
nehmen.
Zeit hat Initiator Stumpf für die kommenden Verhandlungen
eingeplant. Sein Ziel: Mit der Umstellung auf den Winterfahrplan
2012/13 soll ein durchgehender Tarif in einem einheitlichen
Nahverkehrsraum Stadt und Landkreis Hof Wirklichkeit werden.
Michael Stumpf
Die Teilnehmer
Ein erstes Sondierungsgespräch zur Gründung einer gemeinsamen
Verkehrsgemeinschaft findet am Montag, 28. Februar, im Landratsamt
statt. Auf Einladung des Hofer Landrats Bernd Hering treffen sich
Vertreter der Stadt Hof, der Hof Verkehr GmbH, Omnibusverkehr
Franken GmbH, Agilis Verkehrsgesellschaft mbH Co.KG, Deutsche Bahn
AG Regio Nordostbayern, Alexander Viol Reisebüro & Omnibusse,
Verkehrsbetriebe Bachstein GmbH, Regionalbus Ostbayern GmbH,
Vogtlandbahn GmbH, Omnibusverkehr Oberland GmbH, Plauener
Omnibusbetrieb GmbH, Reisebüro & Omnibusse Weiherer und Regionalbus
Ostbayern GmbH.
Noch ist es Zukunftsmusik. Sollte jedoch ein durchgehender Tarif
in einem Nahverkehrsraum Stadt und Landkreis Hof tatsächlich
Wirklichkeit werden, wird vieles im öffentlichen Personennahverkehr
einfacher: Alle Fahrgäste der Bahn, die beispielsweise aus
Münchberg, Bad Steben oder Selb anreisen, können dann in einen Hofer
Stadtbus umsteigen, ohne ein weiteres Ticket lösen zu müssen.
Foto: Ernst Sammer |