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Erschienen in der Frankenpost am 23.02.2011 

 

 

Eine Karte, ein Tarif

 
Der Landkreis unternimmt erneut den Anlauf, im Raum Hof eine Verkehrsgemeinschaft zu gründen. Nicht nur der Planer Michael Stumpf erhofft sich eine Verbesserung für die Fahrgäste im öffentlichen Nahverkehr - egal ob mit Bus oder Bahn.

Von Thomas Schuberth-Roth

Hof - Für Michael Stumpf liegt der Vorteil für die Fahrgäste auf der Hand. "Im Rahmen einer Verkehrsgemeinschaft kann der Kunde dann mit einer Karte jedes Ziel in Stadt und Landkreis Hof anfahren, ohne beim Umsteigen noch einmal extra zahlen zu müssen", sagt der Nahverkehrsplaner des Landkreises. Ein sogenannter Wabentarif, der vielfach, beispielsweise auch im Landkreis Wunsiedel, schon gang und gäbe ist, soll es möglich machen.

Insbesondere könnten davon Bahnkunden profitieren, die vom Hauptbahnhof weiter in die Innenstadt oder umliegende Gemeinden fahren wollen. Sie würden nur ein Ticket lösen und könnten damit problemlos in einen Bus umsteigen.

Das ist bisher nur für Schüler möglich, die aus Münchberg, Schwarzenbach an der Saale oder Oberkotzau, aus Selb, Rehau oder Bad Steben kommend vom Bahnhof aus ohne Probleme in einem Stadtbus weiterfahren können. Der Landkreis lässt sich diesen Service in der Schülerbeförderung einiges kosten.

Als Ausgleichsleistung überweist er etwa 43 000 Euro an die Hof Verkehr GmbH. Stumpf: "Mein Ziel ist es, dass wir dieses Angebot nicht nur für die Schüler anbieten können, sondern für alle Fahrgäste."

Im Busbereich ist dies bereits geschafft. Darauf haben sich allein die Busunternehmen bereits vor Längerem geeinigt. Mit anderen Worten: Die Regionalbusfahrkarte wird für das einmalige Umsteigen in einen Stadtbus anerkannt; und das gilt auch umgekehrt. Stumpf: "Ein durchgehender Tarif für Bahn und Bus in einem einheitlichen Nahverkehrsraum Stadt und Landkreis Hof wäre toll."

Es ist nicht der erste Versuch, eine Verkehrsgemeinschaft im Raum Hof zu gründen. Planer Michael Stumpf hatte im Verbund mit Landrat Bernd Hering im Jahr 2005 schon einmal einen Anlauf dazu unternommen. Der erhoffte Erfolg jedoch blieb aus. Die Verhandlungen gerieten ins Stocken, als es um Ausgleichsleistungen für die Hof Verkehr GmbH ging.

Das Geld wird wohl auch zum Knackpunkt werden, wenn die Verhandlungen im Landratsamt anlaufen. Unter Federführung von Michael Stumpf werden sich alle beteiligten Verkehrsunternehmen auf Straße und Schiene zusammensetzen und die Möglichkeiten eines Verkehrsverbunds für Stadt und Landkreis Hof diskutieren.

Claus Müller, Geschäftsführer der Hof Verkehr GmbH, sagte auf Nachfrage der Frankenpost: "Es darf keine einseitige Belastung geben." Die Idee - "ich steige irgendwo ein, fahre irgendwohin und zahle nur einmal" - findet er zwar gut, aber: "Das muss man schon organisieren." Und zwar so, "dass es sich am Ende wirtschaftlich darstellen lässt".

Er ist sich hier einig mit dem Hofer Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner. Dieser sieht zwar durchaus Vorteile in dem geplanten gemeinsamen Nahverkehrsverbund Stadt und Landkreis Hof. Andererseits verweist er auf den ohnehin hoch defizitären Linienbusverkehr in der Stadt. Eine Ausgleichszahlung für entgangene Fahrgelder sei demnach zwingend.

Im Jahr 2005 trennten die Verhandlungspartner exakt 70 000 Euro. Für die Weiterbeförderung der Bahnkunden verlangte die Hof Verkehr GmbH 100 000 Euro, der Landkreis jedoch war lediglich dazu bereit, 30 000 Euro zu bezahlen. "Das Projekt ist danach eingeschlafen", erinnert sich Claus Müller. Und dabei hatte man im Vorfeld hohen Aufwand betrieben. Man beauftragte sogar die Fachhochschule (FH) Hof damit, eine Fahrgastanalyse zu erstellen. Nahverkehrsplaner Stumpf erinnert sich: "Laut der FH-Studie wurden etwa 70 000 Fahrgäste - die Schüler nicht mitgezählt - aus dem Raum Hof am Bahnhof Neuhof und Hauptbahnhof gezählt." Daraus errechnete man das Angebot einer Ausgleichsleistung des Landkreises von 30 000 Euro an die Hof Verkehr GmbH.

Die Zahlen der sechs Jahre alten Studie nennt Hof-Verkehr-Geschäftsführer Claus Müller überholt. Auf der Basis der jüngsten Fahrgastprognose sei das Verkehrsaufkommen seit 2005 gestiegen, betont er auf Nachfrage der Frankenpost. Eine neuerliche Erhebung der Zahlen wird jedoch Zeit in Anspruch nehmen.

Zeit hat Initiator Stumpf für die kommenden Verhandlungen eingeplant. Sein Ziel: Mit der Umstellung auf den Winterfahrplan 2012/13 soll ein durchgehender Tarif in einem einheitlichen Nahverkehrsraum Stadt und Landkreis Hof Wirklichkeit werden.

Michael Stumpf

Die Teilnehmer
 

Ein erstes Sondierungsgespräch zur Gründung einer gemeinsamen Verkehrsgemeinschaft findet am Montag, 28. Februar, im Landratsamt statt. Auf Einladung des Hofer Landrats Bernd Hering treffen sich Vertreter der Stadt Hof, der Hof Verkehr GmbH, Omnibusverkehr Franken GmbH, Agilis Verkehrsgesellschaft mbH Co.KG, Deutsche Bahn AG Regio Nordostbayern, Alexander Viol Reisebüro & Omnibusse, Verkehrsbetriebe Bachstein GmbH, Regionalbus Ostbayern GmbH, Vogtlandbahn GmbH, Omnibusverkehr Oberland GmbH, Plauener Omnibusbetrieb GmbH, Reisebüro & Omnibusse Weiherer und Regionalbus Ostbayern GmbH.

Noch ist es Zukunftsmusik. Sollte jedoch ein durchgehender Tarif in einem Nahverkehrsraum Stadt und Landkreis Hof tatsächlich Wirklichkeit werden, wird vieles im öffentlichen Personennahverkehr einfacher: Alle Fahrgäste der Bahn, die beispielsweise aus Münchberg, Bad Steben oder Selb anreisen, können dann in einen Hofer Stadtbus umsteigen, ohne ein weiteres Ticket lösen zu müssen. Foto: Ernst Sammer

 

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