Aktuelles
Erschienen in der Frankenpost am 18.02.2011 

 

 

Streit um die Strategie

 
Über die künftige Ausrichtung für den Einzelhandel sind sich die Stadträte uneins.

Gutachter arbeiten derweil an einer Aktualisierung des Zentrenkonzepts.

Hof - Aus der Diskussion über den Bio-Supermarkt (siehe Artikel oben) hat sich eine Grundsatzdebatte um das Zentrenkonzept für den Einzelhandel entwickelt. "Mit dem Zentrenkonzept habe ich meine Probleme", sagte Wolfgang Laubmann (FAB). Einerseits habe das Papier schon länger Bestand - andererseits wandle sich die Geschäftswelt rasant. Daher stellte er den Sinn eines solchen Konzepts grundsätzlich in Frage. In manchen Fällen habe er schon Schwierigkeiten mit Argumenten aus dem Zentrenkonzept gehabt.

FAB-Fraktionschefin Gudrun Bruns legte noch einmal nach: Das Zentrenkonzept stelle Negativ- und keine Positivlisten auf. "Es steht drin, was nicht rein darf - und nicht, was rein darf." Dadurch laufen nach ihrer Meinung Diskussionen über Geschäftsansiedlungen in die falsche Richtung. Rainer Kellner (SPD) stellte süffisant fest, man habe drei unterschiedliche Meinungen aus der FAB zum Thema Einzelhandel gehört.

Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner verdeutlichte die Strategie der Stadt: "Wir betreiben Standort-Entwicklung und keinen Wettbewerb." Reinhard Meringer (SPD) kommentierte dazu: "Anders als die Staatsregierung."

Derweil sind Gutachter des Erfurter Büros GMA dabei, das "Zentrenkonzept für den Einzelhandel und das Ladenhandwerk" auf den neuesten Stand zu bringen. Schon in der Sitzung Mitte Dezember 2009, als der Stadtrat die Fortschreibung der Studie beschloss, gab es kritische Stimmen aus den Reihen der Freien Aktiven Bürger (FAB). Letztlich stimmte die Fraktion mit Ausnahme von Bürgermeister Bernd Scherdel gegen die Aktualisierung. Als Grund für das Nein nannte Gudrun Bruns seinerzeit: Das neue Konzept werde schon wieder veraltet sein, bevor es überhaupt zur Wirkung komme.

Die Stimmen der CSU und SPD brachten vor 14 Monaten das Zentrenkonzept auf den Weg. Dieter Puschert (CSU) verteidigte damals die Fortschreibung. Das Zentrenkonzept habe dazu beigetragen, unerwünschte Projekte zu verhindern. Rainer Kellner (SPD) fügte hinzu, dass die Verantwortlichen der Stadt das Konzept bislang gut umgesetzt hätten.

Just am Tag vor dieser Stadtratssitzung hatte das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig eine Entscheidung zu Discounter-Ansiedlungen veröffentlicht. Demnach dürfen Lebensmittelmärkte nicht expandieren, wenn dadurch Geschäfte in der direkten Umgebung Schaden nehmen. Dies gilt auch, wenn die Geschäfte in Nahversorgungszentren liegen. Zum Hintergrund: Die Stadt hat aktuell zwei Nahversorgungszentren ausgewiesen - in Neuhof und in der Fabrikvorstadt. J. F.

Abschluss im ersten Halbjahr
 

Das Büro GMA aus Erfurt hat das Zentrenkonzept für Hof im Jahr 2004 erarbeitet. Es sollte der Stadt als Leitlinie für die Entwicklung des Einzelhandels dienen. Die Geltungsdauer des Gutachtens war von vornherein begrenzt. Deshalb beschloss der Stadtrat im Dezember 2009 eine Fortschreibung; den Auftrag erhielt wiederum GMA.

Eine konkrete Analyse der Stärken und Schwächen soll aufzeigen, in welchen Bereichen die Stadt auf dem richtigen Weg ist - und in welchen Bereichen sie vielleicht noch Impulse setzen kann. Die sehr umfangreiche Datensammlung im Einzelhandel sei mittlerweile abgeschlossen, weiß Rainer Krauß, Pressesprecher der Stadt Hof. In einer Sitzung hat ein Fachgremium mit Vertretern der Stadtplanung, des Einzelhandels und anderen Beteiligten den Ist-Zustand im Hofer Einzelhandel festgestellt. Krauß zum Fazit: "Dabei wurde klar, dass es Herausforderungen gibt, dass der Hofer Einzelhandel aber weiterhin sehr gut aufgestellt und überregional attraktiv ist."

Nun geht es um konkrete Fragen wie etwa die Zahl der Nahversorgungszentren in Hof. Mit einem Endergebnis ist laut Pressesprecher Krauß noch im ersten Halbjahr zu rechnen.

 

zurück zur Übersicht