Über die künftige
Ausrichtung für den Einzelhandel sind sich die Stadträte uneins.
Gutachter arbeiten derweil an einer Aktualisierung des
Zentrenkonzepts.
Hof - Aus der
Diskussion über den Bio-Supermarkt (siehe Artikel oben) hat sich
eine Grundsatzdebatte um das Zentrenkonzept für den Einzelhandel
entwickelt. "Mit dem Zentrenkonzept habe ich meine Probleme", sagte
Wolfgang Laubmann (FAB). Einerseits habe das Papier schon länger
Bestand - andererseits wandle sich die Geschäftswelt rasant. Daher
stellte er den Sinn eines solchen Konzepts grundsätzlich in Frage.
In manchen Fällen habe er schon Schwierigkeiten mit Argumenten aus
dem Zentrenkonzept gehabt.
FAB-Fraktionschefin Gudrun Bruns legte noch
einmal nach: Das Zentrenkonzept stelle Negativ- und keine
Positivlisten auf. "Es steht drin, was nicht rein darf - und nicht,
was rein darf." Dadurch laufen nach ihrer Meinung Diskussionen über
Geschäftsansiedlungen in die falsche Richtung. Rainer Kellner (SPD)
stellte süffisant fest, man habe drei unterschiedliche Meinungen aus
der FAB zum Thema Einzelhandel gehört.
Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner
verdeutlichte die Strategie der Stadt: "Wir betreiben
Standort-Entwicklung und keinen Wettbewerb." Reinhard Meringer (SPD)
kommentierte dazu: "Anders als die Staatsregierung."
Derweil sind Gutachter des Erfurter Büros GMA
dabei, das "Zentrenkonzept für den Einzelhandel und das
Ladenhandwerk" auf den neuesten Stand zu bringen. Schon in der
Sitzung Mitte Dezember 2009, als der Stadtrat die Fortschreibung der
Studie beschloss, gab es kritische Stimmen aus den Reihen der Freien
Aktiven Bürger (FAB). Letztlich stimmte die Fraktion mit Ausnahme
von Bürgermeister Bernd Scherdel gegen die Aktualisierung. Als Grund
für das Nein nannte Gudrun Bruns seinerzeit: Das neue Konzept werde
schon wieder veraltet sein, bevor es überhaupt zur Wirkung komme.
Die Stimmen der CSU und SPD brachten vor 14
Monaten das Zentrenkonzept auf den Weg. Dieter Puschert (CSU)
verteidigte damals die Fortschreibung. Das Zentrenkonzept habe dazu
beigetragen, unerwünschte Projekte zu verhindern. Rainer Kellner
(SPD) fügte hinzu, dass die Verantwortlichen der Stadt das Konzept
bislang gut umgesetzt hätten.
Just am Tag vor dieser Stadtratssitzung hatte
das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig eine Entscheidung zu
Discounter-Ansiedlungen veröffentlicht. Demnach dürfen
Lebensmittelmärkte nicht expandieren, wenn dadurch Geschäfte in der
direkten Umgebung Schaden nehmen. Dies gilt auch, wenn die Geschäfte
in Nahversorgungszentren liegen. Zum Hintergrund: Die Stadt hat
aktuell zwei Nahversorgungszentren ausgewiesen - in Neuhof und in
der Fabrikvorstadt. J. F.
Abschluss im ersten Halbjahr
Das Büro GMA aus Erfurt hat das Zentrenkonzept für Hof im Jahr
2004 erarbeitet. Es sollte der Stadt als Leitlinie für die
Entwicklung des Einzelhandels dienen. Die Geltungsdauer des
Gutachtens war von vornherein begrenzt. Deshalb beschloss der
Stadtrat im Dezember 2009 eine Fortschreibung; den Auftrag erhielt
wiederum GMA.
Eine konkrete Analyse der Stärken und Schwächen soll aufzeigen,
in welchen Bereichen die Stadt auf dem richtigen Weg ist - und in
welchen Bereichen sie vielleicht noch Impulse setzen kann. Die sehr
umfangreiche Datensammlung im Einzelhandel sei mittlerweile
abgeschlossen, weiß Rainer Krauß, Pressesprecher der Stadt Hof. In
einer Sitzung hat ein Fachgremium mit Vertretern der Stadtplanung,
des Einzelhandels und anderen Beteiligten den Ist-Zustand im Hofer
Einzelhandel festgestellt. Krauß zum Fazit: "Dabei wurde klar, dass
es Herausforderungen gibt, dass der Hofer Einzelhandel aber
weiterhin sehr gut aufgestellt und überregional attraktiv ist."
Nun geht es um konkrete Fragen wie etwa die Zahl der
Nahversorgungszentren in Hof. Mit einem Endergebnis ist laut
Pressesprecher Krauß noch im ersten Halbjahr zu rechnen. |