Ein weiterer Lebensmittel-
Laden ist aus der Hofer Innenstadt verschwunden. Im Bauausschuss
kommt es deswegen zu einem verbalen Schlagabtausch.
Von Jan Fischer
Hof - Nicht
erst seit dem "Zentralkauf"-Leerstand sind Lebensmittelmärkte zu
einem Reizthema in Hof geworden. Dabei zeigt ein Blick in die
Innenstadt, dass hier die Zahl der Lebensmittelmärkte offensichtlich
mehr und mehr abnimmt. Das jüngste Beispiel: Die "Speisekammer" in
der unteren Ludwigstraße stellte Ende Januar ihren Betrieb ein -
seitdem ist der kleine Laden, der 30 Jahre Bestand hatte, verwaist.
Im Schaufenster prangte der Hinweis auf eine Geschäftsverlagerung in
die Wunsiedler Straße. Eben dort hat die Firma Dennree im November
2010 einen Bio-Supermarkt eröffnet; Dennree hatte auch die
"Speisekammer" betrieben.
In der jüngsten Sitzung des Bauausschusses kam
diese Neuigkeit aufs Tapet - und der Verlauf der Diskussion bewies
einmal mehr, dass das Thema Lebensmittelmärkte die Emotionen
hochschlagen lässt. Und: Die Fraktionen im Stadtrat sind sich
offenbar uneins über die richtige Strategie für den Einzelhandel in
der Innenstadt (siehe auch Artikel unten).
Joachim Dumann (FAB) erinnerte an die
ursprüngliche Absicht, die "Speisekammer" trotz des neuen
Bio-Supermarkts zu erhalten. Dann sei es aber doch zur Schließung in
der Ludwigstraße gekommen. Die "Speisekammer" habe die
Lebensmittel-Versorgung für einen großen Radius abgedeckt, meint
Dumann. "Jetzt haben wir nur noch einen Discounter in der
Ludwigstraße." Der Bio-Supermarkt hingegen habe sich am Stadtrand
angesiedelt; der FAB-Rat erkannte darin eine Schwächung der
Innenstadt.
"Ihre Anfrage überrascht mich", sagte
Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner. Denn gerade die Fraktion der
FAB sei es gewesen, die sich "mit großer Massivität" für das Ende
des Leerstands an der Wunsiedler Straße eingesetzt habe.
Gleichzeitig sei die Stadt in Kontakt mit einer Lebensmittelfirma
für den Standort Innenstadt gewesen; diese habe sich dann aber für
die Wunsiedler Straße entschieden. "Sie können sich's nicht so
raussuchen, wie Sie's wollen." Der OB machte die begrenzten
Möglichkeiten der Stadt deutlich: Er bedauere ebenfalls die
Versorgungslage mit Lebensmitteln in der Innenstadt. Aber der
Einfluss auf die großen Discounterketten sei äußerst gering. "Wenn
ich Norma anschreibe, damit das Geschäft in Ordnung kommt, bekomme
ich nicht einmal eine Antwort."
Das ließ Joachim Dumann nicht ruhen, er rollte
die Vorgeschichte auf: Für das Kufky-Gebäude an der Wunsiedler
Straße habe zunächst ein Angelsportgeschäft auf dem Plan gestanden.
Dann habe sich überraschend Dennree dort angesiedelt. Das allein sei
nicht abzulehnen, sagte Dumann. "Aber man muss darauf aufpassen,
dass nicht gleichzeitig ein Geschäft in der Innenstadt zumacht."
Was den Rathauschef zu dem Konter veranlasste:
"Sie können einer Firma nichts vorschreiben." Die FAB-Fraktion habe
ihn, Fichtner, unter Druck gesetzt, so dass er mehrmals mit dem
Betreiber des Angelsportgeschäfts in Chemnitz Kontakt aufgenommen
habe.
Stadtdirektor Franz Pischel versuchte die
Diskussion zu versachlichen. Der Bauantrag für den Bio-Supermarkt
habe dem Bauausschuss vorgelegen, das Gremium habe zugestimmt. Das
sei "der normale Lauf der Dinge". Die Stadt betreibe kein
Wettbewerbsrecht.
Im Fall einer Ablehnung im Bauausschuss hätte
die Gefahr bestanden, dass Hof mit leeren Händen dasteht. Diese
Meinung vertrat CSU-Fraktionschef Wolfgang Fleischer. "Dann wäre der
Markt nicht an der Wunsiedler Straße, sondern vielleicht ein paar
Kilometer südlicher entstanden." Im Übrigen sei der Supermarkt eine
Bereicherung für Hof.
"
Wenn ich Norma anschreibe, damit das Geschäft in Ordnung
kommt, bekomme ich nicht einmal eine Antwort
"
Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner |