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Erschienen in der Frankenpost am 18.02.2011 

Mit der Speisekammer in der Ludwigstraße hat ein weiteres Lebensmittelgeschäft in der Innenstadt geschlossen. Fotos: Leupold  

Lebensmittel-Punkte am Rand

 
Ein weiterer Lebensmittel- Laden ist aus der Hofer Innenstadt verschwunden. Im Bauausschuss kommt es deswegen zu einem verbalen Schlagabtausch.

Von Jan Fischer

Hof - Nicht erst seit dem "Zentralkauf"-Leerstand sind Lebensmittelmärkte zu einem Reizthema in Hof geworden. Dabei zeigt ein Blick in die Innenstadt, dass hier die Zahl der Lebensmittelmärkte offensichtlich mehr und mehr abnimmt. Das jüngste Beispiel: Die "Speisekammer" in der unteren Ludwigstraße stellte Ende Januar ihren Betrieb ein - seitdem ist der kleine Laden, der 30 Jahre Bestand hatte, verwaist. Im Schaufenster prangte der Hinweis auf eine Geschäftsverlagerung in die Wunsiedler Straße. Eben dort hat die Firma Dennree im November 2010 einen Bio-Supermarkt eröffnet; Dennree hatte auch die "Speisekammer" betrieben.

In der jüngsten Sitzung des Bauausschusses kam diese Neuigkeit aufs Tapet - und der Verlauf der Diskussion bewies einmal mehr, dass das Thema Lebensmittelmärkte die Emotionen hochschlagen lässt. Und: Die Fraktionen im Stadtrat sind sich offenbar uneins über die richtige Strategie für den Einzelhandel in der Innenstadt (siehe auch Artikel unten).

Joachim Dumann (FAB) erinnerte an die ursprüngliche Absicht, die "Speisekammer" trotz des neuen Bio-Supermarkts zu erhalten. Dann sei es aber doch zur Schließung in der Ludwigstraße gekommen. Die "Speisekammer" habe die Lebensmittel-Versorgung für einen großen Radius abgedeckt, meint Dumann. "Jetzt haben wir nur noch einen Discounter in der Ludwigstraße." Der Bio-Supermarkt hingegen habe sich am Stadtrand angesiedelt; der FAB-Rat erkannte darin eine Schwächung der Innenstadt.

"Ihre Anfrage überrascht mich", sagte Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner. Denn gerade die Fraktion der FAB sei es gewesen, die sich "mit großer Massivität" für das Ende des Leerstands an der Wunsiedler Straße eingesetzt habe. Gleichzeitig sei die Stadt in Kontakt mit einer Lebensmittelfirma für den Standort Innenstadt gewesen; diese habe sich dann aber für die Wunsiedler Straße entschieden. "Sie können sich's nicht so raussuchen, wie Sie's wollen." Der OB machte die begrenzten Möglichkeiten der Stadt deutlich: Er bedauere ebenfalls die Versorgungslage mit Lebensmitteln in der Innenstadt. Aber der Einfluss auf die großen Discounterketten sei äußerst gering. "Wenn ich Norma anschreibe, damit das Geschäft in Ordnung kommt, bekomme ich nicht einmal eine Antwort."

Das ließ Joachim Dumann nicht ruhen, er rollte die Vorgeschichte auf: Für das Kufky-Gebäude an der Wunsiedler Straße habe zunächst ein Angelsportgeschäft auf dem Plan gestanden. Dann habe sich überraschend Dennree dort angesiedelt. Das allein sei nicht abzulehnen, sagte Dumann. "Aber man muss darauf aufpassen, dass nicht gleichzeitig ein Geschäft in der Innenstadt zumacht."

Was den Rathauschef zu dem Konter veranlasste: "Sie können einer Firma nichts vorschreiben." Die FAB-Fraktion habe ihn, Fichtner, unter Druck gesetzt, so dass er mehrmals mit dem Betreiber des Angelsportgeschäfts in Chemnitz Kontakt aufgenommen habe.

Stadtdirektor Franz Pischel versuchte die Diskussion zu versachlichen. Der Bauantrag für den Bio-Supermarkt habe dem Bauausschuss vorgelegen, das Gremium habe zugestimmt. Das sei "der normale Lauf der Dinge". Die Stadt betreibe kein Wettbewerbsrecht.

Im Fall einer Ablehnung im Bauausschuss hätte die Gefahr bestanden, dass Hof mit leeren Händen dasteht. Diese Meinung vertrat CSU-Fraktionschef Wolfgang Fleischer. "Dann wäre der Markt nicht an der Wunsiedler Straße, sondern vielleicht ein paar Kilometer südlicher entstanden." Im Übrigen sei der Supermarkt eine Bereicherung für Hof.

" Wenn ich Norma anschreibe, damit das Geschäft in Ordnung kommt, bekomme ich nicht einmal eine Antwort "

Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner

 

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