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Erschienen in der Frankenpost am 27.12.2011 

Die Balkengrafik unterstreicht das Auf und Ab der Entwicklung des Hebesatzes für die Bezirksumlage seit 2004. 2005 hatte der Hebesatz den bislang höchsten Wert erreicht, um nur drei Jahre später auf ein fast historisches Tief zu fallen (nur 1982 war er mit 13,5 Prozent niedriger). Rechts oben ist die internationale Musikbegegnungsstätte Haus Marteau in Lichtenberg zu sehen. Der Bezirk Oberfranken hat das Anwesen im Jahr 1980 erworben.

Oberfranken ringt um jeden Euro

 

Erst am 23. Februar 2012 entscheidet sich die Höhe des Hebesatzes der Bezirksumlage. Für Haushalte der Kommunen ist der eine entscheidende Größe.

 
 
Von Thomas Schuberth-Roth

 

Hof - Das Prozedere ist absolut unüblich. In den vergangenen Jahren hatte der Bezirkstag Oberfranken spätestens Mitte Dezember seinen Haushalt verabschiedet - und die vier kreisfreien Städte sowie neun Landkreise wussten, welche Kosten ihnen durch die Umlage entstehen. In diesem Jahr ist alles anders. "Der Haushalt des Bezirks wird laut Fahrplan des Präsidenten am 23. Februar 2012 verabschiedet", sagte Eberhard Siller in einem Pressegespräch mit der Frankenpost. Das hat zur Folge, dass auch viele Kommunen ihre Haushalte für 2012 später als üblich aufstellen. Die Stadt Hof plant den Termin der Haushaltsverabschiedung frühestens in der zweiten Märzhälfte.

Der Hofer Bürgermeister Eberhard Siller ist zugleich Vizepräsident des Bezirkstags. Er kennt die Gründe, weshalb man in Bayreuth noch nicht einmal in die Haushaltsberatungen eingestiegen ist. Siller: "Es lagen bisher keine belastbaren Zahlen vor." Weder für Schlüsselzuweisungen noch für die Umlagekraft, und außerdem stand noch nicht fest, wie viel Geld der Freistaat über das Finanzausgleichsgesetz (FAG) bereitstellt.

Mittlerweile jedoch liegen einige dieser Zahlen vor. So steht fest, dass über Artikel 15 FAG insgesamt 623 Millionen Euro an die sieben bayerischen Bezirke fließen werden. Damit stellt der Freistaat Bayern 40 Millionen Euro mehr bereit als 2011. Laut Siller erhält der Bezirk Oberfranken 68 Millionen Euro, das sind im Vergleich zu 2011 etwa 9,5 Millionen Euro mehr.

So viel mehr erhält laut Siller kein anderer Bezirk. Er nennt die Gründe dafür: Die Zahl der pflegebedürftigen und behinderten Menschen sei weiter angestiegen. Zudem bestehe hinsichtlich der Pflegesätze für die Träger der entsprechenden Einrichtungen ein Nachholbedarf - andere Bezirke haben diese Anpassung schon vollzogen. Und: Ein im Haushaltsjahr 2010 aufgelaufener Fehlbetrag von 10,2 Millionen Euro muss nun spätestens im kommenden Haushalt 2012 aufgenommen werden.

Auswirkungen auf den Haushalt des Bezirks Oberfranken hat auch die Umlagekraft. Die hat sich - anders als im Rest Bayerns - negativ entwickelt. In Oberfranken sank die Umlagekraft der Kommunen um 1,9 Prozentpunkte, bayernweit hingegen stieg diese Kennzahl um 1,4 Prozentpunkte. Bezirkstags-Vizepräsident Siller hat schon mal hochgerechnet: "Bei gleichbleibender Umlage, also 19,9 Prozent, würde der Bezirk über die kreisfreien Städte und Landkreise am Ende in Summe 3,2 Millionen Euro weniger erhalten." Anders ausgedrückt: Wollte der Bezirk seinen Haushalt 2012 auf der Zahlen-Basis des diesjährigen Haushalts ausgleichen, müsste die Umlage um 0,4 Prozentpunkte steigen. Ein Prozentpunkt entspricht nämlich etwa 8,34 Millionen Euro.

Noch steht die Jahresrechnung für die sozialen Hilfen aus. Für dieses Jahr und 2012 rechnet man laut Siller mit einer Steigerung von 3,5 bis vier Prozent. Siller: "Das sind die Fakten, die für die Aufstellung des Haushalts zu berücksichtigen sind."

Ohne den Beratungen vorgreifen zu wollen, glaubt Siller, dass man "rein rechnerisch an einer moderaten Anhebung des Hebesatzes der Bezirksumlage nicht vorbeikommt". 1,8 Prozentpunkte mehr nennt er als Richtwert, plus/minus 0,2, ergänzt er. "Wir müssen die Beratungen abwarten." Immerhin: Eine Steigerung wie 2010 auf 2011 schließt er aus; damals stieg die Umlage um 3,9 Prozentpunkte auf 19,9 Prozent.

Jeder Zehntel-Prozentpunkt mehr oder weniger bedeutet für die kreisfreien Städte sowie die Landkreise und deren Kommunen letztlich, dass ihnen mehr oder weniger Geld in der eigenen Kasse bleibt. Siller, der Vizepräsident des Bezirkstags Oberfranken, weiß das als Bürgermeister einer finanziell gebeutelten Stadt nur zu gut. Die Stadt Hof, rechnet er vor, müsste bei einer Umlagenerhöhung um 1,8 Prozentpunkte mit 8,75 Millionen Euro gut eine halbe Million Euro mehr zahlen als noch 2011.

Zahlen, Daten, Fakten

 

Auch für das Jahr 2012 ist der Haushalt des Bezirks Oberfranken von schwierigen Rahmenbedingungen geprägt. Die Verabschiedung des Etats ist am 23. Februar 2012 geplant.

Im Jahr 2011 hat die Umlagekraft der oberfränkischen Kommunen erneut verloren - um 1,9 Prozentpunkte. Bayernweit ist die Umlagekraft hingegen um 1,4 Prozentpunkte gestiegen.

Der Anteil der Sozialausgaben am Bezirkshaushalt betrug im Haushalt 2011 mit 282 Millionen Euro etwa 92 Prozent der Gesamtausgaben des Verwaltungshaushaltes. Laut Eberhard Siller, Vizepräsident des Bezirkstags Oberfranken, ist damit zu rechnen, dass die Ausgaben um weitere 3,5 bis vier Prozent steigen.

Den Bezirkshaushalt 2012 belastet ein Fehlbetrag aus dem Jahr 2010. Diese 10,2 Millionen Euro müssen nun ausgeglichen werden.

Neben der Bezirksumlage sind die Mittel, die der Freistaat Bayern gemäß Artikel 15 Finanzausgleichsgesetz an seine sieben Bezirke weiterreicht, eine wichtige Einnahmequelle: 2012 zahlt der Freistaat insgesamt 623 Millionen Euro (2011: 583 Millionen Euro).

Allein auf den Bezirk Oberfranken entfallen davon 68 Millionen Euro (2011: 58,5 Millionen Euro).

Mit 19,9 Prozent hatte der Bezirk Oberfranken 2011 den drittniedrigsten Hebesatz in Bayern. Laut Siller ist eine "moderaten Anhebung" des Hebesatzes zu erwarten. Für den Bezirk bedeutet ein Prozentpunkt 8,34 Millionen Euro. Rein rechnerisch geht Siller von 1,8 Prozentpunkten aus.

Angenommen, Siller behält recht, und die Bezirksumlage steigt um 1,8 Prozentpunkte: Die Stadt Hof müsste dann 8,75 Euro in ihrem Haushalt für die Umlage einplanen (2011: 8,2 Millionen Euro); der Landkreis Hof 15,1 Millionen Euro (2011: 14,2 Millionen Euro). Zum Vergleich: Die Stadt Bayreuth wird mit 16,7 Millionen Euro ebenfalls stärker zur Kasse gebeten (2011: 12,2 Millionen Euro). Freuen hingegen wird man sich in der Stadt Coburg; statt 18,1 Millionen Euro (2011) sind im Jahr 2012 nur noch 12,7 Millionen Euro fällig.

 

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