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Erschienen in der Frankenpost am 04.02.2011 

Wie geht es mit dem Stadtteilbüro im Bahnhofsviertel weiter? Was wird aus dem Verfügungsfonds des Bürgergremiums? Zu diesen Fragen trafen sich am runden Tisch im Amtszimmer des Oberbürgermeisters, von links, Martina Tögel, Ilse Rösch, Claus Müller, Peter Fischer, Dr. Harald Fichtner, Pressesprecher Rainer Krauß und Johannes Schnabel. Foto: -ts-r  

Aus für Stadtteilbüro

 
Jetzt ist es amtlich: Das Stadtteilbüro im Hofer Bahnhofsviertel schließt in Kürze. Das Bürgergremium darf 2011 aber weiterhin mit 10 000 Euro für den Verfügungsfonds rechnen.

Von Thomas Schuberth-Roth

Hof - Die Tage des Quartiermanagements im Hofer Bahnhofsviertel sind gezählt. Noch ist offen, wann das Stadtteilbüro in der Königstraße seine Türen schließt. Aber Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner ließ gestern Vormittag in einem Pressegespräch keinen Zweifel an dessen Aus.

"Das ist ganz klar auch ein Bruch, dadurch geht hier jahrelange kompetente Unterstützung verloren", kommentierte Fichtner diese Nachricht im Beisein von Ilse Rösch, Sprecherin des Bürgergremiums, sowie Johannes Schnabel und Martina Tögel, Vorstandsmitglieder des erst im Dezember 2010 im Bahnhofsviertel gegründeten Vereins "Bürger am Zug".

Seit dem Jahr 2000 war das Stadtteilbüro unter der Regie der Stadterneuerung GmbH erste Anlaufstelle für die Bürger im dortigen Sanierungsgebiet. Zuschussmittel dafür kamen aus dem Bund-Länder-Programm "Soziale Stadt". Weil die Bundesregierung die Städtebauförderung aber radikal kürzte, fallen Fördermittel weg. Konkret: Personalkosten werden über das Programm "Soziale Stadt" nicht mehr gefördert.

Claus Müller, Geschäftsführer der Stadterneuerung GmbH, sagte, die Kündigung des Stadtteilbüros erfolge "zum nächstmöglichen Zeitpunkt". Damit einher gehe wohl auch die Kündigung mindestens eines Mitarbeiters im Büro. Gemeinsam mit dem Betriebsrat sei man aktuell dabei, eine Auffanglösung für die beiden anderen Mitarbeiter zu finden.

Ohnehin sollte auf der Basis eines - aufgrund der aktuellen Entwicklung allerdings gegenstandslos gewordenen - Stufenplans bis zum Jahr 2013 der Abbau des Personals auf eine halbe Stelle reduziert werden. Müller: "Diese Situation ist nun früher eingetreten."

Aber dramatischer als gedacht. Schließlich verliert das Bürgergremium mit Wegfall des Quartiermanagements den professionellen Ansprechpartner im Stadtteilbüro. Rösch: "Das bedauern wir sehr." Bis zuletzt habe man die Hoffnung gehabt, dass das im Sommer 2010 verabschiedete Verstetigungskonzept umgesetzt wird, also Ansprechpartner und Büro erhalten bleiben.

Diese Hoffnung hat sich nun nicht erfüllt. Kämmerer Peter Fischer und Stadterneuerungs-Geschäftsführer Claus Müller hatten vor wenigen Tagen in einem Gespräch mit Vertretern der Regierung von Oberfranken in Bayreuth noch Möglichkeiten der Fortführung ausgelotet. Anderweitige Fördertöpfe hätten jedoch nicht aufgetan werden können, sagte Fischer. Immerhin aber kann das Bürgergremium auch weiterhin mit einem Verfügungsfonds rechnen. Die 10 000 Euro dafür seien seitens der Regierung von Oberfranken zugesagt worden, versicherte Fischer.

Zwar vorerst nur mündlich, aber "sehr konkret in Aussicht gestellt" seien weitere 10 000 Euro, die zusätzlich ins Bahnhofsviertel fließen sollen. Es handele sich dabei um die bisherigen Sachkosten fürs Büro. In welche Maßnahmen dieses Geld fließen soll, sei noch offen, sagte Fischer.

Hier erhält der neu gegründete Verein "Bürger am Zug" möglicherweise ein Mitspracherecht. In enger Zusammenarbeit mit dem Bürgergremium ist es Ziel des 44 Mitglieder zählenden Vereins, finanzielle Grundlagen zu schaffen, eigene Projekte in Angriff zu nehmen. Vorsitzender Schnabel: "Für die nahe Zukunft hilft eine gute finanzielle Ausstattung, mal etwas anzupacken."

Hintergrund
 

Seit 1999 floss Geld aus dem Bund-Länder-Programm "Soziale Stadt" nach Hof. Auf knapp zehn Millionen Euro belaufen sich die Investitionen für Projekte im Bahnhofsviertel in den vergangenen elf Jahren. Geknüpft an das Bund-Länder-Programm war eine soziale Komponente: Über ein im Jahr 2000 eigens eingerichtetes Stadtteilbüro - dafür erhielt die Stadt jährlich eine Förderung über 200 000 Euro - erfolgte ein begleitendes Quartiermanagement, außerdem wählten die Bewohner des Viertels Vertreter aus ihrer Mitte in ein Bürgergremium. Ausgestattet mit einem Verfügungsfonds von jährlich 10 000 Euro förderte das Bürgergremium soziale, pädagogische, kulturelle und integrative Vorhaben.

 

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