Jetzt ist es amtlich: Das
Stadtteilbüro im Hofer Bahnhofsviertel schließt in Kürze. Das
Bürgergremium darf 2011 aber weiterhin mit 10 000 Euro für den
Verfügungsfonds rechnen.
Von Thomas Schuberth-Roth
Hof - Die Tage des
Quartiermanagements im Hofer Bahnhofsviertel sind gezählt. Noch ist
offen, wann das Stadtteilbüro in der Königstraße seine Türen
schließt. Aber Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner ließ gestern
Vormittag in einem Pressegespräch keinen Zweifel an dessen Aus.
"Das ist ganz klar auch ein Bruch, dadurch
geht hier jahrelange kompetente Unterstützung verloren",
kommentierte Fichtner diese Nachricht im Beisein von Ilse Rösch,
Sprecherin des Bürgergremiums, sowie Johannes Schnabel und Martina
Tögel, Vorstandsmitglieder des erst im Dezember 2010 im
Bahnhofsviertel gegründeten Vereins "Bürger am Zug".
Seit dem Jahr 2000 war das Stadtteilbüro unter
der Regie der Stadterneuerung GmbH erste Anlaufstelle für die Bürger
im dortigen Sanierungsgebiet. Zuschussmittel dafür kamen aus dem
Bund-Länder-Programm "Soziale Stadt". Weil die Bundesregierung die
Städtebauförderung aber radikal kürzte, fallen Fördermittel weg.
Konkret: Personalkosten werden über das Programm "Soziale Stadt"
nicht mehr gefördert.
Claus Müller, Geschäftsführer der
Stadterneuerung GmbH, sagte, die Kündigung des Stadtteilbüros
erfolge "zum nächstmöglichen Zeitpunkt". Damit einher gehe wohl auch
die Kündigung mindestens eines Mitarbeiters im Büro. Gemeinsam mit
dem Betriebsrat sei man aktuell dabei, eine Auffanglösung für die
beiden anderen Mitarbeiter zu finden.
Ohnehin sollte auf der Basis eines - aufgrund
der aktuellen Entwicklung allerdings gegenstandslos gewordenen -
Stufenplans bis zum Jahr 2013 der Abbau des Personals auf eine halbe
Stelle reduziert werden. Müller: "Diese Situation ist nun früher
eingetreten."
Aber dramatischer als gedacht. Schließlich
verliert das Bürgergremium mit Wegfall des Quartiermanagements den
professionellen Ansprechpartner im Stadtteilbüro. Rösch: "Das
bedauern wir sehr." Bis zuletzt habe man die Hoffnung gehabt, dass
das im Sommer 2010 verabschiedete Verstetigungskonzept umgesetzt
wird, also Ansprechpartner und Büro erhalten bleiben.
Diese Hoffnung hat sich nun nicht erfüllt.
Kämmerer Peter Fischer und Stadterneuerungs-Geschäftsführer Claus
Müller hatten vor wenigen Tagen in einem Gespräch mit Vertretern der
Regierung von Oberfranken in Bayreuth noch Möglichkeiten der
Fortführung ausgelotet. Anderweitige Fördertöpfe hätten jedoch nicht
aufgetan werden können, sagte Fischer. Immerhin aber kann das
Bürgergremium auch weiterhin mit einem Verfügungsfonds rechnen. Die
10 000 Euro dafür seien seitens der Regierung von Oberfranken
zugesagt worden, versicherte Fischer.
Zwar vorerst nur mündlich, aber "sehr konkret
in Aussicht gestellt" seien weitere 10 000 Euro, die zusätzlich ins
Bahnhofsviertel fließen sollen. Es handele sich dabei um die
bisherigen Sachkosten fürs Büro. In welche Maßnahmen dieses Geld
fließen soll, sei noch offen, sagte Fischer.
Hier erhält der neu gegründete Verein "Bürger
am Zug" möglicherweise ein Mitspracherecht. In enger Zusammenarbeit
mit dem Bürgergremium ist es Ziel des 44 Mitglieder zählenden
Vereins, finanzielle Grundlagen zu schaffen, eigene Projekte in
Angriff zu nehmen. Vorsitzender Schnabel: "Für die nahe Zukunft
hilft eine gute finanzielle Ausstattung, mal etwas anzupacken."
Hintergrund
Seit 1999 floss Geld aus dem Bund-Länder-Programm "Soziale Stadt"
nach Hof. Auf knapp zehn Millionen Euro belaufen sich die
Investitionen für Projekte im Bahnhofsviertel in den vergangenen elf
Jahren. Geknüpft an das Bund-Länder-Programm war eine soziale
Komponente: Über ein im Jahr 2000 eigens eingerichtetes
Stadtteilbüro - dafür erhielt die Stadt jährlich eine Förderung über
200 000 Euro - erfolgte ein begleitendes Quartiermanagement,
außerdem wählten die Bewohner des Viertels Vertreter aus ihrer Mitte
in ein Bürgergremium. Ausgestattet mit einem Verfügungsfonds von
jährlich 10 000 Euro förderte das Bürgergremium soziale,
pädagogische, kulturelle und integrative Vorhaben. |