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Erschienen in der Frankenpost am 09.11.2011 

Einbahnstraße: Nach Ansichten vieler Gutachter führt an einem Neubau des Zentralkaufs kein Weg vorbei. Foto:Kauper

Zentralkauf: Investor springt ab

 

Die Investition am Hofer Zentralkauf scheitert an mangelnder Nachfrage. Vor allem die größeren Mieter, die das Projekt ermöglichen würden, zeigen kein Interesse am Standort Hof.

 
Hof - Die monatelangen Bemühungen, den Hofer Zentralkauf zu reaktivieren, sind zumindest vorläufig gescheitert. Dies hat die Stadt Hof gestern am späten Nachmittag in einer Pressemitteilung gemeldet. Hinter dem Aus stehen zwei Gründe. Zum einen hätten sich die Verhandlungen mit dem Eigentümer - einer irischen Fondsgesellschaft - äußerst zäh gestaltet, heißt es in der Pressemitteilung. Zum anderen waren es vor allem Probleme mit der Gewinnung größerer Mieter für die Gestaltung eines neuen Zentralkaufes.

Die Enttäuschung ist demnach groß - sowohl auf Seiten der Stadtverwaltung als auch des Investors. Denn nicht nur die Verwaltung hatte das Projekt über Monate mit hohem Zeitaufwand betreut. Auch der Investor selbst hatte bereits hohe Summen in die Planung gesteckt und ein interessantes und detailliertes Revitalisierungskonzept ausgearbeitet, heißt es weiter. Doch die Marktlage mache allen Planungen jetzt den Garaus. Nun beginnt abermals die Suche nach Alternativkonzepten.

Jahre des Leerstands

Das bestehende Zentralkauf-Gebäude ist nach Jahren des Leerstands mittlerweile für Mieter kaum mehr nutzbar. Selbst wenn es gelänge, die Eigentumsfrage und den Verkaufspreis mit dem irischen Besitzer zu klären, müssten immens hohe Investitionskosten geleistet werden, um das Gebäude wieder attraktiv zu machen. Der Stadt, die ja nicht selbst der Eigentümer ist, sind in diesem Zusammenhang allerdings die Hände gebunden.

Dennoch sind sich alle Beteiligten einig: Allein ein renoviertes Zentralkauf-Gebäude wäre nicht lebens- und marktfähig. Alle Verhandlungen am Markt hätten gezeigt: Eine Revitalisierung nur des bestehenden Gebäudes komme sowohl für potenzielle Investoren als auch für Mieter kaum in Frage. Und entgegen der öffentlichen Meinung sei es nach Ansicht erfahrener Entwickler nicht möglich, das Objekt zum Beispiel allein an einen Lebensmittelhändler zu vermieten.

Auch diese Unternehmen knüpften ihr Engagement an weitergehende Baumaßnahmen und Entwicklungen, um die Gesamtattraktivität des Standortes zu steigern. Das bedeute, dass nur in einer Ausdehnung oder in einem Neubau Chancen liegen, - und dies decke sich auch mit der Ansicht von Gutachtern.

Genau hier liegt die Problematik: Immer wieder habe der Interessent in den vergangenen Monaten im Rahmen vieler Verhandlungen und Gespräche die Möglichkeit ausgelotet, ein größeres Einzelhandelsprojekt zu schaffen. Ein entsprechendes Konzept habe er bei Mietinteressenten am Markt getestet. Doch die entscheidenden "Ankermieter" mit größeren Verkaufsflächen, unentbehrlich für ein Einzelhandelsobjekt, zeigten kein Interesse am Standort.

Der Investor bedauert dies in einem Schreiben, bedankt sich laut der Mitteilung aber "für die hervorragende und professionelle Zusammenarbeit mit dem Oberbürgermeister, der Wirtschaftsförderung, der Stadtplanung, der Medienstelle und weiteren städtischen Stellen".

"Unattraktiv"

Für Oberbürgermeister Dr. Fichtner zählt trotz der Absage nun nur der Blick nach vorne: "Das bestehende Zentralkauf-Gebäude allein ist für Investoren und Mieter nachweislich unattraktiv. Auch die Verkaufsgespräche mit den irischen Besitzern waren in Zeiten der Finanzkrise alles andere als einfach. Der Kontakt zu den Eigentümern ist natürlich weiterhin wichtig. Nur über sie und über entsprechende Preisverhandlungen ergeben sich neue Renditeüberlegungen für Interessenten und damit auch Nutzungsalternativen", schreibt der OB. "Wir müssen nun einfach weiterarbeiten und dürfen uns nicht mit der Situation abfinden. Bei den involvierten Mitarbeitern der Stadtverwaltung bedanke ich mich ausdrücklich für die engagierte Arbeit der letzten Monate. Wir werden uns mit diesem Zustand natürlich weiterhin nicht abfinden und alles versuchen, um eine Verbesserung zu erreichen." red

Der Name bleibt in den Köpfen
In den 70er-Jahren musste die historische Deininger-Villa im Zentrum - entsprechend den damaligen Plänen der Städtebauer - einem Einkaufszentrum weichen. An der Strauß-Kreuzung entstanden der Zentralkauf und der Busbahnhof. Der Name des Geschäftsgebäudes blieb zumindest in den Köpfen der Menschen bestehen. Weder die Jahre als E-Center unter Flagge von Edeka noch die Zeit des Leerstandes haben etwas daran geändert, dass die Hofer noch heute vom "Zentralkauf" sprechen, wenn sie den Bau zwischen Bismarck- und Marienstraße meinen.
 

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