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Erschienen in der Frankenpost am 02.02.2011 

Interviewer
 

Wer Interesse hat, in Hof vom 9. Mai an bis zu sechs Wochen als Interviewer zu arbeiten, kann sich bei Klaus Bäumler im Rathaus melden, Telefon 09281/815-555.

Wer sind Sie und wie viele?

 
In Hof werden Interviewer mit Fragebögen in der Tasche rund 5000 Bürger besuchen. Sie  wollen alles mögliche wissen. Die Kreuzchen setzen muss jeder, das regelt ein Gesetz.

Von Harald Werder

Hof - Im Mai werden neugierige Menschen an Hofer Haustüren stehen. Sie wollen wissen, wer man ist, wie viele Leute im Haushalt leben, ob man ledig oder verheiratet ist, was man arbeitet und wie man die Schule abgeschlossen hat - und mancherlei mehr. Wer sie empört der Wohnung verweist, riskiert ein Zwangsgeld - denn dann hätte man sich dem "Zensus 2011" widersetzt, der großen europaweiten Volkszählung.

Im Hofer Rathaus sitzt Klaus Bäumler und wartet auf Tausende ausgefüllter Fragebögen, die er bis Juni bekommt. Er ist zuständig für die Massenbefragung, er hat aber schon jetzt einiges zu tun und muss sehr viel beachten. Aktuell sucht er diese neugierigen Menschen, die im Statistikerjargon Interviewer heißen. Er muss sie auswählen, schulen und dazu verpflichten, dass sie über alles, was sie während ihrer - vermutlich meist abendlichen - Besuche erfahren, Stillschweigen zu bewahren haben.

Alles unter Verschluss

Dies gilt zunächst vor allem für Bäumler selbst. Als für den Zensus zuständiger Beamter hat er einen Sonderstatus. Untergeordnet ist er damit ausschließlich dem Oberbürgermeister, niemand darf ihm über die Schulter schauen, selbst sein Büro ist für die Kollegen Sperrzone. Was er erfährt, das wird er ohne Umwege ans bayerische Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung schicken.

Und die Ergebnisse bleiben auch dort. Bäumler spricht vom "Rückspielverbot". Er meint damit, dass alles, was das Landesamt an Daten bekommt, ausschließlich in dessen eigene Statistiken einfließt. Auch wenn Einwohnermeldeämter noch so gerne wüssten, was genau in den Bögen steht - sie werden es nie erfahren. Durch die Veröffentlichung der zusammengefassten Daten werden die Ämter nur erkennen können, ob ihre eigene Statistik halbwegs stimmt oder nicht.

Die Neugier der Behörden hat seinen Grund - es geht nicht um das Wissen über Bürger an sich, sondern um Strukturen, Wahlen und um Geld. "Die Listen in den Einwohnermeldeämtern sind fehlerhaft", erklärt Bäumler. Dies liege aber keineswegs an schlampiger Arbeit im Amt, sondern in der Regel an Versäumnissen: "Viele Bürger melden sich nicht ab, wenn sie wegziehen oder vergessen, sich anzumelden, wenn sie in die Stadt ziehen", erklärt er (siehe dazu unten stehenden Artikel). Aber möglichst exakte Einwohnerzahlen sind wichtig, wenn es darum geht, Fördergelder zu beantragen, Wahlkreise zu bestimmen oder mittel- bis langfristig die Zahl der notwendigen Schulen und Kindergärten zu bestimmen. Darum nun soll es gehen, wenn die Interviewer ausströmen.

Dass das große Zahlenwerk auch zustande kommt, dafür sorgt ein eigenes Zensusgesetz. Demnach sind die Bürger verpflichtet, die Fragebögen auszufüllen. Wer das partout nicht will, dem drohen sogar Zahlungen bis zu 500 Euro, sagt Bäumler. Doch keiner muss dem Interviewer selbst Auskunft geben. Man kann sich von ihm beim Ausfüllen helfen lassen, möglich ist es aber auch, in dem Bogen seine Angaben alleine oder sogar online zu machen.

Termin vereinbaren

"Einen Besuch vom Interviewer kriegt man aber auf jeden Fall", sagt Bäumler. Während des vorab vereinbarten Termins müsse man sich für eine der Möglichkeiten entscheiden. Ob man zu den etwa 5000 per Stichprobe erwählten Bürgern gehört, merkt man übrigens erst, wenn sich der Interviewer meldet.

Doch zuvor müssen sich bei Bäumler 70 bis 75 Leute melden, die bereit sind, in ihrer Freizeit mit den Fragebögen unterm Arm von Tür zu Tür zu ziehen. Etwa die Hälfte hat er schon, ihnen kann er auch Geld versprechen. Denn wenn ein Interviewer zusammen mit dem Bürger den Bogen ausfüllt, bekommt er jeweils sieben Euro, schafft der Befragte es alleine oder erledigt die Sache online, gibt es immerhin noch zwei Euro. Sich melden kann jeder, aber Bäumler warnt vor dem Irrglauben, dass die Interviews spielend leicht zu führen sind. "Eine gewisse Ahnung von Verwaltungsangelegenheiten sollte man in jedem Fall haben." Klaus Bäumler wird in Gesprächen feststellen, ob jemand geeignet ist, sich als neugieriger Mensch in den Dienst des "Zensus 2011" zu stellen.

 

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