Der Vorsitzende der
Oberfranken-CSU, Karl-Theodor zu Guttenberg, äußert sich zur
Stimmkreisreform. Er hält den Verfassungstext für auslegungsoffen
und mahnt erst einmal eine eingehende Prüfung an.
Herr Minister, Kulmbach und Wunsiedel,
verbunden durch einen künstlich zu schaffenden Korridor: Geht das
denn überhaupt zusammen?
Bevor hierüber zu entscheiden ist, muss eine
saubere Untersuchung stattfinden, ob es überhaupt jetzt dieser
Stimmkreisreform bedarf. Die erste Frage lautet doch: Ist es
verfassungsmäßig wirklich geboten? Das ist die erste maßgebliche
Stufe. Wenn dies abschließend geklärt ist, weiß man, ob es einer
zweiten Stufe bedarf. Diese würde lauten: Erfolgt ein Neuzuschnitt
folgend der Rechtsauslegung wie seit den 50er-Jahren oder gibt es
eine im Landtag mehrheitsfähige Alternative? Falls nein, kommen erst
an dieser Stelle die Modelle ins Spiel, die bereits jetzt diskutiert
werden. Ich lasse mich auf keine weitere Spekulation ein. Mich
erstaunt, dass einige schon wieder taktieren und sagen, wir lassen
das jetzt erst mal laufen und machen gar nichts und wenn es nicht
funktioniert, hauen wir einfach der CSU eins auf den Deckel. Das ist
schon am Rande der Anständigkeit. Sollte Oberfranken tatsächlich auf
einen Stimmkreis verzichten müssen, wird man sich immer mit der
simplen Frage konfrontiert sehen: Geht das überhaupt zusammen? Aber
mal ehrlich: Diese Frage kommt oft ausgerechnet von jenen, die sonst
über zu viele Partikularinteressen in Oberfranken klagen. Ob etwas
geht oder nicht, ist letztlich auch eine Frage der Kompetenz der
jeweiligen Abgeordneten.
Nun ist es aber so, dass es im
Innenministerium bereits konkrete Planungen gibt, die bisherigen
Stimmkreise Kulmbach und Wunsiedel zu einem zu fusionieren. Es
heißt, das sei die favorisierte Variante.
Vorher gilt es die genannten Punkte zu
klären. Ich habe dieser Tage nochmals mit Innenminister Herrmann
gesprochen. Das gehört sich so. Der Verfassungstext ist da objektiv
auslegungsoffen. Ich möchte da zumindest eine klare Bewertung haben.
Es gibt bereits ein Gutachten und es wird wohl ein zweites in
Auftrag gegeben. Diese Dinge müssen gut vorbereitet sein. Ich rede
erst über gelegte Eier und spekuliere nicht über ungelegte.
So spekulativ ist das Thema aber gar nicht
mehr, wenn man sieht, dass das bayerische Innenministerium den
oberfränkischen CSU-Landtagsabgeordneten diese Planung bereits
vorgelegt und mit ihnen diskutiert hat.
Für das Ministerium mag das der leichtere
Weg sein. Ich bestehe aber auf Klärung der beiden ersten genannten
Fragen. Ich bleibe dabei: Erst muss die Grundlage abschließend
geklärt sein und das ist für mich noch nicht befriedigend
abschließend geschehen. So einfach oder auch so kompliziert ist es.
Aber ich lasse mir ungern etwas vorsetzen, wo es heißt, das ist so
und wenn ich das Gefühl habe, dass da die letzte Frage noch nicht
ausdekliniert ist, dann sollte das noch stattfinden.
Nun wird ja kritisiert, dass gerade
Oberfranken West mit seinen fünf Abgeordneten in einer relativ guten
Situation ist und Oberfranken Ost mit dann nur noch drei
Abgeordneten im Landtag und massiven strukturellen und
wirtschaftlichen Problemen nur noch unzureichend zu vertreten sei.
Ist das allein von den Zahlen her noch gerecht?
Es gibt seit jeher zwei
Argumentationsmuster: Die einen sagen, es geht uns schlecht.
Deswegen brauchen wir mehr. Die anderen sagen, es geht uns gut, wir
wachsen und deswegen brauchen wir mehr. Und es ist immer
interessant, dass jede Region es nur auf eine Argumentationsweise
ankommen lässt. Beide Argumente haben eine Berechtigung und beide
haben ihre Schwächen.
Und wie geht es nun konkret weiter?
In der geschriebenen Reihenfolge. Am Ende
wird das nicht ein oberfränkischer Bezirksverband, geschweige denn
ein oberfränkischer Bezirksvorsitzender entscheiden, sondern der
bayerische Landtag. Soviel Respekt vor demokratischen Abläufen
sollte man haben. Bevor es zum Landtagsentscheid kommt, bedarf es
zunächst eines Kabinettsentwurfs, und bevor der kommt, möchte ich
erst einmal eine saubere juristische Prüfung haben. Sollte diese
Prüfung unzureichend sein, dann muss der Landtag dafür sorgen, dass
diese stattfindet. Offensichtlich ist das aber einigen egal. Denen
geht es jeher ums Politikum.
Die Fragen stellte Melitta Burger
Die letzte Frage zur Stimmkreisreform ist noch nicht
ausdekliniert, findet der CSU-Bezirksvorsitzende Karl-Theodor zu
Guttenberg. Foto: Archiv
Die geplante Reform
Für eine Reform der Stimmkreise für die Landtagswahl hatte, wie
berichtet, das bayerische Innenministerium Pläne vorgelegt, wonach
aus den bisher zwei Stimmkreisen Kulmbach und Wunsiedel einer werden
sollte. Dagegen kam aus Oberfranken ein anderer Vorschlag: Wenn eine
Reform mit Wegfall eines Landtagsmandats notwendig sei, dann solle
diese nicht im östlichen, sondern im westlichen Oberfranken
stattfinden, erklärte beispielsweise der Bezirksvorstand der FDP.
Demnach könnte man aus den drei Stimmkreisen in Bamberg und
Forchheim zwei machen. Dies wäre besser, als die Stimmkreise
Wunsiedel und Kulmbach zusammenzulegen und damit diese Region massiv
zu schwächen.
Interview
mit dem CSU-Bezirksvorsitzenden Karl-Theodor zu Guttenberg
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