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Erschienen in der Frankenpost am 12.10.2011 
 

 

Bürgerwindrad im Blick

 

Die Hofer bewegen Fragen zur Energiewende, zum Busfahrplan und dem Projekt Car-Sharing. Stadtwerke-Chef Claus Müller nennt Wirtschaftlichkeit als oberstes Gebot.

 
 
Von Thomas Schuberth-Roth

 

Hof - Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner weist am Montag auf der Bürgerversammlung im Jugendzentrum "Q" den Weg: "Stadtrat, Aufsichtsrat und Stadtwerke sind sich einig, dass die Stadt Hof ihren Teil zur Energiewende beitragen wird." Fichtner, zugleich Vorsitzender des Aufsichtsrats der Stadtwerke, unterstreicht vor knapp 50 Zuhörern die damit verbundene Chance gerade für kleinere, lokale Energieversorger.

Die politische Zielvorgabe hat Claus Müller, der mit auf dem Podium sitzt, vernommen. Der Stadtwerke-Chef schränkt ein: "Es muss wirtschaftlich darstellbar sein." Man sei bemüht, den Energiemix der HofEnergie + Wasser GmbH (HEW) künftig frei von Atomstrom zu halten. Sofort zu 100 Prozent auf letzteren zu verzichten, sei nicht möglich. Das gefährde die Preisstabilität - und die sei "vielen Privatkunden, vor allem aber auch Kunden aus der Wirtschaft wichtig". Müllers Credo: "Wir müssen die Balance finden zwischen Ökonomie und Ökologie."

Und hierzu haben sich Müller und die Stadtwerke auf den Weg gemacht. Dazu gehört laut Müller auch der Einstieg in die Stromerzeugung. So sei man in "aussichtsreichen Gesprächen" mit zwei Projektentwicklern für Windenergieanlagen, außerdem stehe man kurz vor dem Abschluss einer Beteiligung an einem Biogas-Unternehmen. In Kürze wolle man damit an die Öffentlichkeit gehen, sagte Müller auf Nachfrage der Frankenpost nach der Bürgerversammlung. Es handelt sich um die Biogas-Anlage in Unterkotzau.

Zufrieden nahmen Dieter Darkow und seine Mitstreiter von der Lokalen Agenda 21 zur Kenntnis, dass sich Bürger an den Windenergieanlagen als Anleger beteiligen können. Müller: "Wir denken an ein genossenschaftliches Modell." Gemeinsam mit der Sparkasse Hochfranken solle ein Energie-Fonds erarbeitet werden. Auf einen Zeitrahmen wollte sich der Stadtwerke-Chef jedoch nicht festlegen lassen.

Als Ergänzung zum öffentlichen Personennahverkehr planen die Stadtwerke ein Car-Sharing-Projekt gemeinsam mit der Kreisgruppe Hof im Bund Naturschutz Hof. Müller: "Nächste Woche treffen wir uns zu einem erneuten Gespräch. Bis Ende des Jahres wollen wir einen Business-Plan erstellen." Laut Müller kommen dafür jedoch aus Gründen der Wirtschaftlichkeit nur mit Erdgas betriebene Fahrzeuge in Frage. Er schließe, weil zu teuer, einen Versuch mit Elektroautos aus. Noch seien die Modalitäten nicht ausgehandelt. Wenn es soweit ist, wolle man das Projekt der Öffentlichkeit vorstellen, um den Bedarf festzustellen.

Für Claus Müller ist auch hier die Wirtschaftlichkeit das oberste Gebot. Er selbst ist offenbar noch skeptisch: "Alle Analysen bisheriger Versuche zeigen, dass eine Stadt wie Hof dafür eigentlich zu klein ist."

Dieter Darkow, Sprecher der Lokalen Agenda 21 Hof, hielt dem entgegen, dass sich Hof damit ein "Alleinstellungsmerkmal" schaffen könne, sollte Car-Sharing in einer 47 000-Einwohner-Stadt verwirklicht werden. Das veranlasste Müller zu einem Plädoyer für den ÖPNV vor dem Hintergrund, dass "die Tendenz zum Individualverkehr geht".

Das griffen Gerlinde Bittner und Annerose Zuber auf. Die beiden Hoferinnen kritisierten, dass das momentane ÖPNV-Angebot geradezu zum Individualverkehr zwinge. Bittner bemängelte die Ausdünnung des Fahrplans und stundenlanges Warten, weil Anschlüsse nicht klappten. Der bereits einmal aufgrund von zahlreichen Klagen der Fahrgäste überarbeitete Busfahrplan gilt seit August 2010. Volker Griesbach von der Lokalen Agenda erinnerte nun daran, dass man den Fahrplan doch nach einem Jahr auf den Prüfstand habe stellen wollen. Das sei noch nicht erfolgt.

OB Fichtner antwortete, man wolle "den Fahrplan ein weiteres Jahr beobachten". Durch den strengen Winter seien erhobene Fahrgastzahlen nicht repräsentativ. Das bekräftigte der Stadtwerke-Chef, ohne Zahlen zu nennen. Er wies zudem auf veränderte Verkehrsströme durch die bessere Anbindung von Versorgungszentren und Hochschule hin.

Die Stadtwerke und ihre Töchter
Im Juli 1999 kam es zur Gründung der Stadtwerke Hof GmbH und somit zur Herauslösung des Eigenbetriebes aus der Stadtverwaltung. Grund für die Veränderung war die zu erwartende Wettbewerbssituation auf dem Energiemarkt und das damit verbundene Ziel, als flexibles Wirtschafts-Unternehmen zu fungieren. Die Stadtwerke Hof GmbH ist nun eine Holding und gehört zu 100 Prozent der Stadt Hof. Sie integriert die Töchter HEW HofEnergie+Wasser GmbH, HofBad GmbH, HofVerkehr GmbH mit deren Tochter HofBus GmbH und Stadterneuerung Hof GmbH.
 

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