Fragen zur Halle mehren sich
Die Regierung von Oberfranken hat einer zusätzlichen Kreditaufnahme, um die erneute Teuerung der Freiheitshalle aufzufangen, noch nicht zugestimmt. Trotzdem laufen die Bauarbeiten weiter. Die Stadt muss derweil überlegen, wie sie die Berechnungen des Architekten noch besser kontrollieren kann.
Das Verhältnis, dass die Stadt Hof mit der Architektengemeinschaft Seemüller-Seiler hat, ist schon lange zur Zweckgemeinschaft geworden. "Wir sind nunmal vertraglich aneinander gebunden", sagte Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner kürzlich im Stadtrat - oberste Priorität habe die zeitgerechte Fertigstellung der Halle. Dem steht, zumindest nach jetzigem Kenntnisstand, auch nichts entgegen: Zwar hatten bereits einige Internet-Kommentatoren aus den jüngsten Berichten geschlussfolgert, auch der Zeitplan des Großprojekts sei mittlerweile ins Wanken gekommen - an der Schlüsselübergabe am 30. Mai 2012 habe sich aber nach wie vor nichts geändert, versicherte Architekt Stefan Seemüller jüngst im Stadtrat.
Steigungen verhindern
Vielmehr geht es nun darum, weitere potenzielle Kostensteigerungen zu verhindern oder zumindest so niedrig wie möglich zu halten. Zur Erinnerung: Heute, neun Monate vor der geplanten Eröffnung, sind 80 bis 85 Prozent der Aufträge vergeben. Erst nach einer tatsächlichen Ausschreibung aber können realistische Angaben zu den Gesamtkosten gemacht werden - daran erinnerte jüngst Johann Rohrmüller vom Kommunalen Prüfungsverband Bayern die Stadt Hof als Bauherren. Und verband damit die Mahnung: "Passen's auf!".
Vier Prüfungsinstanzen
Darum geht es den Stadträten nun: Durch die Bank hatten die Fraktionen angekündigt, die Arbeit des Architekten künftig noch schärfer zu kontrollieren. Doch auch bislang sind die Angaben des Architekten nicht ungeprüft zur Kenntnis genommen worden: Ein Mal hat kürzlich der Kommunale Prüfungsverband Bayern auf Anfrage der Stadt die Zahlen geprüft, vor den jüngsten Preiserhöhungen hatte außerdem die Regierung von Oberfranken nachgerechnet. Neben diesen punktuellen Aufpassern wachen zwei ständige Institutionen über die Richtigkeit der Berechnungen: das städtische Bauamt und eine eigens für den Bau eingerichtete "Projektgruppe Freiheitshalle".
Letztere setzt sich zusammen aus Oberbürgermeister Fichtner, Vertretern des Architekturbüros, den Stadträten Ingrid Schrader, Rainer Kellner und Gudrun Bruns, als Vertreter des Bauamts Franz Pischel, Herbert Groh, Reinhard Ziesmann und Stefan Conrad, für die Hallenverwaltung Peter Nürmberger und Bernd Gemeinhardt sowie Kämmerer Peter Fischer. "Aufgabe der Projektgruppe ist die Begleitung des gesamten Bauprozesses und die Entscheidungsfindung in Detailfragen - von technisch-gestalterischen Elementen über den Bauzeitenplan oder Aktuelles zu Betriebsplanung und Marketing", erklärt auf Anfrage Rainer Krauß, Pressesprecher der Stadt Hof. Und: "Die Arbeit der Projektgruppe selbst war zu jedem Zeitpunkt engagiert, zielorientiert und konzentriert."
Auch der Punkt "Kostencontrolling" steht auf der Agenda der Projektgruppe - speziell hier seien die Verantwortlichen auf eine zeitnahe und sachlich richtige Information durch den Architekten angewiesen, betont Krauß. Allerdings: Die Projektgruppe urteile eher nach Gründen der technischen Plausibilität, das finanzielle Gegenrechnen liege in der Zuständigkeit des Stadtbauamts. Auch die Mitarbeiter des Amts jedoch sind, so betont der städtische Pressesprecher, "von einer einwandfreien Kostenberechnung der Fachplaner abhängig".
Kontrolle hin oder her: Vorletzte Woche hatte die Stadt eine erneute Kostenerhöhung um 4,5 auf 35,9 Millionen Euro zur Kenntnis nehmen müssen. Die Stadtratsfraktionen hatten ebenso wütend reagiert wie die Verwaltung: "Wir haben kein Vertrauen mehr zu Architekt Seemüller und sind maßlos verärgert", formulierte es SPD-Fraktionschef Dr. Jürgen Adelt in einem Brief, der in diesen Tagen auf dem Schreibtisch des Oberbürgermeisters - und in unserer Redaktion - landete. Wie auch schon in der Sitzung bekundete die Fraktion darin den Willen, weiterzumachen mit dem Bau, und geht darin mit CSU und FAB konform.
Gespräch mit Wenning
Das haben die Vertreter vergangene Woche auch Regierungspräsident Wilhelm Wenning erklärt. Neben OB Fichtner waren Stadtdirektor Pischel, Reinhard Ziesmann vom Bauamt, Kämmerer Peter Fischer, Kultur-Chef Peter Nürmberger, die Architekten Seemüller und Seiler sowie je ein Vertreter der Stadtratsfraktionen nach Bayreuth gefahren. "Das Gespräch mit dem Regierungspräsidenten war sehr zielführend", erklärt Pressesprecher Rainer Krauß auf Anfrage. Klares Vorhaben sei es, den Bau fortzuführen. Nun wartet man im Hofer Rathaus gespannt auf Nachricht aus Bayreuth. Krauß: "Dort sind für den Entscheidungsprozess noch weitere Gespräche nötig."
1. Halten Sie die Kontrolle des Architekten durch das Bauamt für ausreichend?
2. Wie wollen Sie gewährleisten, dass in den letzten neun Monaten der Bauzeit keine weiteren Fehlbeträge auflaufen?
3. Wer prüft, ob aus den Kostenüberschreitungen, die der Architekt zu verantworten hat, Schaden für die Stadt Hof entstanden ist?
4. Wäre durch ein externes Kosten-Controlling die Überschreitung wesentlich eher erkennbar gewesen?
5. Warum kann der Architekt am 17. Februar bei der Regierung von Oberfranken auf wiederholtes Nachfragen versichern, dass keine weiteren Kostenmehrungen auf die Stadt Hof zukommen?
6. Wie ist die vage Aussage des Architekten Seemüller bezüglich weiterer Kostensteigerungen bei jetzt noch neun Monaten Bauzeit zu bewerten?