Aktuelles
Erschienen in der Frankenpost am 22.09.2011 
 

 

Kosten: weitere Überraschungen nicht gebannt

 

In den früheren Kostenberechnungen für die Freiheitshalle ist einiges falsch gelaufen, sagt der Bayerische Kommunale Prüfungsverband. Mehr als 80 Prozent der Aufträge sind mittlerweile vergeben - das Risiko weiterer böser Überraschungen ist damit noch nicht gebannt.

 
 
Von Christoph Plass
Hof - Zwei Dinge hat der Prüfer aus München für die Hofer vorausgeschickt: "Bauen's weiter!" und "Passen's auf!". Johann Rohrmüller, Leiter des Bereichs Bauwesen im Kommunalen Prüfungsverband Bayern, hatte sich vergangene Woche die aktuellen Zahlen und Fakten zur Generalsanierung der Freiheitshalle angesehen. Im Hofer Stadtrat gab er seine Einschätzung zur Kostenentwicklung und den Berechnungsmodalitäten der Architektengemeinschaft wieder (wir berichteten). "Dass der Architekt bislang ordnungsgemäße Kostenberechnungen vorgelegt hätte, kann ich nicht bestätigen", sagte Rohrmüller den Hofer Stadträten. Am Freitag war bekannt geworden, dass die Generalsanierung der Freiheitshalle 4,5 Millionen Euro teurer komme und damit nun 35,9 Millionen Euro kosten soll.

Grundlage seiner Einschätzung, so erklärt Rohrmüller nun auf Anfrage der Frankenpost, seien unter anderem die Auflistungen zum Kostencontrolling gewesen, die ihm die Stadt Hof zur Verfügung gestellt hatte. Sein Kommentar dazu: "Was bislang als Kosten-Controlling vorgelegt wurde, kann ich nicht gutheißen." Er habe verschiedene Kostenanschläge mit den Berechnungen verglichen: "Aber finde ich da etwas Passendes? Njet!"

Weitere Prüfungen

Warum der Kommunale Prüfungsverband erst zu diesem späten Zeitpunkt den Machern auf die Finger geschaut hat, diese Frage will Johann Rohrmüller nicht beantworten. Fest aber steht: "Wir werden Erkenntnisse, die wir im Zusammenhang mit dieser Baumaßnahme gewonnen haben, bei der nächsten überörtlichen Prüfung der kommunalen Jahresrechnungen der Stadt aufgreifen."

Eine zentrale Frage im Stadtrat war die nach dem Schärfegrad der aktuellen Angaben des Architekten. "Wie konkret sind Ihre heutigen Angaben?", fragte Stadtdirektor Franz Pischel Seemüller. Der gab sich halbwegs kryptisch: "Je mehr Ausschreibungen bekannt sind, desto mehr reduziert sich der Toleranzrahmen", sagte Seemüller. Sind die Ausschreibungen vollständig, bewege sich eine übliche Kostentoleranz in einer Größenordnung von zehn bis 15 Prozent.

Das heißt, dass es durchaus noch zu Preis-Sprüngen nach oben kommen kann: "Wir haben derzeit 80 bis 85 Prozent der gesamten Arbeiten vergeben", erklärt auf Nachfrage Herbert Groh, Fachbereichsleiter Bauen und Betrieb bei der Stadt Hof. Was noch aussteht, betreffe hauptsächlich Inneneinrichtung und -ausstattung. Die Bepflanzungen im Außenbereich der Halle seien zudem noch nicht vergeben, ebenso wie die Treppengeländer und die größeren Brandschutztüren.

Einer der Gründe für den großen Ärger bei Stadt und Stadträten war die Tatsache, dass Architekt Seemüller bereits im Februar - zur letzten Preissteigerung - versichert habe, die jetzigen Zahlen gäben den Endstand der Kosten wider. Eben das sei aber zum damaligen Zeitpunkt gar nicht möglich gewesen, erläuterte Prüfer Johann Rohrmüller im Stadtrat: "Alle Toleranzrahmen greifen ja nur im Bereich der ordnungsgemäßen Leistungen." Und schiebt auf Anfrage nach: "In der Sitzung trugen die Architekten selbst vor, dass Leistungsverzeichnisse auf der Basis des Entwurfs erstellt worden seien."

Langes Nachspiel

Dass sich Architekt Seemüller hier in seinen früheren Ausführungen mehr als schwammig ausgedrückt hat, monierte im Stadtrat CSU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Fleischer: "Sie haben uns im Februar auf mehrmaliges Nachfragen hin gesagt, der Betrag sei nun auskömmlich." Man werde von nun an die Angaben des Architekten noch genauer prüfen, versprach Rainer Kellner, SPD. Und auch, dass mit der Einweihungsfeier der Hallenbau wahrscheinlich nicht für alle Beteiligten vorbei sein wird: "Unsere rechtlichen Abteilungen werden da noch lange zu tun haben - Stichwort Schadenersatz." FAB-Chefin Gudrun Bruns stimmte ihren beiden Vorrednern zu, und ergänzte: "Wir stehen trotzdem zur Halle!" Auch Margit Doll, Die Grünen, und Stefan Etzel, Die Linke, teilten das Entsetzen ihrer Stadtratskollegen. Doll: "Das Vertrauen in den Architekten ist gleich Null."

Weitergehen soll es dennoch auf der Baustelle, die pünktliche Eröffnung 2012 ist der wichtigste Wunsch auf der Liste der Hofer. Aus steht zuvor allerdings noch das Okay von Regierungspräsident Wilhelm Wenning für eine höhere Kreditaufnahme der Stadt 2012.

Fertigstellung
Der Fertigstellungstermin ist eine der Konstanten in der wechselvollen Entwicklungsgeschichte der Halle. Auch nach dem aktuellen Sachstandsbericht des Architekten steht die Schlüsselübergabe am 30. Mai 2012 an. Die Ausdrucksweise Architekt Stefan Seemüllers im Hofer Stadtrat jedoch rief auch in Sachen Termin kurz Verwunderung hervor: "Fertigstellung bis zur Geofora" lautete seine Angabe - die Umweltmesse öffnet am 21. Juni auf dem Gelände ihre Pforten. Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner wollte es deshalb genau wissen: "Wir hatten immer vom 30. Mai gesprochen!" Seemüller bestätigte den Termin. Er habe nur sagen wollen, dass die Halle für die Geofora (und für die nötigen Vorbereitungen) voll einsatzfähig sein wird.
 

zurück zur Übersicht