Wenn Ladenflächen verwaist
sind, ist das das Problem des Vermieters - zunächst. Die Stadt kann
aber im Einzelfall im Hintergrund vermitteln und den Standort als
Ganzen vermarkten.
Von Harald Werder
Hof - Am
Selbstbewusstsein kann es nicht liegen. In der Innenstadt sind die
Fahnen hochgezogen, die Hof als einkaufsfreundlichste Einkaufsstadt
des gesamten Freistaats anpreisen. Seit dieser Kür versuchen alle
Kräfte, aus diesem Titel Kapital zu schlagen, die Rendite könnte
bislang aber besser sein. In der Innenstadt tun sich weiße Flächen
auf, Leerstände gibt es einige, weitere kündigen sich an. Die Stadt
kann dagegen angehen, aber nur begrenzt. "Das ist das Spiel der
freien Kräfte", sagt Klaus-Jochen Weidner, Leiter der
Wirtschaftsförderung, in der das Leerstandsmanagement nun wieder
angesiedelt ist (siehe unten stehender Artikel).
So gerne die Stadt jeden Leerstand im
Idealfall vermeiden möchte, so ist es prinzipiell zunächst Sache
jeden Hausbesitzers - und damit Vermieters -, ob ein Händler die
Räume bezieht. Die Stadt, sagt Weidner, könne und wolle auch nicht
in Konkurrenz zu Immobilienhändlern treten. Allerdings gäbe es das
Leerstandsmanagement nicht, wenn die Ansiedlung von Geschäften nur
eine Frage des freien Marktes wäre. "Jederzeit können Vermieter an
uns herantreten, wenn sie eine zentrale Stelle als Vermittler
wünschen", sagt Weidner. Und Gespräche dieser Art gebe es auch
ständig. Mehr über diese Kontakte zwischen Hausbesitzern und
Händlern kann der Wirtschaftsförderer jedoch nicht sagen - eben,
weil es um Immobilien in Privatbesitz geht.
So ist momentan auch keine brauchbare
Information darüber zu bekommen, ob der alte C & A-Standort in der
Lorenzstraße mit einer verwaisten Verkaufsfläche von 3000
Quadratmetern in absehbarer Zeit wiederbelebt wird oder nicht. Ein
Fragezeichen steht auch über einem Bekleidungsgeschäft in der
Altstadt, das das Feld räumt, wobei sich Informationen der
Frankenpost
zufolge dort eine Lösung gefunden hat. Was aus dem jetzigen Douglas
wird, der zugunsten eines neuen Standortes auszieht, wird sich aber
noch zeigen müssen. Die Immobilie am Wirthplatz, in dem
Elektro-Schwab einst saß, steht auch seit Langem leer.
Ernst-Dieter Rochon bleibt angesichts der Lage
gelassen. Für den Sprecher des Einzelhandelverbandes in Hof sind
Leerstände natürlich immer negativ, doch die Situation in der Stadt
ist ihm zufolge noch "sehr gut". Sollten sich an der einen oder
anderen Stelle Lücken auftun, kratze das an der Anziehungskraft der
Stadt nur wenig. Selbst im bundesweiten Vergleich stehe die
Saalestadt in den Punkten Umsatz und Verkaufsfläche pro Einwohner
glänzend da. Rochon: "Sollte es leichte Einbrüche geben, sollte man
wissen, dass wir von einem extrem hohen Niveau ausgehen." Auch
Weidner bestätigt mit einer Leerstandsquote von rund neun Prozent
diese Aussagen, damit steht die Stadt vergleichsweise gut da.
Und einen leichten Abwärtstrend hält Rochon
angesichts sinkender Einwohnerzahlen für logisch. Wobei er
einschränkt, dass sich dies weniger auf die Innenstadt als vielmehr
auf die Randlagen auswirken werde. Eine Stärkung der Innenstadt sei
dennoch vonnöten. Wobei dies vor dem Hintergrund der demografischen
Entwicklung nur funktionieren könne, wenn Kunden aus weiter
entfernten Orten nach Hof finden. Das aktuelle Kernstadtkonzept
findet Rochon in diesem Zusammenhang zwar gut, aber: "Der große Wurf
ist es nicht." Was fehle, sei ein Plan, der Hof überregional ins
Gespräch bringt.
Doch soweit ist es noch nicht. Und auch wenn
Neueinzüge von Händlern formal nicht Sache der Stadt sind, so sind
sie doch in ihrem Interesse, und entsprechend bemühe sie sich. Wobei
Weidner vor allem Leerstände wie C & A und Zentralkauf nennt. Diese
Objekte seien von so zentraler Bedeutung, dass das Engagement
entsprechend sei. Diese verwaisten Gebäude wirkten sich auf das
gesamte Gebiet aus, dass sich die Stadt schon deswegen kümmern muss,
weil es das Innenstadtkonzept berührt - für das die Stadt zuständig
ist. Wobei Weidner übereilte Hoffnungen dämpft. Potenzielle Mieter
hätten Erwartungen, die nicht immer erfüllt seien. Auf die Frage
nach ausreichend Parkplätzen in unmittelbarer Nähe des alten C &
A-Standortes müsse man zum Beispiel leider passen, macht Weidner
klar.
Trotz aller Schwierigkeiten versuche die Stadt
aber, nicht nur zu reagieren, sondern aktiv zu werden. In Gesprächen
mit Filialisten versuchten Weidner und seine Mitarbeiter,
Verkaufsflächen schmackhaft zu machen, obwohl Hof nicht alle
Richtlinien mancher Ketten erfüllt. "Wir haben zwar keine 100 000
Einwohner, aber dafür ein riesiges Einzugsgebiet. Das und anderes
machen wir immer wieder klar."
In allen Verhandlungen müsste die
Wirtschaftsförderung aber nicht nur Interessen Einzelner beachten,
sondern dafür Sorge tragen, dass das Angebot stadtweit halbwegs
harmonisch zusammengesetzt ist. "Wir könnten jede Woche zwei neue
Discounter ansiedeln", sagt Weidner. Doch habe es wenig Sinn, wenn
der eine dann nur den anderen verdrängt und so eine Neuansiedlung
einen neuen Leerstand produziert. Lücken tun sich an anderer Stelle
auf. Weidner: "Einen Spielwarenhändler in der Innenstadt würden wir
mit Handkuss nehmen."
Nicht selten Vorbote einer Lücke: Räumungsverkauf mitten in der
Altstadt - in diesem konkreten Fall scheint aber eine Lösung
zustande gekommen zu sein.
Die Stadt gibt sich selbstbewusst - Lücken in den Ladenzeilen
kann sie noch verschmerzen. |