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Erschienen in der Frankenpost am 01.02.2011 

3000 Quadratmeter bietet der alte Standort von C & A.

Seit Langem steht dieser Laden am Wirthplatz leer. Fotos: Sammer

Vorstoß ins Leere

 
Wenn Ladenflächen verwaist sind, ist das das Problem des Vermieters - zunächst. Die Stadt kann aber im Einzelfall im Hintergrund vermitteln und den Standort als Ganzen vermarkten.

Von Harald Werder

Hof - Am Selbstbewusstsein kann es nicht liegen. In der Innenstadt sind die Fahnen hochgezogen, die Hof als einkaufsfreundlichste Einkaufsstadt des gesamten Freistaats anpreisen. Seit dieser Kür versuchen alle Kräfte, aus diesem Titel Kapital zu schlagen, die Rendite könnte bislang aber besser sein. In der Innenstadt tun sich weiße Flächen auf, Leerstände gibt es einige, weitere kündigen sich an. Die Stadt kann dagegen angehen, aber nur begrenzt. "Das ist das Spiel der freien Kräfte", sagt Klaus-Jochen Weidner, Leiter der Wirtschaftsförderung, in der das Leerstandsmanagement nun wieder angesiedelt ist (siehe unten stehender Artikel).

So gerne die Stadt jeden Leerstand im Idealfall vermeiden möchte, so ist es prinzipiell zunächst Sache jeden Hausbesitzers - und damit Vermieters -, ob ein Händler die Räume bezieht. Die Stadt, sagt Weidner, könne und wolle auch nicht in Konkurrenz zu Immobilienhändlern treten. Allerdings gäbe es das Leerstandsmanagement nicht, wenn die Ansiedlung von Geschäften nur eine Frage des freien Marktes wäre. "Jederzeit können Vermieter an uns herantreten, wenn sie eine zentrale Stelle als Vermittler wünschen", sagt Weidner. Und Gespräche dieser Art gebe es auch ständig. Mehr über diese Kontakte zwischen Hausbesitzern und Händlern kann der Wirtschaftsförderer jedoch nicht sagen - eben, weil es um Immobilien in Privatbesitz geht.

So ist momentan auch keine brauchbare Information darüber zu bekommen, ob der alte C & A-Standort in der Lorenzstraße mit einer verwaisten Verkaufsfläche von 3000 Quadratmetern in absehbarer Zeit wiederbelebt wird oder nicht. Ein Fragezeichen steht auch über einem Bekleidungsgeschäft in der Altstadt, das das Feld räumt, wobei sich Informationen der Frankenpost zufolge dort eine Lösung gefunden hat. Was aus dem jetzigen Douglas wird, der zugunsten eines neuen Standortes auszieht, wird sich aber noch zeigen müssen. Die Immobilie am Wirthplatz, in dem Elektro-Schwab einst saß, steht auch seit Langem leer.

Ernst-Dieter Rochon bleibt angesichts der Lage gelassen. Für den Sprecher des Einzelhandelverbandes in Hof sind Leerstände natürlich immer negativ, doch die Situation in der Stadt ist ihm zufolge noch "sehr gut". Sollten sich an der einen oder anderen Stelle Lücken auftun, kratze das an der Anziehungskraft der Stadt nur wenig. Selbst im bundesweiten Vergleich stehe die Saalestadt in den Punkten Umsatz und Verkaufsfläche pro Einwohner glänzend da. Rochon: "Sollte es leichte Einbrüche geben, sollte man wissen, dass wir von einem extrem hohen Niveau ausgehen." Auch Weidner bestätigt mit einer Leerstandsquote von rund neun Prozent diese Aussagen, damit steht die Stadt vergleichsweise gut da.

Und einen leichten Abwärtstrend hält Rochon angesichts sinkender Einwohnerzahlen für logisch. Wobei er einschränkt, dass sich dies weniger auf die Innenstadt als vielmehr auf die Randlagen auswirken werde. Eine Stärkung der Innenstadt sei dennoch vonnöten. Wobei dies vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung nur funktionieren könne, wenn Kunden aus weiter entfernten Orten nach Hof finden. Das aktuelle Kernstadtkonzept findet Rochon in diesem Zusammenhang zwar gut, aber: "Der große Wurf ist es nicht." Was fehle, sei ein Plan, der Hof überregional ins Gespräch bringt.

Doch soweit ist es noch nicht. Und auch wenn Neueinzüge von Händlern formal nicht Sache der Stadt sind, so sind sie doch in ihrem Interesse, und entsprechend bemühe sie sich. Wobei Weidner vor allem Leerstände wie C & A und Zentralkauf nennt. Diese Objekte seien von so zentraler Bedeutung, dass das Engagement entsprechend sei. Diese verwaisten Gebäude wirkten sich auf das gesamte Gebiet aus, dass sich die Stadt schon deswegen kümmern muss, weil es das Innenstadtkonzept berührt - für das die Stadt zuständig ist. Wobei Weidner übereilte Hoffnungen dämpft. Potenzielle Mieter hätten Erwartungen, die nicht immer erfüllt seien. Auf die Frage nach ausreichend Parkplätzen in unmittelbarer Nähe des alten C & A-Standortes müsse man zum Beispiel leider passen, macht Weidner klar.

Trotz aller Schwierigkeiten versuche die Stadt aber, nicht nur zu reagieren, sondern aktiv zu werden. In Gesprächen mit Filialisten versuchten Weidner und seine Mitarbeiter, Verkaufsflächen schmackhaft zu machen, obwohl Hof nicht alle Richtlinien mancher Ketten erfüllt. "Wir haben zwar keine 100 000 Einwohner, aber dafür ein riesiges Einzugsgebiet. Das und anderes machen wir immer wieder klar."

In allen Verhandlungen müsste die Wirtschaftsförderung aber nicht nur Interessen Einzelner beachten, sondern dafür Sorge tragen, dass das Angebot stadtweit halbwegs harmonisch zusammengesetzt ist. "Wir könnten jede Woche zwei neue Discounter ansiedeln", sagt Weidner. Doch habe es wenig Sinn, wenn der eine dann nur den anderen verdrängt und so eine Neuansiedlung einen neuen Leerstand produziert. Lücken tun sich an anderer Stelle auf. Weidner: "Einen Spielwarenhändler in der Innenstadt würden wir mit Handkuss nehmen."

Nicht selten Vorbote einer Lücke: Räumungsverkauf mitten in der Altstadt - in diesem konkreten Fall scheint aber eine Lösung zustande gekommen zu sein.

Die Stadt gibt sich selbstbewusst - Lücken in den Ladenzeilen kann sie noch verschmerzen.

 

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