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Erschienen in der Frankenpost am 22.08.2011 

Die ersten Fußgänger genießen am Samstag vormittag den Ausblick.

Stadt gibt neuen Luftsteg frei

 

Zu einer regelrechten Touristen-Attraktion entwickelt sich die neue Luftbrücke über die Gleise am Hofer Hauptbahnhof. Die Fußgänger genießen den ungewohnten Ausblick über das Bahnhofsviertel.

 
 
Von Werner Rost, Frank Pahlen, Leiter der Haustechnik der Verwaltungs-Fachhochschule Hof, Herbert Groh, Fachbereichsleiter Bauen und Betrieb der Stadt Hof

 

Hof - Viele Hofer haben am Wochenende erkannt, dass sie bislang einer optischen Täuschung aufgesessen waren. Wer bislang über den alten Luftsteg gegangen war, sah die neue Brücke und dachte, dass diese nur geringfügig höher sei als die alte. Dass der neue gewölbte Hängesteg doch um etliche Meter höher ist, erkannten viele Passanten erst nach der Freigabe beim Überqueren des markanten Bauwerks.

Am Samstagvormittag war es soweit. Die Bauarbeiter werkelten bis zur letzten Minute am Belag. Auf der grundierten Oberfläche hatten sie in den Tagen vor der Eröffnung einen Spezialkleber aufgebracht und darauf rund fünf Tonnen Sand verteilt. Das Gemisch aus Sand und Kleber bildet jetzt eine feste und griffige Oberfläche. Den überschüssigen Sand kehrten die Arbeiter am Samstagvormittag mit einem Besen ab.

Einige Dutzend Interessierte konnten es kaum erwarten, bis um 10.10 Uhr schließlich die Absperrungen verschwanden. Zeitgleich versperrten Arbeiter die Zugänge zum alten Luftsteg und ließen nur noch die Passanten heraus, die sich noch darauf befanden. Einige Hofer hatten wohl angenommen, dass in einer Zeremonie ein Band durchschnitten wird. Doch dem war nicht so. Die Freigabe fand ohne Festakt und ohne Ansprachen offizieller Vertreter statt. Immerhin ist das Bauprojekt längst noch nicht abgeschlossen. Auf der Bahnhofsseite können die Passanten derzeit nur über 42 Treppenstufen auf die Brücke. Für den Bau der vorgesehenen Rampe für einen barrierefreien Zugang ist der alte Luftsteg im Weg. Erst nach dem vollständigen Abriss der alten Stahlkonstruktion, der am Donnerstagnachmittag abgeschlossen sein wird, können die Arbeiten an der Rampe beginnen. Die Gesamtfertigstellung ist für Mitte Dezember geplant. Bis dahin müssen die Passanten Fahrräder und Kinderwagen im Bereich des Treppenaufgangs tragen.

Ein Provisorium befindet sich derzeit auch am anderen Ende des neuen Luftstegs. Wie vom alten Luftsteg kann man auch von der neuen Brücke bislang nur über den Kaufland-Parkplatz die andere Seite erreichen. Diese Verbindung ist barrierefrei. Die Rampe, die sich dort in gerader Verlängerung des Luftstegs bereits im Bau befindet, soll erst freigegeben werden, wenn auch die Zufahrt zum künftigen Güterverkehrszentrum fertig gestellt ist. Im Bereich deren Einmündung saniert die Stadt Hof derzeit die Wunsiedler Straße. "Wir können die Fußgänger und Radfahrer schließlich nicht in die Baustelle leiten", sagt Herbert Groh, der Fachbereichsleiter für Bauen und Betrieb der Stadt Hof. Er stellt den direkten Zugang zur Luftbrücke von der Wunsiedler Straße für Ende September / Anfang Oktober in Aussicht.

Zahlreiche Eisenbahnfans haben im Laufe des Samstags die Gelegenheit genutzt und Film- und Fotoaufnahmen gemacht, wie man sie nie mehr in den Kasten bekommen wird. Sie hielten von der neuen Luftbrücke aus fest, wie die Züge unter der alten hindurchfuhren. Die Perspektive wirkte fast wie eine Luftaufnahme.

Frank Pahlen, der Leiter der Haustechnik der Hofer Verwaltungs-Fachhochschule, ist von einer weiteren Perspektive des neuen Luftstegs begeistert. "Ich habe während des Volkfestes den Luftsteg vom Riesenrad aus gesehen." Von dort aus habe die Brücke wie ein "monumentales Bauwerk" gewirkt. Pahlen ist überzeugt, dass die Verantwortlichen der Stadt Hof die richtige Entscheidung getroffen haben. "Wenn man hört, was die Brücke gekostet hat und wie gering der Eigenanteil für Hof ist, dann kann man sagen, dass die Stadt für wenig Geld ein Denkmal erhalten hat", betont Pahlen.

Das Projekt in Zahlen
Die Kosten für den Luftsteg sind auf 5,6 Millionen Euro veranschlagt. Nach dem Eisenbahnkreuzungs-Gesetz trägt die Stadt Hof ein Drittel der Kosten. Hof erhält eine 90-prozentige Förderung aus dem FAG-Förderprogramm. Somit reduziert sich der Anteil für die Stadt auf 187 000 Euro. Mit zwei Millionen Euro beteiligt sich der Freistaat Bayern. Die Hängebrücke besteht aus dem Spezialstahl "S 355 J2+N" und wiegt 400 Tonnen. Die Gesamtlänge zwischen den Widerlagern beträgt 191 Meter, die Stützweite zwischen den 25 Meter hohen Pylonen 130,8 Meter. Die 20 Stahlseile der Hängebrücke haben einen Durchmesser von 35 bis 100 Millimeter und sind insgesamt 800 Meter lang. Der neue Luftsteg mit einer größeren lichten Höhe ist Voraussetzung für die Elektrifizierung der Bahnstrecke Hof - Reichenbach. Dieses Projekt kostet insgesamt 120 Millionen Euro und soll bis Dezember 2013 abgeschlossen sein.
 

In einem hohen Bogen führt derWeg über die Gleise. Fotos: Werner Rost

 

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