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Erschienen in der Frankenpost am 27.07.2011 

Seit Wochen ist die Wunsiedler Straße eine Großbaustelle. Langfristig ist die Sanierung ein Segen, kurzfristig für das Gewerbe ein Fiasko. Fotos: Juravel

Asphalt drauf, Umsatz runter

 

Gegen die Sanierung der Wunsiedler Straße haben Geschäftsleute nichts. Doch die Dauer der Arbeiten setzt ihnen immer mehr zu.

 
 
Von Harald Werder
Hof - Die Geschäftsleute an der Wunsiedler Straße ächzen unter der Last, die ihnen Baustelle vor der Ladentür aufbürdet. Seit Ostern ist die Straße aufgerissen, Kunden müssen teils sehr umständliche Umwege in Kauf nehmen - wenn sie dazu bereit sind. "Wir machen 30 Prozent weniger Umsatz", klagt Peter Kettern, der Chef von Babyland. Dieter Zapf von Böhringer & Zapf geht es auch kaum besser - "Die Baustelle bremst uns massiv aus."

Als Generalkritik will keiner die Klagen verstanden wissen. Zapf spricht sogar davon, dass es höchste Zeit gewesen sei, die marode Straße wieder in einen ordentlichen Zustand zu bringen. Kettern hat dazu keine andere Meinung. Nur: Dass auf einer der meist befahrenen Straßen der Stadt seit Mai kaum mehr etwas geht, das geht allen gegen den Strich. "Wir haben hier jetzt nicht mal mehr den Verkehr einer Straße in einem Wohngebiet", sagt Kettern. Zapf, der Elektrogeräte, Hochdruckreiniger und Kfz-Teile verkauft, bleibt viel Laufkundschaft weg. Die Umleitungsschilder an der Baustelle findet er zu klein, die Umleitungen zu umständlich. Selbst Ortskundige würden nicht zu ihm finden. Der Stadt bieten sich aber keine Alternativen. "Die Ausschilderung der Baustelle ist nicht willkürlich, sondern geschieht in Absprache von Polizei und Baubehörden. Hier spielen Verkehrsstärken, Verkehrsbeziehungen und durchaus auch Fußgängerströme eine wichtige Rolle", sagt Pressesprecher Rainer Krauß dazu. Wie gut überlegt die Verkehrsführung auch ist, für Dieter Zapf hat sie Konsequenzen: "Zigmal am Tag rufen Kunden an, die wissen wollen, ob man überhaupt noch zu uns kommt. Und wie viele rufen erst gar nicht mehr an?"

Kettern hält sich nicht mit Schildern auf. Seiner Meinung nach müssten die Arbeiten längst abgeschlossen sein. "In anderen Städten wird an Wochenenden und auch nachts gearbeitet, wenn es sich um eine wichtige Straße handelt", sagt er. In der Wunsiedler Straße sehe er dagegen selbst unter der Woche nur kleine Bautrupps, wenn überhaupt. Nachtbaustellen sind für Pressesprecher Krauß aber keine sonderlich gute Lösung. Nicht nur, dass die Kosten steigen würden, auch die Qualität der Arbeit sei erfahrungsgemäß schlechter. Nur bei Tageslicht ließen sich Wellen und Unebenheiten gut erkennen. Und nicht zuletzt wolle man den Anwohnern den nächtlichen Lärm ersparen.

Schneller ist nicht besser

Dass es teurer ist, eine Straße im Schnelldurchgang zu sanieren, weiß Kettern. Doch man dürfe, sagt er, nicht vergessen, dass der Stadt auf der anderen Seite Steuern aus dem Gewerbe durch die Lappen gehen. Aber das Gewerbe hat die Stadt Krauß zufolge nicht vergessen: "Wir wissen sehr gut, dass jede Baustelle immer eine Belastung für Anwohner und Geschäftstreibende ist. Die bisherige Straßenqualität war dies aber sicherlich auch - von daher profitieren am Ende alle von einer neuen Straße und der Beseitigung der bisherigen Buckelpiste."

Es gibt aber auch schon jetzt auch ein Geschäft, das sich vorübergehend als Gewinner betrachtet: Die Firma Packwa, die mit Papierwaren und Verpackungsmitteln handelt. Zufällig kam man an dem etwas abgelegenen Laden in der Gottlieb-Daimler-Straße nicht vorbei - bislang. Nun führt die Umleitung potenzielle Kunden zwangsläufig an ihm vorbei. Chefin Irmgard Unglaub: "Die Umsätze steigen."

 

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