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Erschienen in der Frankenpost am 18.06.2011 

Jüngster Erfolg eines jahrelangen Ringens um wichtige Projekte ist die neue Bushaltestelle, die diese Woche in Betrieb ging

Ein Dorf packt's an

 

Stadt und Politik können nicht viel für Wölbattendorf tun. Deshalb ergreifen die Bürger selbst die Initiative.

 
Hof - Seit 33 Jahren - seit der Eingemeindung 1978 - gehört Wölbattendorf zu Hof. Und 30 Jahre davon ist nichts passiert, um das Dorf schöner zu gestalten. "Wir hatten lange keine Möglichkeit, Wölbattendorfer Belange bei der Stadt Hof zu vertreten", berichtet Roland Stiller. Doch 2008 ändert sich einiges: Roland Stiller kandidiert für die CSU im Hofer Stadtrat, bekommt die Unterstützung der Wähler und ist somit der erste Stadtrat, der sich in dem Hofer Gremium für seine eingemeindete Heimat starkmachen kann.

Doch damit nicht genug: Die Jahreshauptversammlung des Obst- und Gartenbauvereins Wölbattendorf am 6. Januar 2008 fasst einen richtungsweisenden Beschluss. Endlich, soll etwas für das Dorf geschehen - und zwar gemeinsam.

Bereits zehn Jahre zuvor, 1998, waren alle vier Vereine Wölbattendorfs (Obst- und Gartenbau-, Fußball-, Dorf- und Feuerwehr-Verein) zusammenrückt, hatten gemeinsam ein Dorffest veranstaltet und einen Schaukasten in der Dorfmitte aufgestellt. 1999 kam es zur Gründung eines Kindertreffs im ehemaligen Gemeindehaus in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt der Stadt Hof. Und in den folgenden Jahren engagierten sich die Wölbattendorfer stark für einen Spielplatz, der im Jahr 2000 tatsächlich eingeweiht wurde. Im selben Jahr pflanzten sie 20 Linden an der Zufahrtstraße von der B 15 und feierten 2001 - nach 23 Jahren Pause - erstmals wieder ein Maibaumfest.

Im Jahr 1998 entwickelte die Stadt Hof einen Konzeptplan zur Umgestaltung Wölbattendorfs - doch umgesetzt wurde nichts. Daher formiert sich am 6. Januar 2008 ein Vorläufer der "Arbeitsgruppe Dorfverschönerung" als Untergruppierung des Obst- und Gartenbauvereins. Er setzt sich zum Ziel, die Aufwertung des Ortes voranzutreiben - und es ist einiges geschehen seither: Gleich im Jahr 2008 übergeben die Wölbattendorfer den Hofer Stadtratsfraktionen eine Präsentationsmappe, die ebenfalls an die Stadtverwaltung und Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner geht. Kurze, prägnante Schlaglichter zeigen auf, was in Wölbattendorf dringend geschehen muss.

Im März 2009 schreibt der Landtagsabgeordnete Alexander König an den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer: Wölbattendorf bedürfe "dringend einer Aufmöbelung". Die Stadt Hof bemüht sich zu diesem Zeitpunkt bereits seit Längerem um die Aufnahme Wölbattendorfs in das Dorferneuerungs-Programm oder in die Städtebauförderung. "Das völlig unverständliche und nicht hinzunehmende Ergebnis der Bemühungen ist, dass die Sanierung Wölbattendorfs weder im Rahmen der Dorferneuerung noch im Rahmen der Städtebauförderung förderfähig ist", informiert König den Ministerpräsidenten. Seine Forderung ist deshalb, die Dorferneuerungs-Richtlinie zu ändern. Königs Vorstoß bleibt jedoch ohne Erfolg.

"2010 haben wir uns gefragt: Wo krankt es am meisten? Daraufhin haben wir eine Prioritätenliste entwickelt und die "Arbeitsgruppe Dorfverschönerung" gegründet", erzählt Hilmar Bogler, Sprecher der Arbeitsgruppe. Die Liste enthält folgende Punkte: Neubau der Bushaltestelle am Ortseingang Wölbattendorf mit gleichzeitiger Verlegung und Neugestaltung des Recycling-Container-Platzes, Neuanlage des Fuß- und Schulwegs zur Ortsmitte hin, Sanierung des Feuerwehr-/Gemeindehauses samt Vorplatz, Aufwertung des Dorfteichs, Neuorganisation der Verkehrsflächen in der Ortsmitte und neue Oberflächen-Entwässerung der Fahrbahn.

Wieder rücken die Wölbattendorfer zusammen und packen die Sache - finanziell unterstützt von der Stadt Hof - selbst an: 2009 entsteht eine neue, sichere Umzäunung des Dorfteichs, die die Einwohner mit Blumenkästen aufwerten. 2010 restaurieren und streichen 51 ehrenamtliche Helfer in mehr als 800 Arbeitsstunden das Gemeinde- und Feuerwehrhaus, und im selben Jahr wird die Straße in Richtung Köditz im Rahmen des Asphaltprogramms geteert. "Jetzt sieht die Dorfgemeinschaft auch Erfolge und ist motiviert, weitere Mikroprojekte voranzutreiben", freut sich Roland Stiller. Ebenfalls sehr froh über die Entwicklung zeigt sich Alexander König: "Die Wölbattendorfer haben auf vorbildliche Weise gezeigt, dass man auch mit beschränkten Mitteln aus öffentlicher Hand etwas erreichen kann, wenn alle mit anpacken."

 

Die Kinder freuen sich, dass ihr Schulweg sicherer geworden ist.

 

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