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Erschienen in der Frankenpost am 01.06.2011 
 

Schweißarbeiten in luftiger Höhe

 
Hof – Große Ereignisse werfen einem alten Sprichwort zufolge ihre Schatten voraus. Am Hofer Hauptbahnhof kann man das – zumindest bei Sonnenschein – jetzt wörtlich nehmen. Mittlerweile werfen die beiden 25 Meter hohen Pylone ihre Schatten auf die Bahnsteige und Gleise. Wie mehrfach berichtet, muss die Stadt wegen der Elektrifizierung der Bahnstrecke von Hof nach Reichenbach den alten Luftsteg wegen der zu geringen lichten Höhe durch einen Neubau ersetzen.

Am 30. September vergangenen Jahres hatte Andreas Scheuer, der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, mit einem Bagger den symbolischen ersten Spatenstich gesetzt. Wo Scheuer gebaggert hat, entsteht derzeit eines der beiden Brückenwiderlager. Im März hat eine Spezialfirma 9,30 Meter tiefe Stahlbeton-Pfähle zur Gründung des Bauwerks gesetzt. Damals fand auch die Baugründung für die beiden Pylone statt.

400 Tonnen Stahl

Die Stahlteile hat eine Firma im österreichischen Nenzing gefertigt. Die beiden Pylone bestehen jeweils aus zwei 25 Meter hohen Füßen. „S 355 J 2+N“ lautet die Bezeichnung des verarbeiteten Spezialstahls. Bei den Montage-Arbeiten hievte ein Kran jeweils zwei Pylon-Füße auf die Beton-Sockel, mit denen sie jetzt verschraubt sind. Im Bereich des Pylonkopfes und der Quertraverse – der unteren Verbindung mit der künftigen Auflagefläche des Luftstegs – haben die Bauarbeiter die beiden Hälften miteinander verschweißt.
Jeder der beiden Pylone bringen rund 50 Tonnen auf die Waage. Die gesamte Stahlkonstruktion wird mit rund 400 Tonnen achtmal so schwer sein. Wer in diesen Wochen den alten Luftsteg überquert, kann erahnen, wie sich die Arbeiten in den kommenden Wochen fortsetzen werden. Zwischen den Pylonen stehen drei stählerne Gerüsttürme, die etwa so hoch sind, wie der künftige Brückenoberbau verlaufen wird. Diese Hilfsgerüste dienen zur Montage der einzelnen Lauf- und Radwegbauteile. Die Montagearbeiten sind für die kommenden fünf Wochenenden – jeweils samstags und sonntags – geplant und sollen auf der Ostseite am Kaufland-Parkplatz beginnen. Fahrgäste der Bahn sollten sich an den kommenden Wochenenden über mögliche Gleisänderungen erkundigen.

100 Millimeter starke Stahlseile

Einige Hofer haben dem kühnen Brückenbauwerk in Anlehnung an die markante, wenngleich viel größere Straßenbrücke über die Bucht von San Francisco den Spitznamen „Golden Gate Bridge“ verpasst. Auch der Hofer Luftsteg erhält Abspannseile. Die 20 Stahlseile haben einen Durchmesser von 35 bis 100 Millimeter und eine Gesamtlänge von 800 Metern. Das Auflegen der Seile und die Montage der Geländer werden sich voraussichtlich bis in den August und den September hineinziehen.
Eine gute Nachricht für alle Bahnfans: Die Brückengeländer haben eine Oberkante in 1,25 Metern Höhe. Somit können Hobby-Fotografen und Filmemacher auch weiterhin Dampfsonderzüge in luftiger Höhe aufnehmen, ohne dass ihnen – wie bei manch anderen Brücken über Bahnstrecken – die Sicht eingeschränkt wird.

Wenn im September die Fußgänger und Radfahrer den neuen Luftsteg in Besitz nehmen werden, soll bereits die Demontage des alten Bauwerks aus dem Jahr 1961 beginnen. Wie berichtet, hat sich die Stadt Selbitz ein 14 Meter langes Segment reservieren lassen, um einen alten maroden Luftsteg über die Bahnstrecke Hof-Bad Steben zu ersetzen.
Das Bauwerk in Zahlen
Der neue Luftsteg kostet 5,6 Millionen Euro. Nach dem Eisenbahnkreuzungs-Gesetz muss die Stadt Hof ein Drittel der Kosten tragen, sie erhält dazu jedoch eine 90-prozentige Förderung aus Mitteln des FAG-Förderprogramms. So werden rechnerisch rund 187 000 Euro aus der Stadtkasse in dieses Projekt fließen. Die Fußgänger- und Radfahrerbrücke wird nicht gerade, sondern in einem eleganten Bogen die Bahngleise überspannen. Die Gesamtlänge zwischen den Widerlagern beträgt 191 Meter, die Stützweite zwischen den beiden Pylonen 130,8 Meter.
 

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