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Erschienen in der Frankenpost am 13.05.2011 

Damit die Lichter am Regionalflughafen Hof-Plauen nicht ausgehen, wird ein Geschäftsmodell entwickelt, das die jährlichen Millionensubventionen für die

Frankfurt-Flüge nach unten drückt. Ohne zusätzliche Geldeinnahmen ist der Airport zumScheitern verurteilt. Archivfoto: Ernst Sammer

Hof-Plauen: "Eine verlogene Diskussion"

 

Dr. Friedrich Burger, der Sprecher der Unternehmerinitiative Hochfranken, schlüsselt auf, warum die Wirtschaft den Flug-hafen Hof-Plauen braucht. Das Argument der Verschleuderung von Subventionen sei eine Täuschung.

Dr. Friedrich Burger, Unternehmerinitiative Hochfranken

 
Herr Dr. Burger, Kritiker sagen, der Flughafen Hof-Plauen sei ein Millionengrab. Die regionale Wirtschaft dagegen nennt ihn unverzichtbar. Warum ist er es?

Gäbe es diesen Airport nicht, wäre das für die Wirtschaft, ausdrücklich für die gesamte Region ein schwerwiegender Standort-Nachteil. Unsere Zukunftaussichten würden nachhaltig beschädigt. Die Erreichbarkeit wäre auf Eisenbahn oder Autobahnen reduziert, die ständig verstopft sind. Es ist internationalen Kunden nicht zuzumuten, für die Anreise von Frankfurt oder München hierher vier, viereinhalb Stunden zu verplempern. Und auch zwischen Nürnberg und Hof stehen Sie oft im Stau.

Ein Flughafen ist ein Magnet, auch für die Menschen. Ohne ihn hätten wir Anfahrtswege zwischen 150 und 300 Kilometer zu den nächsten Airports. So wäre Zukunft für uns nicht darstellbar. Ich will nicht sagen, ohne Flughafen würde uns unternehmerische Abwanderung treffen. Aber ich wage die Vorhersage, dass in den nächsten 20 Jahren eine nachteilige Entwicklung einträte, weil für die Wirtschaft Impulse verloren gingen. Wer auf dem schnellen Luftweg hierher kommt, erledigt neben seinen Geschäften noch Dinge, die wiederum anderen Unternehmen zugutekommen.

Sie meinen, die Subventionen rechnen sich?

Wenn man eine Gesamtrechnung aufmacht: Ja. Das Argument der Verschleuderung öffentlicher Gelder ist ein unehrliches Argument und eigentlich eine Täuschung. Keiner dieser Kritiker fragt, ob sich eine Autobahn rechnet. Keiner hat jemals gefragt, was Eisenbahn tatsächlich kostet. Und der öffentliche Nahverkehr verschlingt riesige Fördersummen. Allein in München belastet er die Steuerzahler jedes Jahr mit 300 bis 400 Millionen Euro. Und niemand fragt, was die Industrie dafür zahlt.

Diese Beispiele könnten wir fortsetzen: Wie tragen sich Schulen, wie tragen sich Fachhochschulen, Universitäten? Solche Berechnungen stellt kein Mensch an. Ohne Subventionen würden diese Einrichtungen ausbluten. Bei Investitionen der Daseinsvorsorge ist die Kosten-Nutzen-Rechnung äußerst problematisch. Wenn man sie dennoch anstellt, brauchen wir uns in Hof mit dem Flughafen nicht zu verstecken. Obwohl er ein ganz wesentliches Infrastrukturprojekt ist, auf das andere Regionen stolz wären, sehen viele hier nur alles negativ und messen mit anderer Elle. Das ist eine verlogene Diskussion. In Kassel zum Beispiel werden für den Ausbau des Flugplatzes 150 Millionen Euro in die Hand genommen - unter starkem Engagement der hessischen Landesregierung. Warum tun die das wohl? Weil es ein sinnloses Projekt ist? Wir registrieren nun, dass es der Bayerischen Staatsregierung ernst ist mit der Zukunft des Hofer Flughafens. Regionale Unternehmen sind gemeinsam mit der Staatsregierung dabei, ein Modell zu entwickeln, wie die 3,6 Millionen Euro an jährlichen Subventionen für die Linie nach Frankfurt abgebaut werden können.

Was bedeutet der Flughafen für die Arbeitsplätze?

Er sichert sie. Wenn eine Region nur unter sehr erschwerten Bedingungen zu erreichen ist, müssen sich internationale Unternehmen nach anderen Lösungen umschauen. Konkret: Dann werden manche Investitionen nicht mehr hierher gelenkt. Wir haben in hochfränkischen Unternehmen unentbehrliche leitende Angestellte, die im Rhein-Main-Gebiet wohnen und nur deshalb hier arbeiten, weil sie am Wochenende per Flug schnell wieder heimkommen. Sie sagen uns, sie wären aufgeschmissen, wenn sie mit der Bahn oder dem Auto anreisen müssten.

Die Unternehmerinitiative Hochfranken wird eine Studie über die Stärkung des Flughafens in Auftrag geben. Die Staatsregierung beteiligt sich zur Hälfte an den Kosten von etwa 50 000 Euro. Worum geht es da genau? Wie ist der Zeitplan?

Wir sind mit Hochdruck auf der Suche nach einem Gutachter mit Renommee, der in der Lage ist, die betriebswirtschaftlichen, verkehrswirtschaftlichen und technischen Fragen zu bewerten und zu lösen. Der Auftrag soll in den nächsten vier bis sechs Wochen vergeben werden. Ende dieses Sommers könnten die ersten Ergebnisse vorliegen.

Grundlage der Expertise soll ja eine um 300 Meter auf 1800 Meter verlängerte Start- und Landebahn sein. Welche Vorteile hätte das?

Es geht, und das will ich betonen, nicht nur um diese Verlängerung, sondern auch um sicherheitstechnische Investitionen, damit die Qualität des Flughafens weiter gesteigert wird. Eine 1800 Meter lange Piste könnten Düsenflugzeuge mit bis zu 100 Passagieren nutzen. Dann hätten wir beste Aussichten auf Städte- und Urlaubsflüge. Und die bringen Geld in die Kasse.

Urlaubscharter hatten wir ja bereits 20 Jahre lang. Damals flogen BAe-Jets und 70-sitzige ATR-Turboprops. Denen genügte die vorhandene Start- und Landebahn.

Wir können uns doch nicht auf eine Fluggesellschaft mit einem Flugmodell konzentrieren. Damit begäben wir uns in Abhängigkeit. Wir müssen schon etwas weiter denken. Da sich ein Flughafen allein mit Geschäftsreisen finanziell nicht tragen kann, müssen wir von den Subventionen wegkommen. Wir brauchen einen Verkehrsflughafen mit Tourismusflügen. In der Mittelstrecke bei europaweitem Radius - darin sehe ich die Zukunft.

Das Gespräch führte Thomas Hanel

Unternehmerinitiative
Der Unternehmerinitiative Hochfranken gehören 23 Firmen an. Manche von ihnen haben Weltgeltung. Folgende Betriebe sind Mitglied der Initiative: BI-LOG GmbH, Dennree GmbH, Dronco AG, V. Fraas AG & Co, Frankenpost Verlag, Greiffenberger AG, Haldex Hydraulics GmbH, Heinze & Partner Steuerberatungsgesellschaft, HFO Telecom AG, Hydrotec AG, Knopf's Sohn GmbH & Co KG, LAMILUX Heinrich Strunz GmbH, NETZSCH-Gruppe, Rausch & Pausch GmbH, REHAU AG + Co, Rosenthal AG, Sana-Klinikum, Scherdel-Brauerei (Hof), Scherdel-Gruppe (Marktredwitz), Sommer Metallbau, Sparkasse Fichtelgebirge, Südleder GmbH & Co, Viessmann Kältetechnik AG.
 

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