Aktuelles
Erschienen in der Frankenpost am 29.04.2011 
 

Leben in verwaisten Räumen

 

In Hof kursieren Gerüchte, dass McDonalds in die Innenstadt kommt. Doch das ist offenbar falsch. Woolworth hingegen ist schon da, will aber in sechs Monaten bereits wieder gehen.

 
Hof - In den Räumen des alten C & A-Standorts in der Lorenzstraße ist wieder Leben eingekehrt. Seit dem 13. April verkauft hier die Handelskette Woolworth Restposten aus ihren bundesweiten Filialen. Auf 1800 Quadratmetern werden im Erd- und Untergeschoss Haushaltswaren, Trollys, DVDs und Kleidungsstücke aller Art angeboten.

Allerdings nicht für lange. Laut einer Sprecherin des Unternehmens handelt es sich in Hof lediglich um eine sogenannte Übergangsfiliale. Der Mietvertrag sei auf etwa sechs Monate befristet, sagte sie auf Anfrage der Frankenpost. Von einem großen Eröffnungs-Tamtam habe man deshalb auch abgesehen. "Das machen wir nur, wenn wir uns langfristig an einen Standort binden", sagte die Sprecherin.

Seit Mitte Juni 2010 stand die Immobilie in der Lorenzstraße leer, 3000 Quadratmeter Verkaufsfläche mitten im Herzen der Stadt. An einer dauerhaften Vermietung dieses Objekts hat auch die Stadt Hof großes Interesse. Deren Einflussmöglichkeiten aber sind gering. Schließlich sei die Vermietung immer noch eine Sache zwischen dem Vermieter und den möglichen Interessenten, sagt der städtische Wirtschaftsförderer Klaus-Jochen Weidner.

Er bestätigt auf Anfrage der Frankenpost aber, dass die Stadt bereits mit Woolworth in Kontakt getreten sei. Eine Antwort aus der Konzernleitung stehe aber noch aus.

Auf Expansionskurs

Tatsächlich befindet sich Woolworth nach seiner Beinahe-Pleite im Vorjahr mittlerweile auf Expansionskurs. Laut der Internetseite des Unternehmens sind aktuell in knapp 160 Filialen bundesweit 4300 Mitarbeiter beschäftigt. Ziel der Geschäftsführung sei bis zum Jahr 2012 ein Netz von 500 Filialen. Allein im Mai sollen etwa 40 Filialen bundesweit neu eröffnet werden, sagte die Unternehmenssprecherin.

Das "kleine Kaufhaus", als das sich das Unternehmen selbst versteht, ist laut eigenen Angaben auf der Suche nach Standorten in zentraler Lage in Städten mit mindestens 30 000 Einwohnern. Die Verkaufsfläche der Filialen soll allerdings 2000 Quadratmeter nicht übersteigen.

In Hof summiert sich die Verkaufsfläche im Unter-, Erd- und Obergeschoss allerdings auf 3000 Quadratmeter. Ein Ausschlusskriterium?

Das mag Ernst-Dieter Rochon, der Sprecher des Hofer Einzelhandelsverbands, nicht unbedingt so sehen. Dass sich Woolworth ausgerechnet Hof ausgesucht habe, "hat sicherlich Gründe". Vielleicht ja auch den, dass man den "Standort antesten will", wie Rochon sagt. Eine Vorgehensweise, wie sie die Erfahrung in der Branche lehre.

Drei "Übergangsfilialen"

In Hof wäre man wohl nicht unglücklich, zöge dauerhaft ein neuer Mieter in die alten C & A-Räume. Zumal Woolworth zwar nach dem neuen Konzept wohl Discounter bleiben möchte, aber mit neuem Sortiment das Image eines "Ramschkaufhauses" abstreifen will.

Dass aus der "Übergangsfiliale Hof", übrigens eine von drei im gesamten Bundesgebiet, eine "Bestandsfiliale" werde, wollte eine Sprecherin des Unternehmens denn auch nicht ganz ausschließen. Dennoch ist ihre Aussage ziemlich eindeutig: "Momentan ist an diesem Standort keine feste Filiale geplant."

Und wie geht es in der Altstadt weiter? Welches Geschäft zieht in die Räume im Anwesen Kreuzsteinstraße 2 ein, wenn die "Parfümerie Douglas" umzieht?

In der Bevölkerung und unter den Geschäftsleuten kursieren erste Gerüchte. Von einem Wäschegeschäft sprechen die einen, von einer McDonalds-Filiale wollen andere wissen. Die Frankenpost wollte es genauer wissen und fragte bei Hauseigentümer Werner Gebhardt nach. Der hält sich bedeckt. Denn: "Mir liegt ja noch nicht einmal die offizielle Kündigung von Douglas vor." Die Parfümerie plant den Umzug zum Jahreswechsel. Laut Mietvertrag ist eine sechsmonatige Kündigungsfrist einzuhalten.

Bereits Nachfrage

Sorgen, dass er die Immobilie mit einer Verkaufsfläche von etwa 150 Quadratmetern nicht weitervermieten könne, treiben Gebhardt nicht. Bis heute hätten ihn fünf Anfragen erreicht, ohne dass er nur eine Anzeige geschaltet habe.

Auch deshalb weist Werner Gebhardt alle Spekulationen weit von sich: "Es ist noch nichts entschieden." Für ihn stehe nur eines fest: "Ich will da wieder eine gute Firma reinhaben."

Eines immerhin verrät er am Ende des Gesprächs dann doch noch: Eine Anfrage von McDonalds hat es bisher nicht gegeben.

Im einstigen "C & A"-Gebäude in der Lorenzstraße gehen die Kunden wieder ein und aus - vorerst zumindest, denn in sechs Monaten könnte schon wieder Schluss sein. Foto: Leupold

 

zurück zur Übersicht