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Erschienen in der Frankenpost am 19.03.2010 

So wünscht man sich die Altstadt: sonnenüberflutet, mit vor den Schaufenstern flanierenden und bei einem Glas Eiskaffee sitzenden Menschen. Fotos: E. S.

Viele Wege zur schöneren Stadt

 
Von Thomas Schuberth-Roth

Hof - Der Auftakt ist gemacht: Mehr als 100 Bürger - darunter viele Geschäftsleute und Stadträte, aber auch einige Auswärtige - haben am Mittwochabend im großen Rathaussaal einen ersten Eindruck davon gewonnen, wie die beiden Planungsbüros in den kommenden Monaten das Stadtteilkonzept "Kernstadt" entwickeln wollen.

Es handelt sich gewissermaßen um den zweiten Anlauf - nachdem der "Hofer Himmel" durchgefallen ist, soll es nun das integrierte Stadtteilkonzept "Kernstadt" richten. "Die Kernstadt ist mehr als die Altstadt", hieß es im Rahmen der Vorstellung des Projektgebiets, auch wenn auf Letzterer nach wie vor ein Schwerpunkt liegt.

Der Hofer Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner freute sich über den vollen Sitzungssaal. Er verband damit die Hoffnung, dass "sich eine breite Bürgerschaft in den ergebnisoffenen Prozess einbindet".

Kurz skizzierte Fichtner den dringenden Handlungsbedarf: Zu konstatieren sei, erstens, in Verbindung mit dem demografischen Wandel ein steter Bevölkerungsrückgang. Und, zweitens, gebe es das Problem der Leerstände bei Geschäfts- und Wohnflächen. Fichtner konkretisierte in diesem Zusammenhang eine Zahl: Zwar sei richtig, dass 30 Prozent der Läden in der Innenstadt leer stünden, diese sei aber weiter gefasst als das nun ins Auge gefasste Projektgebiet "Kernstadt". Fichtner: "In unserer klassischen 1a-Lage stehen inklusive des sogenannten Fluktuationsleerstands nur acht Prozent der Läden leer."

Im Grunde gar kein so schlechter Wert im Vergleich zu anderen Städten. Das bestätigten auch die Planer: Vinzenz Dilcher von der Arge Umbau Stadt und Roland Wölfel von der CIMA Beratung + Management GmbH. Sie stellten gemeinsam mit Stadtdirektor Franz Pischel das weitere Vorgehen vor (siehe dazu auch den unten stehenden Artikel). Das nun anzufertigende Gutachten ist notwendig, will die Stadt Hof in der Folge Fördermittel aus dem Programm Stadtumbau West abschöpfen.

Dem großen Interesse der Bürger entsprach die Diskussionsfreude im Anschluss an das, was Dilcher, Wölfel und Pischel dargelegt hatten. Die angesprochene Suche nach dem Leitziel griff Dieter Schelzel auf. "Mir fehlt etwas Globales", merkte er an, "eine Vision für die nächsten 10, 20 Jahre." Und er konkretisierte, was er meinte: "Wenn ich sage, ich will die seniorenfreundlichste Stadt werden, werde ich andere Wege einschlagen müssen, als wenn ich sage, ich will die jugendfreundlichste werden."

Als "Stadt der Begegnung" sieht Dieter Past die Zukunft von Hof. Vor diesem Hintergrund forderte er einen großen Informationspavillon in der Innenstadt. Zugleich warnte Past davor, sich angesichts der großen "Kernstadt" zu verzetteln. "Fangt vom Zentrum her an, und geht dann weiter nach außen", riet er den Planen.

Noch konkreter wurde Norbert Diehl vom Verein Hofleben. Er markierte als "Arbeitsaufgabe" den Platz mit dem Wirth-Denkmal. "Ein städtebaulicher Fauxpas", urteilte er. Ohnehin werden im Rahmen der städteplanerischen Untersuchung zur "Kernstadt" alle Straßen und Plätze hinsichtlich ihrer Gestaltung und Gliederung sowie der Nutzungs- und Aufenthaltsqualität begutachtet. Dilcher: "Wir spüren der Atmosphäre nach."

Daran anknüpfend sagte Norbert Hassel, es müsste die Frage, wie sich Jugendliche mit der Stadt verbunden fühlen, beantwortet werden. Konkret forderte er einen "Markt für junge Menschen, einen Platz der Begegnung". Momentan ziehe es Familien mit Kindern doch nicht in die Altstadt, sagte er. Und Hassel machte einen Vorschlag: In Zürich seien von Künstlern entworfene Sitzbänke aufgestellt worden.

Hans Hoyer hatte sogar gleich etwas mitgebracht. Er überreichte zur Anregung der Gestaltung eines Marktplatzes eine CD mit Fotos aus St. Veit in Kärnten.

Als kleines Fazit taugte Norbert Diehls Satz, dass es den Planungsbüros gelingen möge, die vielen Initiativen engagierter Bürger in Hof, die heute noch vielfach neben- und sogar gegeneinander liefen, zu bündeln und auf ein gemeinsames Ziel einzuschwören.

Der Geschäftsmann Kuno Höhne gab dabei zu bedenken, die "Mentalität der Hofer zu berücksichtigen". Man müsse "den Hofer für eine Idee gewinnen, dann wird er zum besten Werbeträger seiner Stadt".

 

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