Herr Fichtner, wie ist der
aktuelle Sachstand in Sachen Zentralkauf?
Wir befinden uns seit Monaten in engem und regelmäßigem Kontakt
mit Inhabern, Investoren und Banken. Diese Verhandlungen sind
naturgemäß schwierig und werden in kleiner Runde geführt. Wenn es so
einfach wäre, wie sich das einige vorstellen, hätte es schon lange
eine Lösung gegeben. Aber ich bin optimistisch, dass wir auf einem
guten Weg sind. Dafür habe ich zahlreiche Gespräche geführt und
führe sie ständig weiter. Der Antrag der SPD-Stadtratsfraktion ist
dabei wenig hilfreich.
Die SPD-Fraktion fordert in ihrem Antrag
erneut einen runden Tisch mit allen Betroffenen. Was halten Sie von
diesem Vorschlag?
Ein runder Tisch ist kein Instrument der Wirtschaftsförderung.
Die Erfahrung aus der Praxis der Wirtschaftsförderung lehrt, dass
solche großen Gesprächsrunden nichts bringen. Beratungen über
Eigentums-Verhältnisse und hohe Investitionssummen können nicht
zielführend sein, wenn viele mitreden. Ich betone: Wir sind in
intensiven Gespräch, aber mit denen, die etwas zur Problemlösung
beitragen können.
Der SPD-Antrag enthält einige Spitzen gegen
Sie; es wird Ihnen vorgeworfen, dass Sie den Zentralkauf nicht
wirklich zur Chefsache gemacht haben. Wie wollen Sie darauf
reagieren?
Ich werde auch weiterhin bei den wichtigen Projekten mein
Möglichstes tun. Aber ich kann und will nicht jedes Detail aus
Investorengesprächen an die große Glocke hängen. Dass meine
Informationen für den Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung dazu
führen, dass Anträge formuliert werden, ist schlechter Stil. Wenn
ich den Damen und Herren Details aus dem Terminkalender des
Oberbürgermeisters berichte, geschieht das zur umfassenden
Information derer, die die Bürgerinnen und Bürger vertreten. Der
Antrag ist unredlich. Man glaubt wohl, mich damit angreifen zu
können. In Wirklichkeit schadet man der Sache selbst, hier den
Bemühungen um eine Wiederbelebung des Zentralkaufs.
Es kam auch der Gedanke auf, einen
"Bürger-Zentralkauf" zu schaffen, an dem sich die Hofer beteiligen.
Eine gangbare Lösung?
Hof ist eine Stadt des Bürgerengagements. Aber alles richten kann
man damit auch nicht. Die Vorsorge für öffentliche Einrichtungen
trifft die Stadt mit ihren Bürgern; aber in Handelsfragen und bei
Investitionen entscheidet der Markt. Beim Zentralkauf handelt es
sich um ein Millionenprojekt mit einigen Tausend Quadratmetern
Nutzfläche. Bei aller Hochachtung vor bürgerschaftlichem Einsatz;
der Zentralkauf ist eine andere Kategorie, als wenn die
Nahversorgung in einem kleineren Ort durch einen Dorfladen gesichert
wird.
Wo sehen Sie grundsätzlich das Hauptproblem
bei dieser Immobilie?
Die Größe spielt hier eine wichtige Rolle, weil die Nutzfläche in
einer mittleren Größenordnung liegt, die derzeit wenig nachgefragt
wird. Natürlich gibt es auch bei einem Gebäude aus den 70er-Jahren
einen entsprechenden Sanierungsbedarf. Dabei sind die
Rahmenbedingungen selbst gar nicht schlecht mit dem Busbahnhof davor
und der guten Lage im Zentrum.
Wo liegen die Grenzen des kommunalpolitischen
Einflusses auf einen privaten Eigentümer?
Man kann einen Eigentümer nicht zwingen, eine Baugenehmigung -
diese liegt schon lange vor - auch zu nutzen. Und wer vorschlägt,
eine städtische Einrichtung wie das Bürgerzentrum zu verlagern, der
muss auch angeben, wie er das finanzieren will und vor allem wie er
die Lücke füllen will, die er hinterlässt.
Es gibt - leider - zahlreiche leerstehende
Geschäfte in der Hofer Innenstadt. Warum kocht Ihrer Meinung nach
gerade die Diskussion um den Zentralkauf derart hoch?
Der Zentralkauf hat grundsätzliche Bedeutung, weil er in der
Vergangenheit sowohl ein Nahversorgungszentrum für die Innenstadt
war als auch durch den Busbahnhof gerne von Kunden aus dem ganzen
Stadtgebiet genutzt wurde. Ein Leerstand in einer so zentralen Lage
ist für die Kunden und die umliegenden Geschäfte mehr als ärgerlich
und ein städtebaulicher Schandfleck.
Wie sieht Ihre Vision für das Areal aus? Wie
sollte es im Idealfall im Jahr 2015 genützt werden?
Das erste Ziel bleibt, dort einen Vollsortimenter zu etablieren.
Mit weiteren Geschäften beziehungsweise Branchen im Haus steigt
sofort die Attraktivität des ganzen Gebiets. Das hat Einfluss auf
die ganze Innenstadt, für die wir ja gerade das Stadtteilkonzept
Kernstadt in Auftrag gegeben haben. Ich würde mir wünschen, dass die
Konzeptentwicklung insgesamt von einer Lösung für den Zentralkauf
beflügelt wird. Wir arbeiten weiter daran.
Das Gespräch führte Jan Fischer
Interview
Oberbürgermeister
Dr. Harald Fichtner
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