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Erschienen in der Frankenpost am 12.03.2010 

 

"Das ist schlechter Stil"

 
Herr Fichtner, wie ist der aktuelle Sachstand in Sachen Zentralkauf?

Wir befinden uns seit Monaten in engem und regelmäßigem Kontakt mit Inhabern, Investoren und Banken. Diese Verhandlungen sind naturgemäß schwierig und werden in kleiner Runde geführt. Wenn es so einfach wäre, wie sich das einige vorstellen, hätte es schon lange eine Lösung gegeben. Aber ich bin optimistisch, dass wir auf einem guten Weg sind. Dafür habe ich zahlreiche Gespräche geführt und führe sie ständig weiter. Der Antrag der SPD-Stadtratsfraktion ist dabei wenig hilfreich.

Die SPD-Fraktion fordert in ihrem Antrag erneut einen runden Tisch mit allen Betroffenen. Was halten Sie von diesem Vorschlag?

Ein runder Tisch ist kein Instrument der Wirtschaftsförderung. Die Erfahrung aus der Praxis der Wirtschaftsförderung lehrt, dass solche großen Gesprächsrunden nichts bringen. Beratungen über Eigentums-Verhältnisse und hohe Investitionssummen können nicht zielführend sein, wenn viele mitreden. Ich betone: Wir sind in intensiven Gespräch, aber mit denen, die etwas zur Problemlösung beitragen können.

Der SPD-Antrag enthält einige Spitzen gegen Sie; es wird Ihnen vorgeworfen, dass Sie den Zentralkauf nicht wirklich zur Chefsache gemacht haben. Wie wollen Sie darauf reagieren?

Ich werde auch weiterhin bei den wichtigen Projekten mein Möglichstes tun. Aber ich kann und will nicht jedes Detail aus Investorengesprächen an die große Glocke hängen. Dass meine Informationen für den Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung dazu führen, dass Anträge formuliert werden, ist schlechter Stil. Wenn ich den Damen und Herren Details aus dem Terminkalender des Oberbürgermeisters berichte, geschieht das zur umfassenden Information derer, die die Bürgerinnen und Bürger vertreten. Der Antrag ist unredlich. Man glaubt wohl, mich damit angreifen zu können. In Wirklichkeit schadet man der Sache selbst, hier den Bemühungen um eine Wiederbelebung des Zentralkaufs.

Es kam auch der Gedanke auf, einen "Bürger-Zentralkauf" zu schaffen, an dem sich die Hofer beteiligen. Eine gangbare Lösung?

Hof ist eine Stadt des Bürgerengagements. Aber alles richten kann man damit auch nicht. Die Vorsorge für öffentliche Einrichtungen trifft die Stadt mit ihren Bürgern; aber in Handelsfragen und bei Investitionen entscheidet der Markt. Beim Zentralkauf handelt es sich um ein Millionenprojekt mit einigen Tausend Quadratmetern Nutzfläche. Bei aller Hochachtung vor bürgerschaftlichem Einsatz; der Zentralkauf ist eine andere Kategorie, als wenn die Nahversorgung in einem kleineren Ort durch einen Dorfladen gesichert wird.

Wo sehen Sie grundsätzlich das Hauptproblem bei dieser Immobilie?

Die Größe spielt hier eine wichtige Rolle, weil die Nutzfläche in einer mittleren Größenordnung liegt, die derzeit wenig nachgefragt wird. Natürlich gibt es auch bei einem Gebäude aus den 70er-Jahren einen entsprechenden Sanierungsbedarf. Dabei sind die Rahmenbedingungen selbst gar nicht schlecht mit dem Busbahnhof davor und der guten Lage im Zentrum.

Wo liegen die Grenzen des kommunalpolitischen Einflusses auf einen privaten Eigentümer?

Man kann einen Eigentümer nicht zwingen, eine Baugenehmigung - diese liegt schon lange vor - auch zu nutzen. Und wer vorschlägt, eine städtische Einrichtung wie das Bürgerzentrum zu verlagern, der muss auch angeben, wie er das finanzieren will und vor allem wie er die Lücke füllen will, die er hinterlässt.

Es gibt - leider - zahlreiche leerstehende Geschäfte in der Hofer Innenstadt. Warum kocht Ihrer Meinung nach gerade die Diskussion um den Zentralkauf derart hoch?

Der Zentralkauf hat grundsätzliche Bedeutung, weil er in der Vergangenheit sowohl ein Nahversorgungszentrum für die Innenstadt war als auch durch den Busbahnhof gerne von Kunden aus dem ganzen Stadtgebiet genutzt wurde. Ein Leerstand in einer so zentralen Lage ist für die Kunden und die umliegenden Geschäfte mehr als ärgerlich und ein städtebaulicher Schandfleck.

Wie sieht Ihre Vision für das Areal aus? Wie sollte es im Idealfall im Jahr 2015 genützt werden?

Das erste Ziel bleibt, dort einen Vollsortimenter zu etablieren. Mit weiteren Geschäften beziehungsweise Branchen im Haus steigt sofort die Attraktivität des ganzen Gebiets. Das hat Einfluss auf die ganze Innenstadt, für die wir ja gerade das Stadtteilkonzept Kernstadt in Auftrag gegeben haben. Ich würde mir wünschen, dass die Konzeptentwicklung insgesamt von einer Lösung für den Zentralkauf beflügelt wird. Wir arbeiten weiter daran.

Das Gespräch führte Jan Fischer

Interview
 

Oberbürgermeister

Dr. Harald Fichtner
 

 

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