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Erschienen in der Frankenpost am 11.03.2010 

Ein besonderes Augenmerk wollen die Planer auf den Oberen Torplatz (unser Bild) und den Sonnenplatz als die Zugangspforten zur busfreien Altstadt legen.

Signale für die Zukunft

Die CIMA

 

Von Thomas Schuberth-Roth

Hof - "Es muss nicht immer der große spektakuläre Wurf sein, auch viele kleine Schritte können wichtige Impulse setzen." Mit diesen Worten hat Roland Wölfel von der CIMA Beratung + Management GmbH seine Aufgabe und die seines Partners von der Arbeitsgemeinschaft UmbauStadt GbR umschrieben. Für beide Planungsbüros geht es darum, in den nächsten Monaten ein Integriertes Stadtentwicklungskonzept (ISEK) zu erarbeiten.

Ihr Ziel: Sie wollen der Stadt Hof im Herbst eine Liste mit einer ganzen Reihe von städtebaulichen Empfehlungen überreichen (siehe nebenstehenden Artikel). Darin enthalten soll zudem sein ein Kosten- und Finanzierungsplan sowie eine Prioritätensatzung. Und wichtiger vielleicht noch: Sie wollen der Stadt ein Instrumentarium für ein nachhaltiges Marketing an die Hand geben.

Wölfel: "Die Qualität des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts zeichnet sich dadurch aus, dass nicht nur gute Ideen gesammelt und umgesetzt werden, sondern auch Leute ins Boot geholt werden, die dann hinter diesem Konzept stehen." Dazu zähle auch, dass man versuchen werde, private Aktivitäten - etwa im Rahmen einer Gebäudesanierung - optimal aufeinander abzustimmen.

Und eine erste positive Reaktion hat das Pressegespräch vom Montag im Hofer Rathaus bereits hervorgerufen: Regine Deterding und Christine Schörner, die Sprecherinnen der Bürgerinitiative "Kein Altstadtdach", freuten sich in einer Mitteilung an die Frankenpost, dass "nun von Anfang an die Bürger mit in die Planungen einbezogen werden". Zwar hätten sie für die Teilnahme an der geplanten Koordinierungsgruppe noch keine Einladung erhalten, Christine Schörner versicherte aber bereits: "Gerne bringen wir uns bei der Planung ein." Die Aussage Wölfels, dass er zunächst einmal wissen wolle "wie die Hofer ticken", erachten sie als wesentlich dafür, dass das spätere Konzept "auch von den Hofer Bürgern mitgetragen wird".

Wölfel nannte Hof im Pressegespräch eine "besondere Herausforderung". Gerade auch vor dem Hintergrund der schwierigen Rahmenbedingungen, aber: "Die Stadt hat Substanz", betonte er. Diese gelte es "gemeinsam herauszuarbeiten". Wölfel: "Unsere Stärke sind Kommunikation und Kooperation an der Schnittstelle zwischen öffentlicher Hand, privater Wirtschaft und den aktiven Teilen der Stadtgesellschaft."

Der Marketing-Experte warnte allerdings davor, sich auf zu viele Felder zu verirren. Man müsse den Mut aufbringen, sich auf wichtige Punkte zu konzentrieren. Wölfel: "Der Maßstab dabei darf nicht die Frage sein, ob ein Projekt teuer oder billig ist. Zu klären ist vielmehr: Was ist wirkungsvoll für die Stadt?"

Der Diplomgeograph Roland Wölfel ist einer von etwa 50 Mitarbeitern der CIMA Beratung + Management GmbH. Seit 1988 ist das Unternehmen in der Kommunal- und Regionalberatung tätig - vor allem in Bayern. Zum Beispiel in der 60 000 Einwohner zählenden oberbayerischen Stadt Rosenheim: Hier hat die CIMA im Rahmen ihrer Beratungstätigkeit unter anderem die organisatorischen Voraussetzungen aufgezeigt, die die Langfristigkeit des City-Managements gewährleisten sollten. Der 1999 gegründete Verein bündelt heute die Kräfte seiner über 230 Mitglieder aus allen Bereichen der Gesellschaft und setzt sich unter Federführung seines City-Managers für Rosenheim als Einkaufsstadt ein. 2008 hat das City-Managment Rosenheim mit dem Projekt "Im Zeichen der Rose" den Bayerischen City- und Stadtmarketingpreis 2008 gewonnen.
 

Die Arge UmbauStadt

 
Hof - Dieser Spaziergang würde die "Kernstadt" einmal umrunden: Von der Friedrich-Ebert-Brücke schlüge man den Weg durch die Saaleauen ein und liefe bis zur Michaelisbrücke, anschließend ginge es durch den Graben und Sigmundsgraben bis zur Kreuzung Lessingstraße, links hoch zum Konrad-Adenauer-Platz und weiter durch die Marienstraße bis zur Einmündung Friedrichstraße; von der Friedrichstraße aus ginge es über die Pfarr und den Oberen Anger zurück an den Ausgangspunkt Friedrich-Ebert-Brücke. Dieses innerstädtische Areal beschreibt das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) als "multifunktionalen, politischen, kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Mittelpunkt der Stadt Hof und der Region". Allerdings sei es um das Image der Stadt nach innen und außen schlecht bestellt. Ein Problem, wie Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner im Rahmen des Pressegesprächs am Montag ausdrücklich betonte, das nicht nur Hof allein betreffe. "Das ist bundesweit identisch."

Folgende Fakten unterstreichen die Notwendigkeit für das Stadtteilkonzept "Kernstadt" in der Saalestadt:

Mehr als 30 Prozent der Läden in der Innenstadt sind ungenutzt.

Etwa 23 Prozent der Wohnungen in der Hofer Innenstadt sind verwaist, ganze Häuser - wie etwa in der Auguststraße - stehen leer.

Das ist das Ergebnis einer ersten Untersuchung der Planungsbüros für das Integrierte Stadtentwicklungskonzept. In der weiteren Analyse halten sie mit kritischen Anmerkungen nicht zurück: In anderen Städten gehörten diese gründerzeitlich, zentrumsnahen Quartiere zu den beliebtesten Wohnstandorten, stellen sie fest, in Hof jedoch nicht. Deshalb, weil

der Wohnungsbestand kaum modernisiert ist und das Wohnumfeld häufig gekennzeichnet ist durch zu viel Lärm und zu vielen versiegelten Innenhöfen. Außerdem seien

nicht alle Wohnungen oder Einzelhandelsgeschäfte in der Innenstadt zeitgemäß.

Architekt Vinzenz Dilcher von der Arbeitsgemeinschaft Umbau Stadt GbR nannte bereits einige Ansatzpunkte zur Verbesserung der gegenwärtigen Situation:

Die Aufenthaltsqualität an zentralen Plätzen und in Straßen sei durch geeignete Maßnahmen wie etwa Beleuchtung und Begrünung zu verbessern.

Ein Augenmerk sei zu richten auf eine bessere Anbindung der Saaleauen. Dilcher: "Hier liegt ein verstecktes Potenzial."

Auch der Umgang mit dem Verkehr - ob Auto oder Fußgänger - spiele bei der Betrachtung eine Rolle. Unter stadtplanerischen Aspekten gelte es, die Stadt der kurzen Wege zu stärken.

Als ein städtebauliches Ziel definierte Architekt Dilcher die Aufwertung der Zugangsbereiche zur Altstadt über Sonnenplatz und Oberes Tor sowie generell in der Gestaltung des Fassadenbildes in der Innenstadt. ts-r

Die Arbeitsgemeinschaft UmbauStadt arbeitet seit 2005 als Zusammenschluss der beiden Büros bdfw+ (Weimar, Darmstadt) und Eichstädt /Emge (Berlin). Seitdem bietet UmbauStadt laut Angaben auf der eigenen Internetseite eine gemeinsame Kompetenz und formt mit Soziologen, Ökonomen, Verkehrsplanern und Landschaftsarchitekten einen erfahrenen Verbund. Die Arbeitsgemeinschaft ist auf mehreren Feldern tätig: Städtebauliche Planungen, Brachenkonversion, Planung im Bestand, Wohnungsbau, Machbarkeitsstudien für Bestandsgebäude, Umbaustudien, Umbaumaßnahmen, Zentrumsplanungen, Planung von Außenanlagen, Wettbewerbsbetreuung. In Schwarzenbach an der Saale haben sie im Jahr 2008 das Wettbewerbsverfahren "Vom Rathaus zum Bahnhof - Innerstädtische Freiräume" betreut.
 

 

Die innerstädtische Verkehrsachse Marienstraße stellt bis zur Einmündung Friedrichstraße eine Grenze der Kernstadt dar.
 

23 Prozent der Wohnungen in der Hofer Innenstadt sind verwaist. Ganze Häuser, wie Auguststraße 22, stehen leer.

Verschlossene Ladentür: In der Innenstadt sind mehr als 30 Prozent der Geschäfte ungenutzt. Fotos: Hermann Kauper

 

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