Von Christoph Plass
Hof - Diese
Meldung aus Bayreuth ist ein großer Dämpfer für die Hofer. Aus einer
ziemlich langen Liste mit Straßenabschnitten, die dringend einer
Ausbesserung bedürfen, hatte sich der Bauausschuss auf die nötigsten
neun Maßnahmen geeinigt - und nicht mal die genehmigt die Regierung
von Oberfranken nun. Wie bereits berichtet, hatte die
Aufsichtsbehörde in Bayreuth mit einem Schreiben vom 5. März das
Asphaltprogramm der Stadt Hof für 2010 abgelehnt. Nicht nur die
Ablehnung an sich, auch der Ton, in dem das Schreiben (das unserer
Zeitung vorliegt) gehalten ist, sorgten in dieser Woche für Empörung
im Bauausschuss.
Vor zwei Wochen hatte das Gremium des Hofer Stadtrats eine Liste
mit neun Straßenabschnitten veröffentlicht, die jeweils auf einigen
Metern Länge ausgebessert werden sollten - Dr.-Enders-Straße,
Beerbühlstraße (zwischen Wölbattendorf und Köditz) und Ossecker
Straße waren unter anderem ausgewählt worden, weil die Mitarbeiter
des Bauamts Sicherheitsmängel für die Verkehrsteilnehmer
befürchteten. Stadträte und Bau-Experten waren sich einig, dass es
mehr Sinn machen würde, die Stellen abschnittsweise auszubessern,
als nur einzelne Löcher zu flicken.
Regierungsdirektor Dietmar Lang, Sachgebietsleiter Kommunale
Angelegenheiten bei der Regierung, sieht das anders, wie in dem
Schreiben zu lesen ist: "Ob das Hinnehmen von mit Schlaglöchern
übersäten Straßen, das Aufschieben von grundlegenden
Instandsetzungen und das reine Flicken von beschädigten Straßen
eventuell weder sinnvoll noch wirtschaftlich ist, mag dahingestellt
sein. In der haushaltslosen Zeit hat die Erhaltung der Liquidität
Vorrang." Wo die Stadt unter Berücksichtigung dieses Aspekts nichts
ausbessern darf, habe sie "auf den nicht verkehrssicheren Zustand
durch Verkehrszeichen hinzuweisen".
Die Mitglieder des Bauausschusses waren zunächst sprachlos ob
dieser unerwartet harten Antwort - und wählten danach ihre Worte
sorgfältig, um sich nicht allzu sehr in Rage zu reden.
Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner dagegen versuchte, Zuversicht
zu vermitteln: "Wir gehen fest davon aus, dass wir die dringendsten
Arbeiten ausführen werden. Das ist schon aus Sicherheitsgründen
notwendig, und um weitere, noch größere Schäden zu vermeiden, wenn
nichts getan wird." Zusammen mit der Regierung möchte er eine Lösung
finden.
CSU-Fraktionschef Wolfgang Fleischer stehe dem natürlich ebenso
offen gegenüber - sagte aber gestern auf Anfrage: "Jeder einzelne
Stadtrat weiß, dass wir das Geld nicht mit dem großen Schöpflöffel
ausgeben können. Aber wenn ich bestimmte Zustände sehe, ist es doch
ein Selbstverständnis, für ein gewisses Maß an Sicherheit zu
sorgen." Die Hofer forderten keine "super Sanierung", sondern eine
kostengünstige und vernünftige Lösung für die betreffenden
Abschnitte. "Wo bitte liegt der Sinn darin, dass der Bauhof auf 20
Metern Straße 40 einzelne Löcher flickt?" Der Einsatz gesunden
Menschenverstands wäre hier besser gewesen als Paragrafen-Wälzen,
schimpft Fleischer.
Auch Rainer Kellner, Sprecher der SPD im Bauausschuss, sei sich
der schwierigen Situation bewusst: "Wir brauchen ja eine
einvernehmliche Lösung mit der Regierung." Doch die "oberlehrerhafte
Reaktion" stoße auch ihm sauer auf. "Der Hinweis, Verkehrszeichen an
allen gefährlichen Stellen aufzustellen, erzeugt ein Bild, das sich
nicht einprägen sollte." Man müsste wohl Hunderte Schilder
aufstellen. Die Debatte um die Löcher im Asphalt spiegle den
allgemeinen Kampf der Kommunen wider: "Städte und Gemeinden
bekommen, bei sinkenden Einnahmen, immer mehr Aufgaben aufgehalst."
Beim Thema Straßen schließe sich der Kreis: "Die Gesetzeslage hat
mit der Realität oft nichts zu tun."
FAB-Chefin Gudrun Bruns schlägt vor, zunächst abzuwarten, bis der
Schnee geschmolzen und tatsächlich alle Schäden sichtbar sind. "Dann
müssen wir zunächst eine Bestandsaufnahme der Hauptstraßen machen,
dann eine der Nebenstraßen und so fort." Neben Asphaltlöchern
Warnschilder aufzustellen, halte sie sogar für gefährlich -
schließlich stehe die Stadt in der Haftpflicht, und das könne teuer
werden.
Dr. Corinna Boerner, Sprecherin der Regierung, verwies gestern
Abend auf Anfrage auf die grundsätzliche Sichtweise auf das Thema:
Die Regierung habe die Hofer lediglich darauf hingewiesen, dass die
Stadt in der haushaltslosen Zeit jede Maßnahme im Einzelfall
entscheiden müsse - der Antrag der Stadt hatte sich auf das
routinemäßige Ausbesserungsprogramm in seiner Gänze bezogen. "Die
Stadt muss am Ende der Frostperiode vor dem Hintergrund der
Restriktionen in der haushaltslosen Zeit sorgfältig prüfen, ob für
die ins Programm aufgenommenen Straßen die vorgesehenen Maßnahmen
überhaupt oder im beabsichtigten Umfang aufgrund der
Verkehrssicherungspflicht erforderlich sind", schreibt Boerner
abschließend.
Die Hofer Sedanstraße steht ebenfalls auf der Liste der dringend
nötigen Maßnahmen. |