Von Harald Werder
Hof - Die Hofer
Altstadt wird in zwei Monaten eine kosmetische Operation hinter sich
haben, die ihr Aussehen gründlich verändert. Der Stadtrat hat in
seiner Sitzung am Samstag beschlossen, die Initiative der
Geschäftswelt der Innenstadt zu unterstützen. Die plant eine
optische Aufwertung und eine Belebung der Innenstadt (wir
berichteten).
Herzstück der Plans privater Kräfte ist ein
roter Asphaltstreifen, der sich anstelle des derzeitigen Pflasters
durch die Fußgängerzone ziehen soll. Auf dieser Fläche soll der
bummelnde Kunde so hofiert werden, wie der Star auf den roten
Teppichen der Metropolen - so der Marketing-Gedanke. Zumindest
versprechen sich die Geschäftsleute einen Blickfang, über den man
spricht.
Zwischenlösung
Die Stadt ist nun aus zwei Gründen sehr
angetan von diesem Plan. Punkt eines: Er hilft ihr aus der Misere,
nachdem die in die Jahre gekommene Altstadt so schnell nicht
komplett wieder neue Frische eingehaucht bekommt. Schließlich haben
die Bürger per Abstimmung die Pläne des "Hofer Himmels" abblitzen
lassen. Die Initiative unter der Führung von Angelika Rädlein kommt
da nun Recht: Bis ein neues Konzept vorliegt und an dessen Umsetzung
zu denken ist, werden mindestens drei Jahre vergehen. Die Lösung
"Roter Teppich" im Verbund mit regelmäßigen Veranstaltungen in der
Fußgängerzone kann als Zwischenlösung verlorene Attraktivität
wiedergewinnen.
Punkt zwei: Das Engagement der Geschäftswelt
bringt der Stadt nicht nur einen Imagegewinn, es hinterlässt im
städtischen Haushalt kaum Spuren. Denn das Gros der Kosten, die die
Stadt aktuell mit rund 130 000 Euro beziffert, übernimmt die
Initiative (siehe Infokasten). Der 50 000-Euro-Posten, der bei der
Stadt bleibt, dient zudem nicht dem Marketing direkt - um die
Erneuerung der seitlichen Großpflaster-Streifen wäre die Stadt nicht
herumgekommen.
Besonderen Charme hat der Plan auch, weil er
flott vonstatten geht. In zwei Wochen sollen alle juristischen
Fragen geklärt und der Vertrag mit der Gesellschaft der Initiative
unterschrieben sein. Ein, höchstens zwei Wochen soll es dauern, die
Pflastersteine aus der Altstadt zu wuchten, eine Asphalttragschicht
aufzubringen und schließlich das Ganze in der Mitte mit rotem
Gussasphalt zu garnieren. Spätestens zum "Hof-blüht-auf-Tag" am 27.
April muss es gelaufen sein, das ist auch eine der Bedingungen, die
die Stadt mit der Initiative verknüpft.
Grüne und Linke zweifeln
Dieses Vorteils-Paket hat die Fraktionen
bewogen, ohne Wenn und Aber dem Vorschlag der Verwaltung
zuzustimmen. Die CSU drückt bei den Kosten ein Auge zu: "Ohne auf
die Haushaltslage zu achten, ist es (...) unabdingbar, gemeinsam mit
den Altstadtanrainern, diese vorübergehende Maßnahme zum Erfolg zu
führen", heißt es in der Stellungnahme der Christsozialen. Auch der
SPD gefällt der Plan. "Vor allem freut es uns, dass die Betroffenen
selbst das Heft in die Hand nehmen", sagte Jürgen Adelt.
Widerspruch kam von Grünen-Stadträtin Margit
Doll, sie klagte über den verstärkten "Straßencharakter". Thomas
Etzel, Linke, war auch dagegen. Er fürchtet den "Verlust kommunaler
Souveränität", wenn man sich von Geschenken Privater abhängig macht.
Die Kosten
Folgende Posten stehen in der Altstadt an:
Entfernen von 2000 Quadratmeter
Großpflasterstreifen: 20 000 Euro. Kosten übernimmt die Stadt.
Neue, zehn Zentimeter dicke
Asphalttragschicht: 30 000 Euro, die Stadt übernimmt zwei Drittel
der Kosten.
Neue, zirka vier Zentimeter dicke Deckschicht
aus rotem Gussasphalt: 80 000 Euro, Kosten übernimmt die
Geschäftswelt. |