Selb / München
- Um einschätzen zu können, welche Auswirkungen ein erweiteres
Factory-Outlet-Center in Selb auf benachbarte Innenstädte hat,
bedarf es solider Grundlagen. Das Münchner Beratungsunternehmen BBE
führte dazu Telefoninterviews mit 1100 Personen in Hof, Münchberg,
Helmbrechts, Rehau, Naila, Wunsiedel, Marktredwitz, Bayreuth,
Waldsassen, Tirschenreuth und Weiden. Weitere Befragungen gab es
direkt am FOC, auf den großen Parkplätzen der Selber Werksverkäufe
wurden mehrmals die Autos gezählt, und an den Autokennzeichen wurde
die Herkunft der Besucher abgelesen, die aus ganz Deutschland sind.
Auch nutzten die Gutachter Daten über die Frequenz auf der A 93 bei
Selb.
Die meisten Befragten waren im letzten Jahr
"weniger als zwei Mal" in einem Werksverkauf. Knapp 50 Prozent
wollen das erweitere Selber Outlet "ab und zu" besuchen, 45 Prozent
gar nicht. Nur 5,5 Prozent sagten, sie würden "regelmäßig" ins FOC
gehen. Im Durchschnitt gibt ein Käufer im Selber FOC 110 Euro aus.
Wie sich zeigte, sind Hof, Bayreuth,
Marktredwitz und Weiden die bedeutendsten Einkaufsorte der Region.
Entsprechend hoch sind im Gutachten die Zentralitätswerte dieser
Städte: Spitzenreiter ist Marktredwitz mit 222,2, gefolgt von Weiden
(210,1), Hof (206,6) und Bayreuth (176,7). Selb hat 119. Je höher
die Kennziffer über 100 ist, desto mehr profitiert die Kommune von
Kaufkraftzuflüssen.
Als Kerneinzugsgebiet eines größeren Selber
FOC kristallisierte sich ein 30-Minuten-Fahrzeitradius heraus: Etwa
45 Prozent des Umsatzes werden aus diesem Gebiet stammen, knapp 15
Prozent aus einem Radius zwischen 30 und 60 Minuten und hohe 40
Prozent aus dem Rest-Bundesgebiet. 1,5 Millionen Menschen wohnen
allein im 60-Minuten-Kreis.
Den Jahresumsatz im jetzigen Selber FOC geben
die Gutachter mit 8,97 Millionen Euro an. Für das ausgebaute Outlet
gehen sie von einer Verdoppelung der Besucher aus, jedoch nur von
einer geringfügigen Erhöhung des durchschnittlichen Einkaufswerts.
Unter diesen Voraussetzungen veranschlagen sie den künftigen Umsatz
des FOC auf 22,58 Millionen Euro. Mit einem Anteil von 17,41
Millionen werden sich die Branchen Bekleidung und Schuhe durch die
stark erweiterten Flächen den Löwenanteil sichern. Der Neu-Umsatz
soll sich auf 13,66 Millionen belaufen. 8,1 Millionen davon beträgt
der sogenannte regionale Verdrängungsumsatz. Die Gutachter betonen
aber: "Aus allen Untersuchungen bisher ist deutlich geworden, dass
sich die Umsatzherkunft eines FOC weit im Raum verteilt und die
Auswirkungen auf die einzelnen Innenstädte daher geringer ausfallen,
als dies bei klassischen Handelseinrichtungen wie Einkaufszentren
der Fall ist. Überschneidungen mit FOC-Sortimenten führen meist nur
zu geringen Umsatzverlusten."
Für die höchsten Umsätze im ausgebauten FOC
sorgen mit sechs Millionen Euro die Käufer aus dem
30-Minuten-Radius; 4,3 Millionen trägt die gesondert aufgeführte 16
000-Einwohner-Stadt Selb bei, aus dem 30-bis-60-Minuten-Radius
fließen drei Millionen, beachtliche 8,7 Millionen aus der Zone
jenseits der 60-Minuten.
Bei Textilien führt die FOC-Erweiterung unter
den zwölf aufgelisteten Kommunen Hochfrankens und der nördlichen
Oberpfalz laut Gutachten in Rehau zu den höchsten Einbußen: 14
Prozent. Bei Schuhen und Lederwaren ist ebenfalls Rehau mit minus
33,1 Prozent am stärksten betroffen. Dies sei der "teils sehr
schlechten Angebotsstruktur" geschuldet, heißt es. In den anderen
Kommunen sind die Werte unter der "relevanten Größenordnung" von
zehn Prozent - und durchweg weit unter dieser Grenze liegen sie bei
Glas, Porzellan und Keramik.
Interessant sind einige gutachterliche Zahlen
über Jahresumsätze in Innenstädten: So werden sie allein im Bereich
Textil für Weiden (43 000 Einwohner) mit 65,9 Millionen Euro
angegeben, für Hof (47 000 Einwohner) mit 64,5 Millionen. Es folgen
Bayreuth (73 000 Einwohner) mit 57 Millionen Euro und Marktredwitz
(17 000 Einwohner) mit 21,7 Millionen Euro. Thomas Hanel
FOC-Gutachten | Die
Bereiche Textilien und Schuhe sichern sich
im ausgebauten Selber Outlet-Center mit über 17
Millionen Euro
den Löwenanteil. Marktredwitz hat den höchsten
Zentralitätswert. |