Die SPD will künftig mehr
Gestaltungsfreiheit. Sie wirft Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner
"Ideenlosigkeit" vor.
Von Andrea Hofmann
Hof - Der Stadtrat
verliert aus Sicht der SPD immer mehr Gestaltungsfreiheit: Viele
Aufgaben, für die der Stadtrat ursprünglich zuständig gewesen sei,
seien in den vergangenen Jahren an die Verwaltung und kleinere
Gremien abgegeben worden, kritisiert Fraktionschef Dr. Jürgen Adelt.
Das Problem: Der Stadtrat sei an vielen Entscheidungen, die die
Stadt betreffen, nicht mehr beteiligt. Zwar seien in
Aufsichtsgremien und Beiräten Stadträte vertreten, doch an der
Spitze stehe jeweils allein der Oberbürgermeister.
Als Beispiel nennt der Fraktionschef etwa die
Theater GmbH, die Flughafengesellschaft und das Stadtmarketing, das
ohne Kontrolle durch den Stadtrat über ein Budget von 200 000 Euro
verfügen könne. Falls als nächstes auch der Bauhof in einen
Eigenbetrieb umgewandelt werden sollte, ginge das für Adelt in die
gleiche Richtung. Freilich seien die Ausgliederungen nicht allein
dem Oberbürgermeister anzukreiden, räumt er ein. "Der Stadtrat hat
das mitgetragen." Trotzdem müssten die Räte an Kontrolle und
Entscheidungsspielraum zurückgewinnen.
Das müsse auch für die Haushaltsberatungen
gelten: Es drohe ein weiteres Jahr ohne genehmigten Haushalt, sagt
Adelt. Er wirft dem Oberbürgermeister vor, quasi im Alleingang zu
entscheiden, welche Projekte zwingend notwendig seien und der
Regierung vorgelegt würden.
Anregungen wie ein parkkostenfreier
Adventssamstag würden dagegen übergangen: "Dem Stadtrat bleibt keine
Möglichkeit, selbst Vorschläge zu machen." Adelt fordert mehr
Transparenz. Wie berichtet, hatte Adelt bereits Fichtners
Informationspolitik kritisiert, als im Haupt- und Finanzausschuss
bekannt wurde, dass der Weihnachtsmarkt den Bauhof mehr kostet als
erwartet. "Die Stadträte als Vertreter der Bürger haben davon zu
spät erfahren", sagt Adelt. "Das ist nicht der Weg, wie man in einer
haushaltslosen Zeit mit Machtfülle umgeht."
Stellvertreterin Karola Böhm wirft Fichtner
"Ideenlosigkeit" und "fehlende Zukunftsplanung" vor. Weil abzusehen
gewesen sei, dass 2010 ein weiteres Jahr ohne genehmigten Haushalt
droht, hätte er sich rechtzeitig darum kümmern müssen, dass die
Sportförderung und die Zuschüsse für die Integrationsarbeit von EJSA/EIBA
gesichert sind. Günter Merkel schlägt dazu vor, mit den Hofer
Sportvereinen Verträge ähnlich der Jugendförderung abschließen.
Karola Böhm fordert den Oberbürgermeister auf,
der Regierung klarzumachen, dass einige der "freiwilligen
Leistungen" Pflichtaufgaben seien - etwa die Migrationsarbeit von
EIBA/EJSA. Laut Böhm bedarf auch die Gemeindeordnung einer Reform.
Ein weiteres Thema beschäftigt die SPD - die
Zukunft des Flughafens. Falls sich tatsächlich kein neuer Betreiber
für die Fluglinie finde, müsse der Oberbürgermeister einen
Alternativplan parat haben. Immerhin kämen auf die Stadt als
Eigentümer weiterhin Unterhaltskosten zu. Eine Lösung könne
vielleicht ein Verkehrsflughafen für die Industrie sein. "Wir sind
auch für den Erhalt der Fluglinie", betont Böhm. "Aber man muss doch
schon mal darüber reden." Lob gibt es von der SPD für den geplanten
Ausbau des Güterverkehrszentrums. Böhm: "Das lässt auf
Gewerbesteuereinnahmen hoffen."
Um Geld zu sparen, appelliert Stellvertreter
Günter Merkel, den Nutzen des Hofer Freibads zu überdenken, wenn es
zugleich den Untreusee gibt. Das Freibad verursacht laut Merkel
jedes Jahr ein sechsstelliges Minus, während die Stadt für den
Unterhalt des Sees 300 000 Euro ausgibt. Sein Vorschlag, um
Einnahmen zu erhöhen: Wohnmobilstellplätze und kostenpflichtige
Parkplätze für Auswärtige am Untreusee - Hofer sollten dagegen
weiterhin kostenlos parken dürfen. |