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Erschienen in der Frankenpost am 16.12.2010 

Ein riesiger Schneehaufen könnte den Bussen an der Haltestelle Krötenbrucker Straße bald Schwierigkeiten bereiten. Foto: Ernst Sammer

Schwerstarbeit nach nur zwei Stunden Schlaf

 
Schneeberge und kein Durchkommen mehr: Die Finanznot der Stadt macht sich beim Winterdienst bemerkbar.

Von Andrea Hofmann

Hof - Der Dezember ist ein Wintermonat, wie es ihn lange nicht gab. Überall in der Stadt türmen sich Schneehaufen auf - teilweise bis zu zwei Meter hoch. Anwohner kommen kaum noch aus ihren Garagen und Schneepflüge passen nicht mehr durch enge Straßen.

Jetzt hat die Stadt mitgeteilt, dass Schnee auf die Seite weggeschafft wird - zumindest in der Innenstadt und an Bushaltestellen, wo es mittlerweile besonders brenzlig ist. Schon in der vergangenen Woche haben sich laut Pressesprecher Rainer Krauß Hofer Einzelhändler finanziell an einer Räumaktion beteiligt, bei der Parkplätze in der Innenstadt vom Schnee befreit worden sind. Die gemeinsame Aktion soll sich nun wiederholen: "Die Parksituation dürfte sich damit im Bereich er Innenstadt deutlich entspannen."

Laut Krauß stellen die riesigen Schneehaufen die Stadt vor ein Problem: "In Zeiten eines nicht genehmigten Haushalts darf die Stadt Hof aus rechtlichen Gründen nur die sogenannten Pflichtaufgaben erledigen", heißt es in seiner Mitteilung, einer ersten Stellungnahme der Stadt zu dem Problem. Das Wegschaffen von Schneebergen gehöre nur dann zu diesen Pflichtaufgaben, wenn sie zum Beispiel ein Sicherheitsrisiko für den Busverkehr darstellen. Aber: Was für den Räumdienst eine freiwillige Leistung und was eine Pflichtaufgabe ist, das entscheide die Stadt selbst, konkrete Vorgaben von der Regierung gebe es dazu nicht, sagte Bauhofleiterin Kornelia Künzel auf Nachfrage. Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner erklärte dazu: "Die Versicherungspflicht haben wir." Sollte jemand, etwa wegen eines Unfalls, Ansprüche geltend machen, müsse die Stadt dokumentieren können, welche Räumarbeiten gemacht worden sind und welche nicht. Vorgekommen sei das bisher noch nicht. Laut Fichtner hat auch die Polizei am Räumdienst der Stadt derzeit nichts zu beanstanden.

Im Winterdienst arbeiten Pressesprecher Rainer Krauß zufolge über 60 Mann. Die erste Schicht ist von 3 Uhr nachts bis mittags unterwegs, die zweite von mittags bis Mitternacht. Im Einsatz sind 17 Fahrzeuge, darunter Schneepflüge, Streufahrzeuge und Schmalspurfahrzeuge, mit denen sich Gehwege und engere Straßen räumen lassen.

Wenn es so heftig schneit wie zurzeit, dann schlaucht das die Mitarbeiter: "In keiner anderen Zeit im Jahr werden im städtischen Bauhof so viele Überstunden gemacht wie jetzt im Winter", teilte Krauß mit. Das Problem dabei: Manche Mitarbeiter haben nach Angaben von Bauhof-Chefin Künzel nach dem Winter so viele Überstunden auf dem Konto, dass sie es gar nicht schaffen, sie in den Sommermonaten abzubauen. Die Bereitschaftsmeister schlafen laut Künzel oft nur zwei Stunden pro Nacht - zwei Stunden, in denen sie im Notfall trotzdem aus dem Bett geklingelt werden könnten: "Sie arbeiten praktisch rund um die Uhr."

Auf die Frage nach der Personalentwicklung im Bauhof räumte der Oberbürgermeister ein: "Es wurde in den vergangenen Jahren massiv abgebaut." Zwar sei niemand entlassen worden, doch frei werdende Stellen seien nicht mehr besetzt worden. "Abgebaut wird schon seit den Neunzigerjahren", erklärte der Rathaus-Chef. "Das ist natürlich der Haushaltssituation geschuldet." Zu Spitzenzeiten hatte der Bauhof laut Fichtner knapp 300 Mitarbeiter - heute sind es noch rund 180. Der Fuhrpark hat sich seinen Angaben zufolge aber nicht verkleinert: Demnach fahren so viele Räum- und Streufahrzeuge wie in den vergangen Jahren - nur mit weniger Personal.

Wenn sich der Winterdienst in der Nacht auf den Weg macht, werden zuerst Hauptverkehrsstraßen geräumt und gestreut, etwa die Ernst-Reuter- oder die Wunsiedler Straße. Dann kommen Buslinien, Bushaltestellen und Straßen an die Reihe, die besonders steil sind, wie zum Beispiel die Schaumbergstraße. Nebenstrecken müssen bei starkem Schneefall deshalb oft warten.

Was die Räumpflicht der Bürger und die umstrittenen Kontrollen durch das Ordnungsamt angeht, betonte Krauß noch einmal: Es sei keinesfalls so, dass die Stadt in diesen Tagen intensiver kontrolliere als sonst. Dennoch müsse das Ordnungsamt Hinweisen nachgehen. Amtsleiter Bruno Waschke stellte allerdings klar, dass durchaus schon beim ersten Verstoß ein Bußgeld drohen könne - allerdings nur, wenn zum Beispiel gefährliche Eisplatten auf dem Gehweg liegen oder wenn klar erkennbar sei, dass jemand seit Tagen nicht geräumt hat.


 

 

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