Bis zu 21 Stunden am Tag
sind in Hof Räum- und Streufahrzeuge unterwegs. Für die Mannschaft
vom städtischen Bauhof beginnt der Dienst um 3 Uhr in der Nacht.
Von Andrea Hofmann
Hof - Eine dicke
Neuschneedecke liegt auf der Ernst-Reuter-Straße. Schneekristalle
funkeln und glitzern im Licht der Straßenlaternen. Kai Langheinrich
setzt das Räumschild auf und gibt Gas. Neben dem Schneepflug wirbeln
Schneebrocken in die Höhe und begraben drei Papiertonnen unter sich.
Es ist kurz nach vier Uhr in der Nacht. Außer Langheinrich und
seinen Kollegen ist fast niemand unterwegs. Er tippt auf sein Radio.
"Das taut jetzt langsam auf, das ist immer eingefroren." Bis er die
Ernst-Reuter-Straße zwischen "Exner-Kreuzung" und Berliner Platz
geräumt hat, dauert es fast eine halbe Stunde.
Der 31-Jährige arbeitet seit 17 Jahren im
Bauhof. "Ich habe bei der Stadt gelernt." Schneepflug fährt er heuer
den dritten Winter. "Mir gefällt das. Das Räumen, die Straßen
freimachen - du siehst danach, was du gemacht hast. Ich finde das
schön." Im Sommer und wenn kein Schnee liegt, arbeitet er im Bauhof
im Garten- und Landschaftsbau und bei der Straßenreinigung.
In der Luisenburgstraße wird es eng. Links
Schneehaufen, rechts parkende Autos: Langheinrich lupft das
Räumschild, neigt es ein bisschen und rangiert den Pflug vorsichtig
durch die Engstelle. Etwa 3,40 Meter breit ist sein Gefährt. Durch
einige Straßen in der Stadt passt der Schneepflug nicht mehr durch.
Manchmal parkt auch ein einziges Auto so ungünstig, dass deshalb die
ganze Straße nicht geräumt werden kann.
Ab und zu kommt es im Winterdienst auch zu
kleineren Unfällen. Manchmal schlittern die Räumfahrzeuge zu eng an
einem Auto vorbei und nehmen einen Außenspiegel mit, manchmal
kollidieren Autofahrer auf den schmierigen Straßen mit dem
Winterdienst. Schlimmere Unfälle sind laut Bauhof-Chefin Kornelia
Künzel aber noch nicht passiert.
Inzwischen ist es kurz nach Fünf. Seit Kai
Langheinrich rund um den Kurt-Schumacher-Platz geräumt hat, ist es
gerade zwei Stunden her. Inzwischen ist alles wieder zugeschneit.
Bis sich der 31-Jährige um Nebenstrecken in seinem Räumbezirk rund
um Moschendorf und Otterberg kümmern kann, wird es wohl 9 oder 10
Uhr. Dann sind viele Menschen schon auf der Arbeit. "Rechts und
links siehst du dann überall schon freigeschorte Garagen. Du siehst,
die Leute haben sich Mühe gegeben, musst aber trotzdem dran
vorbeifahren und alles wieder zuschütten." Langheinrich wälzt einen
dicken Batzen Matsch quer über den "Q-Bogen" direkt vors
Jugendzentrum. Der Schnee knirscht unter dem großen Schild. Dass
manche Menschen sich ärgern, kann er verstehen. Manchmal fluchen ihm
Anwohner mit der Schneeschaufel hinterher. Dass behauptet wird, in
der Stadt werde nicht geräumt, versucht er, gelassen zu sehen. "Es
bringt nichts, sich aufzuregen, ich weiß ja, dass es nicht stimmt."
Auch viele seiner Kollegen müssen ja ihre Garagen freischaufeln.
Langheinrich hat Glück: "Ich hab' ne Tiefgarage."
Bis zu zehn Stunden sitzt er jeden Tag im
Schneepflug. Gut 30 Kilometer muss er räumen, doch am Ende seiner
Tour hat er oft das Dreifache auf dem Kilometerzähler. "Das liegt
daran, dass man manche Straßen mehrmals abfährt." Der 31-Jährige
gehört zu der Truppe, die immer um drei Uhr nachts auf der Matte
stehen muss, den ganzen Winter über. "Man gewöhnt sich daran." Und
so hat er wenigstens nachmittags Zeit für seine kleine Tochter. An
diesem Morgen sind 17 Fahrer auf den Straßen unterwegs, zusätzlich
40 Arbeiter räumen per Hand mit Schaufeln zum Beispiel
Bushaltestellen frei. In Moschendorf und am Otterberg kennt
Langheinrich viele Anwohner vom Sehen. Manche warten mit dem
Freiräumen ihrer Garagen extra, bis der Schneepflug da war. An der
Moschenmühle steht ein Mann auf dem Gehweg. Er lacht und winkt. "Die
meisten Leute sind schon mit uns zufrieden", sagt Langheinrich. Im
Radio läuft der Verkehrsfunk: "Der Winter tobt auf den Straßen. Vor
allem in Franken schneit es heftig weiter." Langheinrich schmunzelt.
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