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Erschienen in der Frankenpost am 16.12.2010 

In vielen Straßen wie hier am Otterberg wird es eng: Die größten Schneepflüge des Bauhof-Fuhrparks sind 3,40 Meter breit. Mehr Bilder: www.frankenpost.de.

Kolosse machen den Weg frei

 
Bis zu 21 Stunden am Tag sind in Hof Räum- und Streufahrzeuge unterwegs. Für die Mannschaft vom städtischen Bauhof beginnt der Dienst um 3 Uhr in der Nacht.

Von Andrea Hofmann

Hof - Eine dicke Neuschneedecke liegt auf der Ernst-Reuter-Straße. Schneekristalle funkeln und glitzern im Licht der Straßenlaternen. Kai Langheinrich setzt das Räumschild auf und gibt Gas. Neben dem Schneepflug wirbeln Schneebrocken in die Höhe und begraben drei Papiertonnen unter sich. Es ist kurz nach vier Uhr in der Nacht. Außer Langheinrich und seinen Kollegen ist fast niemand unterwegs. Er tippt auf sein Radio. "Das taut jetzt langsam auf, das ist immer eingefroren." Bis er die Ernst-Reuter-Straße zwischen "Exner-Kreuzung" und Berliner Platz geräumt hat, dauert es fast eine halbe Stunde.

Der 31-Jährige arbeitet seit 17 Jahren im Bauhof. "Ich habe bei der Stadt gelernt." Schneepflug fährt er heuer den dritten Winter. "Mir gefällt das. Das Räumen, die Straßen freimachen - du siehst danach, was du gemacht hast. Ich finde das schön." Im Sommer und wenn kein Schnee liegt, arbeitet er im Bauhof im Garten- und Landschaftsbau und bei der Straßenreinigung.

In der Luisenburgstraße wird es eng. Links Schneehaufen, rechts parkende Autos: Langheinrich lupft das Räumschild, neigt es ein bisschen und rangiert den Pflug vorsichtig durch die Engstelle. Etwa 3,40 Meter breit ist sein Gefährt. Durch einige Straßen in der Stadt passt der Schneepflug nicht mehr durch. Manchmal parkt auch ein einziges Auto so ungünstig, dass deshalb die ganze Straße nicht geräumt werden kann.

Ab und zu kommt es im Winterdienst auch zu kleineren Unfällen. Manchmal schlittern die Räumfahrzeuge zu eng an einem Auto vorbei und nehmen einen Außenspiegel mit, manchmal kollidieren Autofahrer auf den schmierigen Straßen mit dem Winterdienst. Schlimmere Unfälle sind laut Bauhof-Chefin Kornelia Künzel aber noch nicht passiert.

Inzwischen ist es kurz nach Fünf. Seit Kai Langheinrich rund um den Kurt-Schumacher-Platz geräumt hat, ist es gerade zwei Stunden her. Inzwischen ist alles wieder zugeschneit. Bis sich der 31-Jährige um Nebenstrecken in seinem Räumbezirk rund um Moschendorf und Otterberg kümmern kann, wird es wohl 9 oder 10 Uhr. Dann sind viele Menschen schon auf der Arbeit. "Rechts und links siehst du dann überall schon freigeschorte Garagen. Du siehst, die Leute haben sich Mühe gegeben, musst aber trotzdem dran vorbeifahren und alles wieder zuschütten." Langheinrich wälzt einen dicken Batzen Matsch quer über den "Q-Bogen" direkt vors Jugendzentrum. Der Schnee knirscht unter dem großen Schild. Dass manche Menschen sich ärgern, kann er verstehen. Manchmal fluchen ihm Anwohner mit der Schneeschaufel hinterher. Dass behauptet wird, in der Stadt werde nicht geräumt, versucht er, gelassen zu sehen. "Es bringt nichts, sich aufzuregen, ich weiß ja, dass es nicht stimmt." Auch viele seiner Kollegen müssen ja ihre Garagen freischaufeln. Langheinrich hat Glück: "Ich hab' ne Tiefgarage."

Bis zu zehn Stunden sitzt er jeden Tag im Schneepflug. Gut 30 Kilometer muss er räumen, doch am Ende seiner Tour hat er oft das Dreifache auf dem Kilometerzähler. "Das liegt daran, dass man manche Straßen mehrmals abfährt." Der 31-Jährige gehört zu der Truppe, die immer um drei Uhr nachts auf der Matte stehen muss, den ganzen Winter über. "Man gewöhnt sich daran." Und so hat er wenigstens nachmittags Zeit für seine kleine Tochter. An diesem Morgen sind 17 Fahrer auf den Straßen unterwegs, zusätzlich 40 Arbeiter räumen per Hand mit Schaufeln zum Beispiel Bushaltestellen frei. In Moschendorf und am Otterberg kennt Langheinrich viele Anwohner vom Sehen. Manche warten mit dem Freiräumen ihrer Garagen extra, bis der Schneepflug da war. An der Moschenmühle steht ein Mann auf dem Gehweg. Er lacht und winkt. "Die meisten Leute sind schon mit uns zufrieden", sagt Langheinrich. Im Radio läuft der Verkehrsfunk: "Der Winter tobt auf den Straßen. Vor allem in Franken schneit es heftig weiter." Langheinrich schmunzelt.

 

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