Ringen um die Finanzen geht
weiter
Ein Jahr nach dem 9. November 2009 fällt
das Fazit aus dem Hofer Rathaus und aus der Staatskanzlei in München
vorsichtig positiv aus. In Sachen Wasser-Kompetenz gibt es wohl
schon bald Neuigkeiten zu vermelden.
Von Jan Fischer
1 Der Ersatz des Eigenanteils der Stadt Hof für geförderte
Projekte stand ganz oben auf der Liste der Forderungen der Stadt
Hof. Bekanntlich ist daraus nichts geworden. Aktuell deutet sich ein
Erhalt der Gewerbesteuer an. Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner
sagt dazu, man plädiere für eine Beibehaltung der Gewerbesteuer -
aber nur deshalb, weil alle Alternativen noch mehr Ungewissheit
bedeuteten. Im Übrigen werde die Stadt Hof in diesem Jahr mehr
Gewerbesteuer einnehmen als geplant. Bereits bis zum Ende des
dritten Quartals belaufen sich die Einnahmen auf 9,3 Millionen Euro;
der Ansatz im Haushalt betrug zehn Millionen Euro.
Die bayerische Staatskanzlei teilt dazu mit,
dass die Staatsregierung der Stadt Hof regelmäßig Höchstfördersätze
für Projekte gewährt habe. Das erkennt auch OB Fichtner an: Wenige
Wochen nach der Kabinettssitzung im November 2009 habe die
Staatsregierung den Höchstfördersatz von 80 Prozent für den Bau der
Jahnturnhalle genehmigt.
Natürlich werde die Staatsregierung keinen
Geldsack über Hof ausschütten, nur weil das Kabinett hier tage,
stellt Fichtner fest. "Wir werden weiter dicke Bretter bohren
müssen." Will heißen: Das Ringen um Finanzen - und speziell
um staatliche Fördermittel - geht weiter.
2Ein Minus setzt der Rathauschef hinter die Forderung "Dauerhafte
Existenzsicherung von Theater Hof und Hofer Symphonikern".
"Allenfalls durch eigene Anstrengungen" habe die Stadt dazu
beigetragen, dieses Ziel zu erreichen. Fichtner erinnert daran, dass
das Defizit fürs Theater von 600 000 auf 320 000 Euro reduziert
worden sei. Der Freistaat habe die beiden kulturellen Leuchttürme
wie in den vergangenen Jahren auch gefördert.
Die Staatskanzlei unterstreicht diese
Förderung von 3,75 Millionen Euro auf Nachfrage ausdrücklich. Seit
2003 sei die Finanzspritze gleich geblieben; andere kommunale
Theater und Kultureinrichtungen hätten hingegen zwischen 2005 und
2007 erhebliche Einbußen hinnehmen müssen. "Der Staatszuschuss deckt
48 Prozent des veranschlagten Betriebskosten-Fehlbetrags."
Auch die Existenz der Hofer Symphoniker habe
die Staatsregierung gesichert, heißt es aus der Landeshauptstadt.
2009 und 2010 erhielten die Symphoniker demnach jeweils eine
staatliche Förderung von 2,068 Millionen Euro; zum Vergleich: 2008
waren es noch 1,199 Millionen Euro. "Aus dem Kulturpakt fließen
zusätzlich jährlich 90 000 Euro als Extrazuschuss an das Orchester."
3Die Forderung nach dem Bau des Güterverkehrszentrums (GVZ) Hof
hat sich erfüllt. Deshalb sieht der Oberbürgermeister in puncto
Logistik-Standort "ein dickes Plus". Es habe die Stadt viel Arbeit
gekostet, aber die Staatsregierung habe das Projekt jederzeit
unterstützt.
Aus München heißt es dazu, dass in den Jahren
2010 bis 2012 insgesamt Fördermittel von sechs Millionen Euro aus
dem bayerischen Staatshaushalt für das GVZ fließen würden. Seit 2007
habe es bereits Zahlungen in Höhe von 121 234 Euro gegeben. Der
Freistaat Bayern und die EU hätten darüber hinaus die
Logistikagentur Oberfranken mit 477 000 Euro gefördert.
4 "Die Rahmendaten sprechen für eine weitere Ansiedlung", stellt
Fichtner zum Automobil-Zulieferpark fest. Vor einem Jahr hatte die
Stadt von der Staatsregierung eine offensive Bewerbung des
Gewerbegebiets bei Haidt gefordert. Der OB setzt seine Hoffnungen
auf die kommenden Monate: "Die Wirtschaft zieht wieder an, gerade im
Bereich Automotive." Der Hofer Wirtschaftsförderer Klaus-Jochen
Weidner ergänzt, man werde das Areal im Jahr 2011 konkret bewerben.
Die Staatskanzlei bestätigt, dass der erste
Bauabschnitt des Zulieferparks vollständig belegt sei. Die
Wirtschaftsförderung der Stadt und die Staatsregierung strebten die
Eröffnung des zweiten Bauabschnitts an. Voraussetzung dafür sei
jedoch eine weitere Ansiedlung. Beide Seiten seien deshalb "in
laufendem Kontakt". Auch das Automobiltechnikum sei aktuell
"flächenmäßig nahezu ausgelastet", lautet die Bilanz aus München.
5Aus der Forderung von 2009 ist mittlerweile Realität geworden:
Die "zügige Elektrifizierung" der Strecken bei Hof hat die Deutsche
Bahn AG in Angriff genommen. Der Spatenstich für das Teilstück
zwischen Hof und Reichenbach auf bayerischer Seite ist noch in
frischer Erinnerung. Grundsätzlich seien Hof-Regensburg und
Hof-Nürnberg als gleichwertig zu betrachten, betont
Oberbürgermeister Fichtner. Aber die Bahn bevorzuge offensichtlich
die Regensburger Verbindung.
Die Staatskanzlei stellt dazu fest, dass nach Ansicht der
Staatsregierung beide Strecken "einen eigenen Verkehrswert haben".
Die Regierenden setzten sich daher dafür ein, beide
Elektrifizierungs-Projekte als gleichwertig einzustufen. Die
Fertigstellung des Abschnitts zwischen Reichenbach und Hof sei für
das Jahr 2014 zu erwarten. "Eine Fortführung der Elektrifizierung
bis Marktredwitz und zur tschechischen Grenze bei Schirnding wäre
der logische nächste Schritt zur Elektrifizierung Richtung Nürnberg
und Regensburg."
6Zu einem Punkt aus dem Forderungskatalog halten sich sowohl die
Verantwortlichen der Staatskanzlei als auch die Stadtspitze noch
bedeckt. "Offizielle Berufung der Stadt Hof als bayerischer
Kompetenz-Standort für Wassertechnologie" - so war der Wunsch in der
Broschüre formuliert, die die Regierungs-Mitglieder am 9. November
2009 mit auf den Weg bekamen. Aus München gab es gestern zu diesem
Thema noch keine Stellungnahme. Und der OB gab sich betont
geheimnisvoll: "Warten Sie mal ab", sagte er zu den versammelten
Medienvertretern. Die Stadt befinde sich "in engstem Kontakt" mit
dem bayerischen Umweltministerium. Möglicherweise könne man schon
bald Neuigkeiten verkünden.
7Ein weiteres bayerisches Kompetenzzentrum stand anno 2009 auf
der Wunschliste der Stadt Hof - dieses sollte sich mit mobilen
Telematik-Diensten befassen. Dazu hätten zahlreiche Gespräche mit
dem Wirtschafts- und Wissenschaftsministerium stattgefunden, sagt
Fichtner. Letztlich sei man zu dem Ergebnis gekommen, dass diese
Forderung zum Teil mit dem Neubau für Informationssysteme an der
Hochschule Hof abgedeckt sei.
Das bestätigt die Staatskanzlei: Das Projekt
am Campus stärke die Kompetenzen der Hochschule auf dem Gebiet der
Informatik. Weiter heißt es in der Stellungnahme, dass sich in den
Gesprächen "keine Ansatzpunkte für die Unterstützung einer neuen
Einrichtung" ergeben hätten. Unter anderem seien Zweifel an der
wirtschaftlichen Tragfähigkeit des Konzepts aufgekommen. Auch die
"beihilferechtliche Zulässigkeit" sei in Frage gestellt worden.
"
Die Rahmendaten sprechen für eine weitere Ansiedlung "
Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner zur Prognose für den
Automobil-Zulieferpark

Die Förderung für Theater und Symphoniker bleibt unverändert -
mehr gibt's nicht vom Freistaat.

Stadt und Staatsregierung haben gemeinsam den Durchbruch
geschafft: Das Güterverkehrszentrum entsteht

Die Elektrifizierung der Bahnstrecken bei Hof hat begonnen. Für
2014 ist die Fertigstellung geplant.

Die Hofer Wasserkompetenz wird vielleicht schon bald von
bayernweitem Interesse sein.

Forschen und produzieren im Automobil-Zulieferpark: 2011 will die
Stadt eine neue Firma präsentieren.

Das Institut für Informationssysteme kommt an die Hochschule Hof
- und erfüllt indirekt eine Hofer Forderung |